Europa-Synodalworkshop: Gemeinsamkeit gestärkt
Die Beiträge beim Workshop hätten deutlich gezeigt, „dass das Zuhören und die ,Unterscheidung im Geist' immer mehr als notwendig gesehen werden, in jedem Aspekt unseres kirchlichen Lebens". Klar geworden sei laut Grusas auch, dass der Synodale Prozess auf lange Sicht ausgerichtet sei und auch nach der Synode fortdauern müsse. Dabei handle es sich „um eine andere Art, Kirche und offen für jene Mission zu sein, an der alle Christen aufgrund ihrer Taufe teilhaben sollen".
Dieses neue Verständnis erfordere Zeit und müsse auch in der Ausbildung Thema sein, hätten die in Linz Versammelten betont. In Gang gekommen sei dieser Wandel bereits: „Wenn wir zurückblicken auf das Jahr 2021, als jeder sich noch Mühe geben musste, um den neuen Begriff Synodalität zu verstehen, so befinden wir uns mittlerweile auf dem Weg, mit Folgen auf globaler wie lokaler Ebene", so der Erzbischof von Vilnius.
Treffen in Linz kein Pflichttermin
Gespräche auf Augenhöhe
Als großen Erfolg werteten gegenüber Kathpress auch die vier federführend beteiligten Theologinnen und Theologen den Workshop. Klara Csiszar sprach von einem „Gespräch auf Augenhöhe", für das das Treffen in Linz den Synoden-Vertretern der Ortskirchen Raum gegeben habe, besonders in den Kleingruppen. Angesichts der enormen Vielfalt innerhalb Europas 39 Bischofskonferenzen mit über 50 Sprachen grenze es an ein „Wunder", dass gemeinsame Standpunkte und Projekte überhaupt möglich seien, so die Theologie-Dekanin der Katholischen Privatuniversität Linz. „Es wird uns klar, dass wir alle bewusst unsere Taufe leben wollen. Das ist das große Credo, das uns eint."
Für einen Aufbruch in eine gute Kirchenzukunft sei es notwendig, „dass jeder und jede aus der eigenen Blase heraustritt und nicht nur sich selbst, sondern auch den anderen sieht, in dessen Welt einzutauchen versucht und sich bemüht zu verstehen", so die Pastoraltheologin. Dieser Prozess sei mühsam, zeige nun aber bereits erste Früchte.
Vorbereitung auf zweiten Teil der Synode
Ziel des Treffens sei nicht eine Entscheidungsfindung gewesen, sondern die Vorbereitung für die zweite Session der Welt-Synode auf Basis des „Instrumentum Laboris", erklärte der Theologe Christoph Theobald. Die in diesem Arbeitsdokument verwendete Metapher der „Harmonie der Unterschiede" sei in Linz erfahrbar gewesen, hätten doch Begegnung, Gespräch, das gemeinsame Erleben und auch der Humor es möglich gemacht, kulturell bedingte Differenzen zur Sprache zu bringen und wertzuschätzen. Europas Vielfalt solle ein „Paradigma" werden, „bei dem man voneinander lernt und sich solidarisch fühlt", so der am Pariser Centre Sevres lehrende Experte.
Alles ansprechbar
Anregungen für Weltkirche und Europa
Während es in der Kirche im Globalen Süden heute große Lebendigkeit gebe, scheine sie in Europa nach Jahrhunderten großer Missionserfolge alt und müde geworden, formulierte die in Erfurt lehrende Theologin Myriam Wijlens. Es dränge sich die Analogie zu jener Geschichte im Neuen Testament auf, in der die Jünger Jesu nach einem erfolglosen Fischfang von ihm aufgefordert werden, die Netze auf der anderen Seite des Bootes auszuwerfen. Es bringe nichts, „die gleichen Methoden noch intensiver anzuwenden", so die niederländische Kirchenrechtlerin über die heutige Situation.
Der „neue Stil der Synodalität" sei die nun versuchte Methode, die jedoch das Mittel darstelle, um zum Ziel zu gelangen. „Das Ziel ist die Sendung der Kirche und die Sendung aller Christen", betonte Wijlens. Eine gemeinsame Gesprächskultur trotz aller Unterschiede und Schwierigkeiten zu finden, sei ein „Zeichen für diese Welt".
Wijlens berichtete von Australien, wo infolge der dortigen Missbrauchs-Krise ein 2023 abgeschlossenes Plenarkonzil einberufen wurde. Nach zwei Jahren Gesprächen von 44 Bischöfen, 175 Nicht-Bischöfen und 70.000 weiteren Teilnehmenden seien als Ergebnis Diözesansynoden in allen Diözesen gestartet. Dies gebe zahlreiche „Anregungen für die Weltkirche, und auch für Europa", so die niederländische Kirchenrechtlerin. Die Welt miteinander ins Gespräch zu bringen, sei äußerst bereichernd, habe sich auch in Linz bestätigt.
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