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Die Synagoge nach dem Anschlag vom Sonntag in Derbent Die Synagoge nach dem Anschlag vom Sonntag in Derbent  (ANSA)

Moskauer Erzbischof Pezzi verurteilt Dagestan-Anschläge

Bei Terrorattacken auf zwei orthodoxe Kirchen und eine Synagoge in Dagestan im Nordkaukasus sind am Sonntag mindestens 20 Menschen getötet worden. „Diese abscheuliche Tat, die sowohl das menschliche Leben als auch die religiösen Heiligtümer verachtet, verdient die schärfste Verurteilung", erklärte der Vorsitzende der katholischen Russischen Bischofskonferenz, Erzbischof Paolo Pezzi, in einem Kondolenzschreiben. Pezzi rief zu Gebet für die Toten und Verletzten auf.

Das berichtet die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass laut der katholischen Nachrichtenagentur KNA. Unter den Opfern sind demnach 15 Polizisten, ein orthodoxer Priester, der in seiner Kirche in Derbent brutal ermordet wurde, und der Wachmann der orthodoxen Kathedrale in Machatschkala. Der Gesundheitszustand mehrerer weiterer Menschen sei ernst. Sechs Angreifer seien getötet worden. Über den Hintergrund der Täter wurde bisher nichts Genaueres bekannt. Gouverneur Sergej Melikow sprach am Montag von einem „Terrorakt”.

Dagestan erklärte die Tage bis Mittwoch zu Trauertagen. Gouverneur Melikow teilte mit, dass die erst 2009 renovierte Synagoge in Derbent bei dem Angriff durch einen Brand fast vollständig zerstört worden sei. Melikow kündigte an, die Synagoge und auch die beschädigten Kirchen in kürzester Zeit restaurieren zu lassen. Vertreter der jüdischen Gemeinde erklärten, bei dem Angriff sei auch eine zweite Synagoge in Brand gesetzt worden. In der mehr als 100 Kilometer von Derbent entfernten Gebietshauptstadt Machatschkala wurde auch ein Polizeiposten angegriffen. Die Behörden hoben den Alarmzustand, der wegen der Anschlagsserie verhängt worden war, in der islamisch geprägten Teilrepublik inzwischen wieder auf. Melikow sagte in einer Videoansprache, die Situation in der Region sei unter Kontrolle.

Attacke am orthodoxen Pfingstfest

Die Attacke ereignete sich genau am orthodoxen Pfingstfest. Mit dem Angriff versuchten die Täter, Hass und Zwietracht zwischen verschiedenen Nationalitäten, Kulturen und Religionen zu säen sowie den interreligiösen Frieden zu zerstören, sagte der russisch-orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill. Russlands früherer Oberrabbiner Berel Lazar rief nach Angaben von Tass zur Mobilisierung der gesamten Gesellschaft im Kampf gegen den internationalen Terrorismus auf. Die Menschen müssten den Terroristen mit Solidarität und Eintracht entgegentreten, wird er zitiert.

Spekulationen zu Tätern

Der ehemalige Moskauer Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt kommentierte auf X: „Berichte, wonach ISIS für diesen abscheulichen Anschlag verantwortlich ist, sind einmal mehr ein Beweis dafür, dass die russischen Strafverfolgungsbehörden ihre Ressourcen zur Unterdrückung und Tötung friedlicher Bürger, die gegen den Krieg waren, missbraucht haben, statt sie zur Bekämpfung von ISIS und Terrorismus einzusetzen."

Einzelne Politiker in Dagestan und in Moskau sehen hingegen einen Zusammenhang mit der von Russland angegriffenen Ukraine. Gouverneur Melikow erklärte, dass die Anschläge vom Ausland aus vorbereitet worden sein könnten, nannte aber keine Beweise.

Russland und der Nordkaukasus

Die mehrheitlich muslimische Region Dagestan liegt im Nordkaukasus an der Grenze zu Georgien und Aserbaidschan. Zahlreiche Kämpfer aus Dagestan hatten sich in den vergangenen Jahren dem IS in Syrien angeschlossen. In der Nachbarrepublik Tschetschenien kämpften die russischen Behörden in den 90er-Jahren in zwei blutigen Kriegen gegen islamistische Separatisten. Seit dem Ende der Tschetschenien-Kriege befinden sich die russischen Behörden in einem schwelenden Konflikt mit militanten Islamisten aus dem gesamten Nordkaukasus, bei dem bereits zahlreiche Zivilisten und Polizisten getötet wurden.

(kna/diverse - sst) 

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25. Juni 2024, 10:05