Kardinal Pizzaballa - hier bei einem Besuch in Gaza Kardinal Pizzaballa - hier bei einem Besuch in Gaza 

Heiliges Land: „Religiöse Führer müssen sich zu Wort melden“

Der katholische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, vermisst im Nahostkonflikt Initiativen der Religionen vor Ort.

Bei der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda sagte der Kardinal am Mittwoch: „Von wenigen Ausnahmen abgesehen, haben wir in den letzten Monaten keine Reden, Überlegungen oder Gebete von religiösen Führern gehört, die sich von denen anderer politischer oder gesellschaftlicher Führer unterscheiden“. Er habe den Eindruck, jeder von ihnen spreche nur aus der Perspektive seiner eigenen Gemeinschaft, die oft gegen die jeweils andere Seite gerichtet sei.

Pizzaballa zeigte sich skeptisch hinsichtlich der Verhandlungen für eine Freilassung von Geiseln, die die Terrororganisation Hamas beim Angriff auf Israel genommen hatte: „Die Anzeichen für eine erfolgreiche Beendigung der Verhandlungen sind sehr schwach. Deshalb glauben wir - und wir hoffen, dass wir uns irren -, dass das Ende des Konflikts noch nicht bevorsteht und dass wir mit dieser schrecklichen Situation noch lange umgehen müssen.“

Sprache als Werkzeug der Gewalt

Der gebürtige Italiener Pizzaballa rief zu einer sorgfältigeren Sprache auf: „Eine mit Gewalt, Aggressionen, Hass und Verachtung, Ablehnung und Ausschließung beladene Sprache spielt in diesem Krieg keine Nebenrolle, sondern ist eines der Hauptwerkzeuge in diesem und allzu vielen anderen Kriegen“. Auch in sozialen Medien werde vielfach Hass geschürt. Formulierungen, die die Menschlichkeit der Mitmenschen verneinten, seien eine Form der Gewalt, die andere Gewalt ermögliche. „Dabei handelt es sich um Formulierungen, die möglicherweise noch mehr verletzen als Massaker und Bomben.“

(kna – sk)
 

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25. September 2024, 14:33