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Orthodoxe Juden protestieren in Jerusalem gegen das neue Gesetz, das ihre Einberufung zum Wehrdienst vorsieht Orthodoxe Juden protestieren in Jerusalem gegen das neue Gesetz, das ihre Einberufung zum Wehrdienst vorsieht  (ANSA)

Israel plant strengreligiöse Stadt

In der Negevwüste soll eine neue Stadt für strengreligiös-jüdische Israelis entstehen. Die israelische Regierung hat israelischen Medienberichten zufolge am Sonntagabend in ihrer Kabinettssitzung entsprechende Pläne genehmigt.

Die Stadt mit dem vorläufigen Namen Tilah soll in der Nähe der Beduinenstadt Rahat, etwa 12 Kilometer nördlich von Beerscheba, errichtet werden. Sie soll auf vier Quadratkilometern Fläche 15.000 Wohnungen für rund 80.000 Einwohner bieten.

Ursprüngliche Pläne für eine gemischt säkular-religiöse Stadt wurden demnach verworfen. Bedarf bestünde ausschließlich an einer Stadt für die stark wachsende ultraorthodoxe Gemeinde.

Nach Angaben des Zentralamts für Statistik aus dem Jahr 2020 leben 30 Prozent der strengreligiös-jüdischen Bevölkerung Israels im Süden des Landes. Nach Prognosen des Nationalen Wirtschaftsrats wird sich der Anteil der strengreligiösen Juden (Haredim) an der Gesamtbevölkerung bis 2050 auf 24 Prozent knapp verdoppeln.

In der Negevwüste
In der Negevwüste

Neubau wird teuer

Die Stadtbaupläne sorgten laut Bericht für Kritik. Das Finanzministerium wandte ein, dass ein Neubau wesentlich teurer käme als der Ausbau bestehender Städte. Zudem warnt es vor Arbeitslosigkeit und Schwierigkeiten, eine angemessene städtische Infrastruktur zu schaffen. Die Stadt Beerscheba äußerte Befürchtungen, dass neue Städte verhältnismäßig wohlhabende Einwohner anziehen und die bestehenden Städte schwächen würden.

Umweltgruppen machten geltend, das Neubauprojekt würde Naturgebiete unnötig schädigen. Die israelische Naturschutzgesellschaft plädierte stattdessen für die Stärkung bestehender Städte. Das habe „in jeder Hinsicht landschaftlich, ökologisch, sozial und wirtschaftlich“ eine klare Priorität.

Luft für Beduinen wird immer dünner

Unterdessen setzt Israel seine Politik gegen nicht anerkannte Beduinendörfer in der Negevwüste fort. Laut Berichten von israelischen Nichtregierungsorganisationen und Medien hat das Land verstärkt Gebäude sowie teilweise ganze Ortschaften abgerissen. Knapp die Hälfte der rund 250.000 Negev-Beduinen lebt in solchen aus israelischer Sicht illegalen Dörfern. Ihre Siedlungsfläche beträgt rund 10 Prozent der Negev.

Mit ihrer Nichtanerkennung versucht Israel, die Beduinen dazu zu bewegen, in bereits anerkannte Städte zu ziehen, die zu den am stärksten vernachlässigten Städten des Landes gehören. Die betroffenen Beduinen weigern sich mehrheitlich, weil sie damit ihre Ansprüche auf ihr historisches Land verlören.

(kna – sk)
 

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01. Juli 2024, 11:31