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100m Lauf-Qualifikation bei den Olympischen Spielen in Paris am 3.8.2024 100m Lauf-Qualifikation bei den Olympischen Spielen in Paris am 3.8.2024  (ANSA)

Frankreichs Kirche zu Olympia in Paris: „Sport für alle"

Diesen Sonntag enden die Olympischen Sommerspiele in Frankreichs Hauptstadt Paris. Dass sich auch arme und ausgegrenzte Menschen daran erfreuen und teilhaben können, war der katholischen Kirche in Frankreich ein Anliegen.

Jean-Benoît Harel und Stefanie Stahlhofen – Vatikanstadt

Zu Beginn der Olympischen Spiele, die vom 26. Juli bis 11. August in Paris stattfinden, hat Papst Franziskus eine Botschaft geschickt. Darin betont das katholische Kirchenoberhaupt, dass Sport eine universelle Sprache sei, die Grenzen und Vorurteile überwinden könne und ruft dazu auf, die Türen der Kirchen, Schulen und Häuser weit zu öffnen, um Teilnehmer und Zuschauer willkommen zu heißen. „Besonders schätze ich, dass die Schwächsten nicht vergessen werden, vor allem diejenigen, die sich in einer sehr prekären Situation befinden“, erklärte Papst Franziskus. Die katholische Kirche vor Ort hat diesen Appell umgesetzt: 

Keinen ausschließen

Im V. Arrondissement, in den Räumlichkeiten der Napoleon-Stiftung treffen sich drei Mal wöchentlich Freiwillige und Gäste unter dem Motto „Sport für alle". Auf dem Programm stehen spirituelle Angebote, gemeinsames Messe feiern, Bibel-Teilen, aber auch eine eigene kleine Olympiade und natürlich die Übertragung der Olympischen Spiele auf einer Großleinwand. „Die Olympischen Spiele sollten ein Fest für alle sein und alle sollten dazu eingeladen werden. Wenn sie sich nicht eingeladen fühlen, sagen sie sich: ,Das ist nicht für mich`. Und wir wollen ihnen sagen: ,Doch, das Fest ist nicht komplett, wenn du nicht da bist`. An diesem einzigartigen Ort im Herzen von Paris wird die Geschwisterlichkeit der Olympischen Spiele konkret gelebt und gefeiert. Man muss Geschwisterlichkeit unter den verschiedenen Völkern leben, aber man muss sie auch hier leben, mit den Menschen, die hier bei uns sind", sagt Claire Rossignol, Sozialbeauftragte der Diözese Paris. 

 Olympia 2024 - Volleyball-Spiel Frankreich gegen Polen, 10.8.2024, Paris
Olympia 2024 - Volleyball-Spiel Frankreich gegen Polen, 10.8.2024, Paris

„Die Olympischen Spiele sollten ein Fest für alle sein und alle sollten dazu eingeladen werden“

Olympisches Feuer zu allen bringen

Alle einzubeziehen und an den Olympischen Sommerspielen in Paris teilhaben zu lassen,  ist allerdings in der Praxis gar nicht so einfach. Vor den Spielen hatte die katholische Hilfsorganisation „Secours Catholique" mit Blick auf die Auslagerung von Obdachlosen vor einer „sozialen Säuberung" gewarnt. Auch Claire Rossignol findet es unmöglich, einige von den Olympischen Spielen auszugrenzen: „Es fällt mir schwer, zu feiern, wenn ich weiß, dass andere Menschen ausgeschlossen werden. Das ist für mich wirklich unerträglich", sagt sie. Sehr schön war es für sie daher, dass sie als Feuer-Trägerin am Olympischen Fackellauf teilnehmen konnte. Das Olympische Feuer ist seit der Antike ein Symbol für Frieden und Freundschaft zwischen den Nationen.

Hier zum Nachhören
Auch Frankreichs Ex- Profifußballer Zinedine Zidane war unter den Fackelträgern
Auch Frankreichs Ex- Profifußballer Zinedine Zidane war unter den Fackelträgern

Bei der Reise durch Frankreichs Regionen kam die Flamme durch 165 Orte; getragen wurde sie von insgesamt 10.000 Menschen, im Durchschnitt für 200 Meter - dann wurde weitergereicht. Die Fackelträger sind nicht nur Leistungssportlerinnen und -Sportler und bekannten Persönlichkeiten, sondern auch Leute, die sich für den Fackellauf beworben haben. Claire Rossignol erinnert sich noch immer sehr gut an den Moment, als sie die Fackel tragen durfte: „Ich war glücklich, dass ich so eine Verbindung zu den Menschen sein konnte, auch allen, die sich nicht trauten, sich der Fackel zu nähern, habe ich immer zugerufen: ,Kommt, kommt`".

Teure Tickets - aber es gibt die Stiftung Notre-Dame 

Eine weitere Schwierigkeit für arme Leute waren die Ticket-Preise für das Schauen der Wettkämpfe vor Ort. Die Stiftung Notre-Dame stellte Bedürftigen 500 Plätze zur Verfügung, darunter auch 150 für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Um möglichst vielen armen und ausgegrenzten Menschen eine Teilhabe an den Spielen zu ermöglichen, arbeiten viele Vereine und Hilfsorganisationen in Frankreich auf Hochtouren. Pfarreien, Gemeinden und Orden haben ihre Pforten geöffnet, um Familien in finanziellen Schwierigkeiten im Rahmen eines Gastfamilienprogramms bei sich aufzunehmen. Claire Rossignol, Sozialbeauftragte der Diözese Paris, sieht in der Inklusion aller Menschen auch eine Parallele zur Beichte, dem Sakrament der Versöhnung:

„Große Freude, die in den Bereich der Versöhnung fällt“

„Ich spüre da eine große Freude, die in den Bereich der Versöhnung fällt. Wenn man das Sakrament der Versöhnung empfangen hat, verspürt man eine tiefe Freude, die man nicht erklären kann. Es ist die Freude, dass einem vergeben wurde und man wieder bei Gott ist. Und diese Freude empfinde ich auch im Kontakt mit Menschen, die eigentlich nie hätten ausgestoßen werden dürfen", sagt Claire Rossignol. Und auch wenn Olympia nun bald vorbei ist, denkt sie schon an die Paralympics im September und hat auch die Olympischen Winterspiele 2030 in den französischen Alpen im Blick - damit auch dort möglichst alle mitfiebern und mitfeiern können. 

(vatican news/diverse - sst)

 

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10. August 2024, 10:29