Die tödliche Sahara: Migranten auf dem Weg ins Ungewisse
Delphine Allaire und Mario Galgano - Vatikanstadt
Der Bericht „Auf dieser Reise kümmert es niemanden, ob du lebst oder stirbst“, basierend auf 32.000 Befragungen durch das UN-Flüchtlingswerk UNHCR, die UN- Organisation für Migration (IOM) und die Organisation „Mixed Migration Centre“ (MMC), zeigt die erschreckende Realität der Sahara-Durchquerung. Migranten und Flüchtlinge berichten von Überfällen, sexueller Gewalt, Erpressung und den brutalen Bedingungen, denen sie ausgesetzt sind. Viele sterben an den Folgen dieser Misshandlungen oder werden krank und ohne Hilfe zurückgelassen.
Vincent Cochetel vom UN-Flüchtlingswerk erläutert gegenüber Radio Vatikan: „Auf diesen Routen besteht ein großes Risiko sexueller Gewalt für Frauen. Die Menschen sehen Leichen in der Wüste, die von Lastwagen gefallen sind und von Schmugglern nicht aufgelesen wurden.“
Ein schwarzes Loch für internationale Hilfe
Die Sahara ist für humanitäre Organisationen schwer zugänglich, sowohl wegen der geografischen Bedingungen als auch aufgrund politischer Hindernisse. Einige Regierungen verhindern bewusst den Zugang, um die Gewalttaten zu vertuschen. Diese „schwarzen Löcher“ erfordern alternative Informationskanäle und die Zusammenarbeit mit lokalen Behörden und örtlichen Führern.
Cochetel sagt: „Das Phänomen der Toten in der Wüste wird von den Medien weniger beachtet, weil es weniger sichtbar ist als Boote im Mittelmeer. Wir müssen ein System zur Suche, Identifizierung und Überweisung der betroffenen Personen entwickeln.“
Profile der Migranten
Die Migranten, die die Sahara durchqueren, haben unterschiedliche Hintergründe. Viele verlassen ihre Heimat aus wirtschaftlichen Gründen oder um zu studieren, während andere vor Konflikten wie im Sudan oder in Burkina Faso fliehen. Ein großer Teil dieser Menschen bleibt innerhalb des afrikanischen Kontinents, in der Hoffnung, eines Tages zurückzukehren.
Ziele und Herausforderungen
Ein erheblicher Anteil der Migranten bedauert ihre Entscheidung, die gefährliche Reise anzutreten. Trotz der Gefahren streben viele nach Libyen, das für sie das Endziel darstellt. Die Aufnahmebedingungen in Nordafrika sind jedoch prekär, da es dort an Asylgesetzen fehlt und viele Migranten und Flüchtlinge ohne rechtlichen Status leben.
Cochetel: „Kein nordafrikanisches Land verfügt über ein Asylgesetz. Diese Länder sehen sich als Transitländer, aber die Realität ist anders.“
Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit
Zur Verbesserung der Situation müssen Staaten und Organisationen zusammenarbeiten. Es bedarf umfassender Maßnahmen zur Stabilisierung und zum Schutz der Migranten, einschließlich der Unterstützung bei der Rückkehr in ihre Heimat.
Der Vertreter des UNHCR spricht Klartext: „Die Staaten müssen Verantwortung übernehmen. In erster Linie müssen wir Leben retten, unabhängig vom Status der betroffenen Personen. Europa muss den Ländern entlang dieser Routen helfen, menschenwürdige Alternativen zu gefährlichen Reisen zu bieten.“
Die Dringlichkeit, diese humanitäre Krise anzupacken, erfordere nicht nur regionale, sondern globale Solidarität und konkrete Maßnahmen, um die Lebensbedingungen und den Schutz der Migranten zu verbessern, so sein Fazit.
(vatican news)
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