Kathmandu: Mindestens 170 Tote nach Überschwemmungen
Am Sonntag, 29. September, kehrten die Bewohner von Kathmandu, der von Überschwemmungen schwer getroffenen Hauptstadt Nepals, in ihre verwüsteten und schlammverkrusteten Häuser zurück. Die Überschwemmungen, die durch starke Monsunregenfälle ausgelöst wurden, forderten landesweit mindestens 170 Menschenleben, während 42 weitere Personen noch vermisst werden. In Kathmandu selbst überfluteten Flüsse ganze Stadtteile und schnitten die Stadt von wichtigen Verkehrswegen ab.
Kumar Tamang, ein Bewohner eines Elendsviertels am Flussufer, berichtete gegenüber Uca News, dass er und seine Familie am 28. September mitten in der Nacht fliehen mussten, als das Wasser unaufhaltsam in ihre Hütte eindrang. „Heute Morgen sind wir zurückgekommen und alles sieht anders aus. Unser Haus ist voll mit Schlamm“, sagte der 40-Jährige. „Gestern hatten wir Angst um unser Leben, heute haben wir nicht einmal Wasser, um den Schlamm wegzuwaschen.“
Häufig tödliche Überschwemmungen und Erdrutsche
Die Monsunzeit, die in Südasien von Juni bis September andauert, bringt häufig tödliche Überschwemmungen und Erdrutsche mit sich. Experten warnen jedoch, dass der Klimawandel diese Naturkatastrophen in ihrer Häufigkeit und Intensität verschärft. Das nepalesische Innenministerium berichtete, dass mehr als 3.000 Menschen aus gefährdeten Gebieten gerettet werden konnten. Doch die Zahl der Opfer bleibt hoch, wie der Sprecher der nepalesischen Polizei, Dan Bahadur Karki, gegenüber AFP bestätigte. Mindestens 35 der Todesopfer wurden in Fahrzeugen verschüttet, als ein Erdrutsch eine Autobahn südlich von Kathmandu traf.
Besonders schwer betroffen waren die Flüsse Bagmati und seine Nebenflüsse, die über die Ufer traten und umliegende Häuser und Fahrzeuge in brusttiefes Wasser tauchten. Bishnu Maya Shrestha, eine Bewohnerin eines ebenfalls stark betroffenen Gebiets, berichtete, dass die Anwohner verzweifelt auf die Dächer ihrer Häuser kletterten, um den steigenden Fluten zu entkommen. „Wir mussten von Dach zu Dach springen, bis Rettungsteams mit Booten kamen, um uns zu helfen“, erzählte sie.
Mehr als 3.000 Sicherheitskräfte
Die Rettungseinsätze wurden durch mehr als 3.000 Sicherheitskräfte unterstützt, die mit Hubschraubern, Motorbooten und Flößen die Überlebenden in Sicherheit brachten. Auch humanitäre Organisationen wie das Internationale Rote Kreuz waren aktiv, verteilten Hilfsgüter und richteten Evakuierungszentren ein, um den Betroffenen Schutz zu bieten. Jagan Chapagain, Vorsitzender der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften, berichtete, dass Mitarbeiter Hygienesets und Nahrungsmittel an die Opfer der Katastrophe verteilten.
Die Regenfälle, die Kathmandu am 28. September heimsuchten, waren außergewöhnlich heftig. Laut dem Ministerium für Hydrologie und Meteorologie erreichten die Niederschläge an einigen Messstationen in den 24 Stunden bis zum Morgen des 28. September rekordverdächtige Werte. Am Flughafen von Kathmandu wurden rund 240 Millimeter Regen gemessen, der höchste Wert seit 2002.
Hintergrund
Der Sommermonsun bringt Südasien jedes Jahr 70–80 Prozent der jährlichen Niederschläge, doch die Folgen sind immer häufiger tödlich. In den letzten Jahren hat die Zahl der Überschwemmungen und Erdrutsche, die ganze Dörfer und Straßen zerstören, zugenommen. Ein besonders tragischer Vorfall ereignete sich im Juli, als ein Erdrutsch im Distrikt Chitwan zwei Busse mit 59 Passagieren in einen Fluss schleuderte. Nur drei Menschen überlebten, während die Suchteams aufgrund der reißenden Fluten lediglich 20 Leichen bergen konnten.
Im Jahr 2023 starben in Nepal bereits mehr als 260 Menschen infolge von regenbedingten Katastrophen. Die Situation wird durch die geografische Lage des Landes im Himalaya und die Auswirkungen des Klimawandels verschärft. Auch die Zunahme von Bauprojekten in hochwassergefährdeten Gebieten und das Fehlen nachhaltiger Stadtplanung tragen zur Verwundbarkeit des Landes bei.
Während sich Kathmandu von den jüngsten Überschwemmungen erholt, bleibt die Angst vor weiteren Regenfällen bestehen. Die Monsunzeit dauert in Nepal noch bis Ende September an, und Experten warnen, dass der Klimawandel die Risiken für solche Katastrophen in Zukunft weiter erhöhen könnte.
(ucan - mg)
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