Paris: Multireligiöses Olympia-Zentrum ist Ausdruck des olympischen Geistes
„Jede der fünf großen Weltreligionen (Islam, Christentum, Hinduismus, Buddhismus, Judentum) hat außerdem einen eigenen Raum für Besinnung und Gebet. Alle Sportler können einfach her kommen und werden immer herzlich willkommen geheißen. Und wenn sie mit dem Beten fertig sind oder jemanden treffen wollen, können sie sich in den Gemeinschaftsraum setzen - eine Art Wohnzimmer -, in dem sie die Wettkämpfe mit uns anschauen können. Es ist also sehr gesellig und gleichzeitig passt man sich an jeden Einzelnen und die individuellen Bedürfnisse an", berichtet der Delegat des Heiligen Stuhls für die Olympischen Spiele und die Paralympics in Paris.
Gesunde Konkurrenz, fairer Wettkampf und Respekt
Bischof Emmanuel Gobilliard sieht im Willkommensgeist des Zentrums auch eine Gemeinschaft mit dem Sport: „Ich würde sagen, dass Sport, abgesehen von einigen Ausnahmen, in erster Linie ein Ort ist, der willkommen heißt und gesunde Konkurrenzfähigkeit ermöglicht. Und so "kämpfen" wir - in Anführungszeichen - fair, im Rahmen des Sports, um zu zeigen, dass wir außerhalb des Sports wirklich Brüder sind, es gibt eine echte Geschwisterlichkeit."
Humor, Gemeinschaft und Geschwisterlichkeit
So gebe es zwar einerseits einen gewissen Wettkampfgeist, einen „kleinen Kampf zwischen den Nationen", der auch normal sei. Aber: „Hinterher ist man dennoch immer in der Lage, sich zu sagen: Na los, jetzt treffen wir uns friedlich, lachen und erleben einen gemeinsamen Moment der Geschwisterlichkeit. Humor ist ein Ort der Annäherung. Und dann finde ich hier auch Zeiten des Gebets und eine echte Geschwisterlichkeit. Ich denke, dass diejenigen, die unfair kämpfen oder Krieg führen, dies vor allem tun, weil sie sich nicht kennen - die verschiedenen Religionen, die verschiedenen Vertreter der verschiedenen Religionen.Hier kennen wir uns und wir schätzen uns. Und deshalb spiegelt das, was wir hier zusammen erleben, natürlich etwas wider, es ist die Geschwisterlichkeit, die letztlich auch in den Bereich des Friedens fällt, weil sie das Eis bricht", betont Bischof Gobilliard.
Natürlich gebe es auch im multireligiösen Zentrum Vorurteile, zum Beispiel habe ihm letztens jemand gesagt, er habe nicht geglaubt, dass Katholiken in Stille beten könnten. Es sei dann sehr schön zu sehen, dass die Begegnung und gemeinsame Erfahrung Vorurteile überwindet.
Ökumenische Begegnung
Die Christen unter den Sportlern haben einen gemeinsamen, ökumenischen Gebetsraum bei Olympia in Paris: „Und das ist sehr schön, dass alle Christen an einem Ort versammelt sind. Und wenn Athleten eine Gebetszeit nehmen möchten, können sie in die Gebetsräume oder auch ein Gespräch mit uns oder mit mehreren wählen. Auch unter uns treffen wir uns manchmal zum Gebet. Wir Christen haben zwei Gebetszeiten pro Tag hier im Zentrum. Das Wichtigste ist, dass wir wissen, dass wir etwas Gemeinsames erleben und dass wir vor allem den Athleten dienen. Sie brauchen manchmal sowohl Zeiten des ausdrücklichen Gebets als auch Zeiten des Alleinseins und der Stille", berichtet der Olympia-Beauftragte der Französischen Bischofskonferenz und Delegat des Heiligen Stuhls.
Die Messe wird übrigens 300 Meter entfernt vom Zentrum, außerhalb des olympischen Dorfes, in der Kirche Saint-Ouen-le-Vieux gefeiert. Dort sei es ruhiger und auch für die Athleten intimer, erklärt Bischof Emmanuel Gobillard . Täglich werden zwei Messen auf Französisch gefeiert, dazu kommen Messen in weiteren Sprachen. Das multireligiöse Zentrum können die Sportler bis zum Ende der Olympischen Spiele am 11. August nutzen.
(vatican news - sst)
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