Kenia: Bischöfe fordern Protestierende zum Dialog auf
An diesem Dienstag ist es zu weiteren Demonstrationen im ganzen Land gekommen, die von der Polizei mit Tränengas aufgelöst wurden. Die Proteste der Jugendlichen hatten sich im Juni am Widerstand gegen ein umstrittenes Steuergesetz entzündet. Nach fast einmonatigen Protesten haben die Jugendlichen ihre Forderungen auf weitere Reformen in den Bereichen Politik, Verwaltung und Wirtschaft ausgeweitet, während sie das Angebot der Regierung zum Dialog ablehnen.
„Wir bitten Sie, sich für Gespräche zu öffnen, damit Sie auch durch Perspektiven bereichert werden, die Ihnen vielleicht nicht klar sind“. Das steht in einer Erklärung der Bischöfe, die Erzbischof Anthony Muheria von Nyeri am Montag auf einer Pressekonferenz verlas. In dem Text werden auch andere Themen angesprochen, unter anderem der Kampf gegen Korruption, Polizeibrutalität, Entführungen und die Achtung von Kultstätten. Wörtlich heißt es in der Erklärung: „Es besteht das echte Risiko, dass Sie intolerant gegenüber Ideen und Visionen werden, die Ihren Vorstellungen nicht entsprechen“. Erzbischof Muheria kritisierte auch den Stil einiger bei den Demonstrationen verwendeten Slogans. „Wir bitten Sie, vorsichtig zu sein, damit Sie nicht andere verletzen, was sich gegen Ihre große Agenda für das Land wenden könnte.“
Die Erklärung der Bischöfe kommt inmitten der wachsenden öffentlichen Wut über Morde, Entführungen und das Verschwinden protestierender Jugendlicher. Offiziellen Angaben zufolge sind bisher mindestens 40 von ihnen bei den Protesten ums Leben gekommen, Hunderte wurden verletzt. Die Bischöfe kritisieren in ihrer Erklärung auch das rabiate Vorgehen der Ordnungskräfte. „Wir sind ein Land mit Gesetzen, die regeln, wie Recht und Ordnung zu gewährleisten sind. Dies ist illegal und kriminell. Es muss aufhören.“
Sturm aufs Parlament
Die Proteste gipfelten im Sturm auf das Parlament am 25. Juni. Sie nehmen inzwischen wieder zu, obwohl Präsident William Ruto den Gesetzentwurf zurückgezogen und eine Gehaltserhöhung für Abgeordnete und andere hohe Regierungsbeamte Tage später verworfen hat. Vor kurzem hat Ruto fast das gesamte Kabinett entlassen und den Polizeichef zum Rücktritt gezwungen. Zugleich beschuldigt der Präsident eine US-Stiftung, die Proteste in Kenia zu finanzieren. Diese wies die Vorwürfe zurück.
Derweil haben die Aktionen der kenianischen Jugend auch andere afrikanische Länder zu Protesten inspiriert. In Nigeria sind vielerorts Plakate aufgetaucht, die zehn Tage Protest ankündigen, um eine bessere Regierungsführung zu fordern. Ähnliche Meldungen gibt es auch aus Malawi und Uganda.
(ucanews – sk)
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