Nuntius in der Ukraine: „Die Kirche als Licht in der Dunkelheit“
Svitlana Dukhovych - Vatikanstadt
Seit über 30 Monaten hat die Ukraine mit den verheerenden Auswirkungen des Krieges zu kämpfen. Doch für Erzbischof Kulbokas besteht die Aufgabe der Kirche nicht nur darin, materielle Hilfe zu leisten. Vielmehr ist es ihre Mission, den Menschen auch spirituellen Beistand und moralische Orientierung zu bieten. „Im Krieg können Menschen aus vielen Gründen verzweifeln“, so Kulbokas im Gespräch mit uns. Er unterstreicht die Rolle der Kirche, die an die Herzen derer appelliert, die schwierige Entscheidungen inmitten von Gewalt und Chaos treffen müssen.
Die Rolle der Militärseelsorger: Gewissen in Kriegszeiten
Besonders hebt Kulbokas die Bedeutung der Militärseelsorger hervor, die nicht nur den Soldaten Trost spendeten, sondern auch als moralische Instanz fungierten. Seien sie es doch, die die Kommandeure daran erinnerten, dass ihre Entscheidungen Menschenleben betreffen. „Es ist wichtig, dass es die Stimme eines Priesters gibt, der fragt: ,Ist diese Entscheidung richtig?'“, betont Kulbokas. Die Kirche fordert nicht nur Frieden, sondern ermutigt die Entscheidungsträger, die menschlichen und ethischen Auswirkungen ihrer Handlungen zu reflektieren.
Ein globales Netzwerk der Solidarität
Die Stärke der kirchlichen Arbeit in der Ukraine liegt in der Unterstützung aus der ganzen Welt. Erzbischof Kulbokas spricht von einem globalen Netzwerk, das bereit ist zu helfen. „Zu wissen, dass ich Teil einer Gemeinschaft bin, die mich unterstützt, gibt mir Kraft“, erklärt er. Menschen aus verschiedenen Ländern böten großzügig Hilfe an, was den bedrängten Ukrainern das Gefühl gebe, nicht allein zu sein.
Frustration und Hoffnung
Der Nuntius gibt offen zu, dass Frustration eine ständige Begleiterin in Zeiten des Krieges sei. Viele Initiativen scheiterten oder führten nur langsam zu Erfolgen. Dennoch betont Kulbokas die Bedeutung von Durchhaltevermögen. „Ich habe gelernt, dass man niemals aufgeben darf. Manchmal braucht es Jahre, bis sich Lösungen finden“, sagt er. Diese Resilienz sei in den schwierigen Situationen unerlässlich, in denen die Kirche und die Menschen in der Ukraine sich befinden.
Ethischer Umgang mit Hilfeleistungen
Kulbokas spricht auch die ethischen Herausforderungen der humanitären Hilfe an. Er betont die Notwendigkeit, diese durch offizielle und vertrauenswürdige Institutionen zu organisieren, um Missbrauch zu vermeiden. Besonders hebt er die Rolle der kirchlichen Institutionen hervor, die aufgrund ihrer Seriosität und Transparenz eine wichtige Rolle bei der Verteilung von Hilfsgütern spielten.
Abschließend fordert der Nuntius dazu auf, die Überentwicklung in westlichen Ländern zu nutzen, um überschüssige Güter an Bedürftige weiterzugeben. „Es gibt ein großes Potenzial, ungenutzte Medikamente oder Geräte an jene zu spenden, die sie dringend benötigen“, sagt Kulbokas. Diese Form der Solidarität sei ein Zeichen der Menschlichkeit und Hoffnung in einer Zeit, in der die Welt oft von Gewalt und Zerstörung geprägt ist.
Die Kirche bleibe jedenfalls ein Leuchtturm der Hoffnung in einer vom Krieg zerrissenen Nation, entschlossen, nicht nur materiellen, sondern auch spirituellen Beistand zu leisten.
(vatican news - mg)
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