Venezuela: Kirche hofft auf Sieg der Opposition
Mit dem Ende des Präsidentschaftswahlkampfes in Venezuela am 25. Juli sind viele Katholiken - auch die im Exil lebenden - zuversichtlich, dass in dem südamerikanischen Land nach 25 Jahren Chavismus und elf Jahren unter der Herrschaft von Nicolás Maduro endlich ein Wandel möglich ist.
Hoffnung auf einen Wandel
Obwohl die meisten Analysten beteuern, dass die Religion im aktuellen Wahlprozess keine zentrale Rolle spiele, glauben Kirchenführer, dass die meisten Katholiken bei den Wahlen am 28. Juli für die Opposition stimmen werden - angeführt vom ehemaligen Diplomaten Edmundo González Urrutia nach Jahren der Verfolgung durch das Regime. Die Oppositionsführerin Maria Corina Machado wurde von der Wahl ausgeschlossen und unterstützt González.
Laut dem Soziologen und Theologen Enrique Ali González, Professor an der Zentraluniversität von Venezuela, haben sich katholische Laien in den letzten Wochen in Gebetsgruppen und Bewegungen zur eucharistischen Anbetung organisiert und in der Endphase des Wahlkampfs eine wichtige Rolle gespielt.
Katholiken organisieren sich
„Diese Gruppen haben über die sozialen Medien kontinuierlich über die Wahlen kommuniziert und stehen teilweise in Verbindung mit den so genannten 'comanditos' (kleinen Kommandos), den grundlegenden Wahlkomitees der Opposition“, sagte Ali González gegenüber OSV News.
Die Gebetsgruppen haben entscheidend dazu beigetragen, die Katholiken zu überzeugen, für González zu stimmen. Bei mehr als einer Gelegenheit haben sie laut González auch öffentlich ihren Widerstand gegen das Regime bekundet. Das war der Fall, als Maduro erklärte, dass eine Wahlniederlage des Chavismo zu einem Blutbad im Land führen könnte. Doch davon liessen sich die Menschen nicht abschrecken.
Zwischen 82 und 86 Prozent der Venezolaner sind katholisch, während 10 % bis 12 % protestantisch sind. Seit dem Beginn des Regimes habe Chávez versucht, den Einfluss der Kirche auf die Gesellschaft zu verringern, so Ali González.
Die anhaltende Wirtschaftskrise, die Millionen von Venezolanern zur Auswanderung veranlasst hat, und das Erbe der staatlichen Repression sind die zentralen Faktoren, die die meisten Katholiken dazu bewegen, die Opposition zu unterstützen.
Katholische Bischöfe rufen zur Wahl
Während noch vor einigen Monaten viele katholische Bischöfe der Meinung waren, dass die Wahlen nur ,Theater' seien und sich nichts wirklich ändern würde - einige von ihnen argumentierten sogar, dass die Menschen nicht wählen gehen sollten - sagen die meisten jetzt das Gegenteil.
Sowohl die venezolanische Bischofskonferenz als auch die Konferenz der Ordensleute gaben in den Tagen vor den Wahlen Erklärungen ab, in denen sie die Katholiken zur Stimmabgabe aufriefen und deutlich machten, dass die Menschen ihre politische Apathie hinter sich lassen müssten, um das Land wieder aufzubauen. „Die Kirche war schon immer diplomatisch, und es fällt ihr nicht leicht, ein prophetisches Wort zu sprechen und diese Regierung beispielsweise als Diktatur zu bezeichnen. Aber jetzt hatte der Episkopat eine selbstbewusste Botschaft und hat die Menschen zur Wahl aufgerufen“, so der Priester Palmar.
Wandel scheint möglich
Umfragen haben ergeben, dass der Oppositionskandidat González Maduro mit großem Abstand schlagen wird. Er könnte 55 bis 60 Prozent der Stimmen erhalten, während der amtierende Staatschef höchstens 25 Prozent der Stimmen bekommen würde. „Ich schätze, dass der Unterschied noch größer sein wird, wobei González Urrutia 70 Prozent der Stimmen erhalten wird und Maduro nur 15 Prozent“, so Pater Palmar mit großem Optimismus.
Angesichts des großen internationalen Drucks für saubere und faire Wahlen und einer „ehrlichen Opposition, die nicht bereit ist, sich für Positionen in der Regierung zu verkaufen, wie es andere Politiker in der Vergangenheit getan haben“, sieht sich das Regime mit einer Reihe von Umständen konfrontiert, die es so noch nie gegeben hat, so Pater Palmar gegenüber OSV News.
Chavismus
Der Chavismo oder Chavismus ist eine linkspopulistische politische Ideologie, die auf den Ideen und dem Regierungsstil des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez (1999-2013) basiert. Er veranlasste Millionen von Venezolanern zur Flucht aus dem Land, das sich von einem Wirtschaftsriesen in den Bankrott wandte. Das Amt des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen schätzt, dass seit 2014 mehr als 7,7 Millionen Venezolaner das Land verlassen haben - der größte Exodus in der jüngeren Geschichte Lateinamerikas.
(uca news- schw)
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