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Demonstrierende Studenten am 15. August in Dhaka Demonstrierende Studenten am 15. August in Dhaka  (ANSA)

Bangladesch: Yunus verspricht Schutz von Rohingya

Bangladesch wird seine große Rohingya-Flüchtlingsbevölkerung weiter beschützen. Das versprach der Nobelpreisträger und neue Regierungschef Muhammad Yunus am Montag in seiner ersten großen Rede seit dem Umsturz.

Der 84-jährige Yunus ist erst Anfang August nach einer von Studenten angeführten Revolte aus Europa zurückgekehrt, um demokratische Reformen in einem von institutionellem Verfall gezeichneten Land zu steuern. Seine Vorgängerin Sheikh Hasina, 76, war nach 15 Jahren eiserner Herrschaft Tage zuvor plötzlich per Hubschrauber aus dem Land geflohen.

Vor Diplomaten und UN-Vertretern legte Yunus seine Prioritäten dar und versprach Kontinuität bei mehreren politischen Herausforderungen seiner geschäftsführenden Regierung. „Unsere Regierung wird die mehr als eine Million Rohingya, die in Bangladesch Schutz suchen, weiterhin unterstützen“, sagte Yunus. „Wir brauchen die anhaltenden Bemühungen der internationalen Gemeinschaft für die humanitären Maßnahmen für die Rohingya und ihre letztendliche Rückführung in ihr Heimatland Myanmar in Sicherheit, Würde und mit vollen Rechten“, fügte er hinzu. In Bangladesch leben rund eine Million Rohingya-Flüchtlinge. Die meisten von ihnen flohen 2017 aus dem benachbarten Myanmar.

Schutz der zentralen Textilindustrie

Die wochenlangen Unruhen und Massenproteste, die Hasina zu Fall brachten, führten auch zu weitreichenden Störungen in der wichtigen Textilindustrie des Landes, da die Zulieferer ihre Aufträge ins Ausland verlegten. „Wir werden keinen Versuch dulden, die globale Bekleidungslieferkette zu stören, in der wir ein wichtiger Akteur sind“, sagte Yunus in dieser Hinsicht. Die 3.500 Bekleidungsfabriken in Bangladesch erwirtschaften rund 85 Prozent der jährlichen Exporte des Landes im Wert von 55 Milliarden Dollar.

Yunus erhielt 2006 den Friedensnobelpreis für seine Pionierarbeit im Bereich der Mikrofinanzierung, mit der er Millionen von Bangladeschern aus der bitteren Armut geholfen hat. Er trat sein Amt als „Chefberater“ einer geschäftsführenden Regierung an, die bis auf zwei pensionierte Generäle ausnahmslos aus Zivilisten besteht, und sagte, er wolle „innerhalb weniger Monate“ Wahlen abhalten. Vor ihrem Sturz wurde Hasinas Regierung weit verbreiteter Menschenrechtsverletzungen beschuldigt, darunter die Massenverhaftung und außergerichtliche Tötung ihrer politischen Gegner. Sie floh am 5. August aus dem Land ins benachbarte Indien, dem größten politischen Förderer und Wohltäter ihrer Regierung, als Demonstranten in die Hauptstadt Dhaka strömten, um sie aus dem Amt zu drängen.

Hunderte wurden getötet

„Hunderttausende unserer tapferen Studenten und unseres Volkes erhoben sich gegen die brutale Diktatur von Sheikh Hasina“, sagte Yunus in seiner Ansprache. „Sie floh aus dem Land, aber erst nachdem die Sicherheitskräfte und der Studentenflügel ihrer Partei das schlimmste Massaker an der Zivilbevölkerung seit der Unabhängigkeit des Landes verübt hatten“, fügte er hinzu. „Hunderte wurden getötet, Tausende verletzt.“ Mehr als 450 Menschen wurden zwischen dem Beginn der polizeilichen Niederschlagung von Studentenprotesten und ihrer Absetzung drei Wochen später getötet.

In Kürze wird eine UN-Untersuchungsmission in Bangladesch erwartet, die die in dieser Zeit begangenen „Gräueltaten“ untersuchen soll. „Wir wollen eine unparteiische und international glaubwürdige Untersuchung des Massakers“, sagte Yunus in seiner Rede vom Montag. „Wir werden die UN-Ermittler in jeder Hinsicht unterstützen.“ Er verpflichtete sich erneut, freie und faire Wahlen abzuhalten, „sobald wir unser Mandat zur Durchführung wichtiger Reformen in unserer Wahlkommission, der Justiz, der Zivilverwaltung, den Sicherheitskräften und den Medien abschließen können“.

„Die Diktatur von Sheikh Hasina hat jede Institution des Landes zerstört“, sagte er und versprach, dass seine Regierung „aufrichtige Anstrengungen zur Förderung der nationalen Versöhnung“ unternehmen werde.

(ucanews – sk)
 

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20. August 2024, 10:49