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Begegnung in Vanimo Begegnung in Vanimo  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Papst in Vanimo: „Eine tiefe Verbeugung“

Franziskus hat an diesem Sonntag in Port Moresby eine Messe mit 35.000 papuanischen Gläubigen gefeiert. Danach besuchte er per Flugzeug die entlegene Diözese Vanimo im Norden des Inselstaates an der Grenze zu Indonesien. Ein Fazit zu diesem Reisetag in Papua-Neuguinea mit Anne Preckel, die für Radio Vatikan vor Ort ist.

Vatican News: Das war ja wieder mal ein voller Tag für Papst Franziskus in Papua-Neuguinea. Wie hält er das eigentlich so durch?

Preckel: Ja, bei Ankunft am Flughafen von Port Moresby am Freitag habe ich einen Moment gedacht, das wird doch nicht leicht werden für den 87-jährigen Papst. Am Flughafen schien es doch, dass er nach der intensiven ersten Etappe in Indonesien plus Jetlag und tropischer Schwüle doch recht erschöpft in Papua-Neuguinea ankam. Das hat sich aber gelegt, würde ich sagen. Er fährt auch hier fast immer im Rollstuhl. Die letzten Eindrücke waren, dass er besonders in den Momenten aufblüht und Energie schöpft, wenn er hier auf die Menschen trifft. Dafür gab es ja schon mehrere Gelegenheiten, etwa am Samstag beim Besuch einer Schule oder an diesem Sonntag bei der bunten multiethnischen Messe in Port Moresby.

Hier unsere Videoreportage zur Messe

Vatican News: Du warst mit dabei bei der Messe. Wie hast du sie erlebt?

Preckel: Es war eine besondere Atmosphäre. Diese Vielfalt in Papua-Neuguinea ist beeindruckend, heute auch wieder bei der Messe, zu der 35.000 Leute gekommen waren. Da sah man indigene Katholiken in traditionellen Gewändern, die Mariengebete sprachen, asiatische Missionsschwestern, Pilger aus den Provinzen, Jung und Alt, sehr arme, sehr einfache Leute, verschiedene Ethnien, die gemeinsam beteten. Tanz und Trommeln gab‘s, Fürbitten in lokalen Sprachen Tok Pisin und Motu. Die Leute waren kilometerweit gelaufen, waren teilweise schon um zwei Uhr nachts am Stadion und hatten am Sonntag geduldig stundenlang in der Hitze gewartet. Im Gespräch merkte man, dass sie tief bewegt waren, den Papst zu sehen, teilweise zu Tränen gerührt. Eine Frau sagte mir, sie sei krank und hoffe auf Heilung, ein Häuptling, er wolle den Priester aus Rom sehen. Mehrere sagten, sie erhofften sich vom Papstbesuch, dass Franziskus im Land zu mehr Einheit beitragen könne, Einheit der verschiedenen Gruppen. Denn die Vielfalt bringt auch Herausforderung mit sich, es gibt Dissens, das fängt schon bei der Sprache an, jeder spricht mehrere und nicht unbedingt dieselbe, es gibt Tribus im Konflikt, auch die christlichen Kirchen ziehen nicht alle am gleichen Strang.

Stichwort Heilen, Segnen: Viele Menschen, die am Sonntag im Stadion waren, wollten Papst Franziskus eigentlich etwas näher bei sich haben, erfuhr ich noch. Sie wollten, dass er für sie betet, ihr mitgebrachtes Wasser segnet, ihre Mitbringsel, dass er sie heilt. Also nicht weit weg von der Bühne aus, sondern näher, auch in ihrer Sprache näher, denn der Papst predigte auf Italienisch.

Ein lächelnder Papst
Ein lächelnder Papst
Das Kollegengespräch hier zum Hören

Vatican News: Zweites großes Ereignis war der Besuch in der Diözese Vanimo am Nordrand von Papua-Neuguinea, unweit der Grenze zum indoneischen Teil des Inselstaates.

Preckel: Ja, geografisch war das ein Besuch am äußersten Rande, an der Grenze zum indonesischen Teil, aber eigentlich ist Franziskus da für ein paar Stunden mitten reingesprungen ins typische Papua-Neuguinea, also in eine dieser sehr artikulierten lokalen Kulturen. Es handelt sich um einen eher ärmlichen Landstrich, wo die Menschen aber als Selbstversorger auch in gewisser Weise unabhängig sind. Es liegt abgeschieden, von der Hauptstadt Port Moresby gibt es keine Straße dorthin, es gibt überhaupt hier nur wenige asphaltierte Straßen jenseits der Hauptstadt, deshalb das Flugzeug. Franziskus hat in Vanimo einige Stunden mit Einheimischen verbracht und Missionare getroffen. Und da muss man sagen, gab es keinerlei Berührungsängste. Das spricht vor allem aus den Bildern.

Franziskus mit Federschmuck auf dem Haupt, wie ein Häuptling, ein Ehrengast. Er hat die Menschen in Vanimo als eigentlichen Schatz dieses „Naturparadieses“ gewürdigt und deutlich gemacht, dass die Kirche Hüterin dieser Harmonie sein solle. Und er hat selbst an der Fülle dieser Kultur teilhaben können, nicht wie ein Tourist, sondern als Beschenkter. Da gab es etwa einen Obstmann, also einen Tänzer mit einer Obstmaske über dem Haupt, der mit einer Gruppe für den Papst getanzt hat. Sinnbild auch für die Fülle dieser Kultur. Der Papst lächelte und schien sehr glücklich über diese Begegnung, er hat den Nektar in sich aufgenommen. Also, eine tiefe Verbeugung beiderseits, auch eine Verbeugung vor dem Fremden und doch Vertrauten im gemeinsamen Glauben. Eigentlich authentisch katholisch.

Franziskus in Vanimo
Franziskus in Vanimo
Ehrengast
Ehrengast

(vatican news)


 

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08. September 2024, 12:21