Pakistan: Todesstrafe für jungen Christen
Ehsan Shan, ein pakistanischer Christ, wurde am 1. Juli zum Tode verurteilt. Grund dafür ist das Verbreiten eines blasphemischen Social-Media-Posts gegen den Koran auf dem sozialen Medium TikTok, welche vom zuständigen Gericht als Auslöser für die Vorfälle vom August 2023 gilt. Damals wurden in einem christlichen Viertel in Jaranwala in Punjab mehr als 20 Kirchen von einem islamischen Mob verwüstet und mehr als 90 Häuser von Christen in Brand gesteckt. Die pakistanische Polizei htte auf Nachrichtendienstinformationen gestützt einige der Blasphemie beschuldigte Personen verhaftet, darunter Ehsan Shan. Shan soll aber nicht der eigentliche Produzent des Posts sein, hat ihn aber weiterverbreitet.
Sündenbockmentalität und lahmende Justiz
Laut einigen lokalen Vertretern christlicher Gemeinden wird der verurteilte Shan als Sündenbock missbraucht, während die für die Kirchenbrände verantwortlichen muslimischen Mobs nicht zur Rechenschaft gezogen wurden. Im Februar 2024 hat der Oberste Gerichtshof Pakistans den Bericht der zuständigen Staatsanwaltschaft über die Massenunruhen in Jaranwala zurückgewiesen. Der Gerichtshof bezeichnete den vom Generalstaatsanwalt der Provinz Punjab vorgelegten Bericht als „gravierend unzureichend“, da er relevante Informationen und Details zu den Verhaftungen vermissen ließ. Während einer Anhörung vor dem Obersten Gerichtshof erklärte ein Justizbeamter aus Punjab, dass nach 304 Verhaftungen nur 22 Anzeigen registriert und lediglich 18 Anklagen formalisiert wurden. Daher ordnete das Gericht die Vorlage eines neuen Berichts an. Die Nichtregierungsorganisation Centre for Legal Aid, Assistance and Settlement spricht von einer „schwerwiegenden Ungerechtigkeit“ im Fall des Urteils gegen Shan und spricht gar „vom virtuellen Tod aller Christen in Pakistan“, welcher durch die Verurteilung eines einzigen Christen besiegelt würde.
Anhaltender Missbrauch der Blasphemiegesetze
Der Fall entfacht erneut die Debatte über das Blasphemiegesetz und dessen Auswirkungen, was die dringende Notwendigkeit von Reformen in den Vordergrund rückt. Das Gesetz wird oft missbraucht, um persönliche Rechnungen zu begleichen. Zahlreiche Fälle zeigen, dass Christen, Hindus, Muslime und Ahmadis fälschlicherweise beschuldigt und inhaftiert werden, während einfache Anschuldigungen zu Massenunruhen und außergerichtlichen Hinrichtungen führen können.
Ein aktueller Fall ist das Massenlynchen in Sargodha, bei dem die Beschuldigten gegen Kaution freigelassen wurden. Vor einigen Tagen lynchte eine wütende Menge einen muslimischen Mann, einen Touristen, der beschuldigt wurde, im Urlaubsort Madyan im Distrikt Swat in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa angeblich Blasphemie gegen den Koran begangen zu haben.
Solche Vorfälle, so der katholische Anwalt Khalil Tahir Sandhu, Senator und Minister für Menschenrechte in Punjab, „unterstreichen die zunehmende Tendenz zur Gewalt durch Mobs in Pakistan, was das Gefühl der Unsicherheit in der Gesellschaft verstärkt". Der Missbrauch der Blasphemiegesetze und das Fehlen gerichtlicher Maßnahmen, so Sandhu weiter „untergraben nicht nur das nationale Gefüge Pakistans, sondern haben auch erhebliche internationale Auswirkungen".
Kürzlich haben die Nationalversammlung und der Senat Pakistans sowie mit einem eigenen Antrag auch die Regionalversammlung von Punjab einstimmig Resolutionen verabschiedet, die den Missbrauch des Blasphemiegesetzes und das Massenlynchen stoppen sollen, mit dem Ziel, Unschuldige, insbesondere religiöse Minderheiten, zu schützen.
(fides – rp)
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