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Vorne rechts: Schwester Daisy beim ad-limina-Besuch der Bischöfe von Papua-Neuguinea im Mai letzten Jahres Vorne rechts: Schwester Daisy beim ad-limina-Besuch der Bischöfe von Papua-Neuguinea im Mai letzten Jahres

Sister Daisy: Die einzige Frau im Raum

Als letztes Jahr die Bischöfe von Papua-Neuguinea in Rom zum Rapport beim Papst anrückten, war sie die einzige Frau im Raum: Daisy Lisania. Die Ordensfrau ist jetzt die Kommunikations-Verantwortliche für die Papstreise in „PNG“.

Claudia Torres - Port Moresby (Papua-Neuguinea) und Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Und sie kann einiges davon erzählen, wie es ist, wenn Frauen ihren Platz in einer männerdominierten Ortskirche erst einmal suchen und finden müssen.

„Wissen Sie, früher gab es bei uns eigentlich nur mächtige Männer – in allen Bereichen“, sagt sie im Interview mit Radio Vatikan. „Und es gibt sie immer noch; in unserem Parlament zum Beispiel sitzen nur drei Frauen, unter mehr als hundert Abgeordneten nur drei. Wir haben hier also immer noch großen Aufholbedarf!“

Nur drei Frauen im Parlament

Allerdings hat Sister Daisy das Gefühl, dass sich der Trend gerade ändert. „In der Kirche arbeiten wir jetzt schon gut zusammen, es gibt die Ansätze zu einer gleichberechtigten Beteiligung, weil die Bischöfe immer schon anerkannt haben, dass Frauen in der Kirche etwas einzubringen haben. Sie werden also bei uns viele weibliche Führungskräfte sehen, die sich in den Gemeinden und in der kirchlichen Arbeit engagieren.“

Radio Vatikan: Interview mit Sister Daisy Lisania zur Kirche in Papua-Neuguinea

Dass die Rolle von Frauen in der Kirche stärker in den Blick genommen und gewürdigt werden muss, sieht man auch in Papua-Neuguinea so. Das Thema beschäftigt auch die vom Papst angestoßene Weltsynode, die im kommenden Oktober zu ihrer zweiten Plenarversammlung in Rom zusammentritt. Franziskus will die Kirche synodaler machen – und rennt mit diesem Anliegen bei den Gläubigen in Papua-Neuguinea offene Türen ein.

Der Dorfälteste und die Synode

„Wenn wir in unserer Kultur einen Konflikt haben, dann setzen sich alle zusammen mit den großen Männern oder den großen Frauen des Dorfes, oder dem Dorfältesten. Und sobald alle zusammensitzen, steht natürlich der Älteste oder der Anführer auf und sagt: ‚Was ist passiert? Warum ist das so?‘ Und dann diskutieren wir gemeinsam, wir reden und wir kommen zu einem Konsens. Danach herrscht Frieden, verstehen Sie? Ein Frieden, der offiziell besiegelt wird: Man holt Essen aus den Gärten, man kommt zusammen, schlachtet die Schweine, man kocht zusammen als Familie, als Gemeinschaft und genießt gemeinsam das Festmahl. Und dabei stellt sich ein Gefühl der Zusammengehörigkeit ein. Das ist für mich die Modalität: Man arbeitet zusammen, und man löst Konflikte zusammen.“

Was die vom Papst immer wieder beschworene Synodalität betrifft, gibt es also starke Anknüpfungspunkte in der Kultur von Papua-Neuguinea. Doch nicht alles in dieser einheimischen Kultur ist instinktiv gut, so Daisy Lisania. Stichwort: Zauberei. Ein großes Problem, wie sie sagt, weil es in die örtliche Kultur eingebettet sei.

Der unausrottbare Hexenwahn

„Wenn ich sage ‚eingebettet in die Kultur‘, dann meine ich damit, dass man mit diesem abergläubischen Gefühl aufwächst, dass bestimmte, unheilvolle Dinge von dieser oder jener Frau verursacht werden. Oft werden Frauen zu Opfern, weil sie schwach sind. Wenn ein Mann kommt und eine Frau beschuldigt, irgendein Übel verursacht zu haben, dann sagt sie womöglich ‚Ja, ich war das‘ – einfach aus Angst vor diesem Mann. Für das Gefühl der Menschen ist Zauberei etwas ganz Alltägliches, das es genauso gibt wie Sie und mich. Diese Frauen sagen ‚Ja‘ aus Angst, getötet zu werden, aber am Ende werden sie dann tatsächlich getötet – verbrannt, mit Messern oder Äxten hingerichtet.“

Die Ordensfrau engagiert sich von Seiten der Bischofskonferenz gegen Zauberei- und Hexenglauben. „Ich kann sagen, dass die Kirche, unsere Bischöfe und Priester wirklich hart daran arbeiten, dies auszurotten und den Menschen begreiflich zu machen, dass dies ein Übel ist. Mit ihren Predigten gehen einige unserer Bischöfe sogar in die Dörfer; sie arbeiten mit den Regierungsbehörden zusammen, um sicherzustellen, dass dieses Übel beseitigt wird, denn es ist nur Aberglaube – es ist nicht real. Doch weil die Menschen abergläubisch sind, hält die nächste Generation es für wahr und macht damit weiter.“

Man müsse „diesen Kreislauf irgendwie durchbrechen“, sagt Sister Daisy. „Es gibt auch heute noch diese Vorfälle. Es ist immer noch so, und es geschieht immer noch, während ich spreche…“

Das Interview mit Schwester Daisy Lisania führte Radio-Vatikan-Korrespondentin Delphine Allaire in Port Moresby.

(vatican news)
 

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08. September 2024, 10:28