Pakistan: Christin wegen „blasphemischer“ WhatsApp-Nachricht zum Tod verurteilt
Zur Anwendung kam das Gesetz zur Verhinderung elektronischer Straftaten (PECA); verhandelt wurde in erster Instanz vor einem Sondergericht in Islamabad. Wie die Verteidigung erklärte, sei Kiran nicht die Urheberin der beanstandeten Nachricht gewesen; sie habe den Inhalt „lediglich in einem Chatroom weitergeleitet, ohne ihn zu lesen“. Nichtsdestotrotz sprach der Richter das Todesurteil aus.
Leichtes Ziel und verletzlich
Die Angeklagte, die verheiratet ist und vier Kinder hat, war am 29. Juli 2021 in Islamabad von der Federal Investigation Agency (FIA) verhaftet worden, weil sie im September 2020 blasphemische Inhalte in einer WhatsApp-Gruppe geteilt haben soll. Sie wird im zentralen Adyalaa-Gefängnis in Rawalpindi festgehalten und soll dort ihre Strafe bis zur Vollstreckung ihres Urteils verbüßen.
Der Verteidiger hat angekündigt, dass seine Mandantin beim Obersten Gerichtshof von Islamabad, der zweiten Instanz, Berufung einlegen werde. Die Agentur Fides zitiert den Anwalt mit den Worten, dass „die Person, die die beleidigende Nachricht verfasst hat, auf freiem Fuß“ sei, während seine Mandantin, die diese Nachricht nur weitergeleitet habe, ohne die darin geäußerten Inhalte zu billigen, verurteilt worden sei: „Wir glauben, dass Shagufta angeklagt wurde, weil sie eine Christin ist: Sie ist ein leichtes Ziel und verletzlich“.
Strenge Überwachung des Internets
Angeblich blasphemische Äußerungen im Internet und in den sozialen Medien, welche von islamischen Organisationen als „wachsende Bedrohung, die mit äußerster Strenge zu bestrafen ist“, angesehen werden, werden durch die Behörden zunehmend aufmerksam überwacht. Zuständig ist die Cyber Crime-Abteilung der Federal Investigation Agency, die der Polizei diejenigen meldet, die als blasphemisch eingestufte Inhalte im Internet veröffentlichen.
Nach einem Terrorakt islamistischer Terroristen in Peschawar 2014 hat Pakistan ein Moratorium zur Todesstrafe aufgehoben. Seitdem werden wieder Todesurteile vollstreckt, allerdings wurden bislang keine Christen wegen Blasphemie hingerichtet. Sie schweben dennoch in ständiger Lebensgefahr durch fanatische Islamisten, die auch zu Lynchjustiz greifen. Immer wieder weisen die katholischen Bischöfe des Landes auf die Gefahr hin, dass die Blasphemie-Gesetze zu einer Regulierung persönlicher Streitigkeiten missbraucht werden können.
(fides - cs)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.