Überlebender des Massakers von Pont-Sondé Überlebender des Massakers von Pont-Sondé  (marckinson pierre)

Haiti: „Die Menschen haben die Nase voll“

Der Erzbischof von Port-au-Prince ist verzweifelt über die Gewalt bewaffneter Banden, aber auch über die „Gleichgültigkeit“ der Politiker und die erfolglosen internationalen Bemühungen um Frieden in Haiti.

„Gibt es etwa einen Plan, das Land zu zerstören?“ sagte Erzbischof Max Leroy Mésidor in einer Audio-Botschaft. Jede Woche müssten unschuldige Menschen ihr Leben lassen. Erst am Donnerstag letzter Woche kamen in der ländlichen Stadt Pont-Sondé in der Region Artibonite mindestens siebzig Menschen in einer Nacht durch Bandengewalt ums Leben. „Die Bevölkerung hat die Nase voll, sie bittet um Hilfe.“

Kenianisches Militär patrouilliert Anfang September in Port-au-Prince
Kenianisches Militär patrouilliert Anfang September in Port-au-Prince

„Wer wacht eigentlich über die Bevölkerung?“

Seit zwei Jahren seien die Gemeinden in Artibonite ohne Polizeipräsenz völlig sich selbst überlassen. Ihre Hilferufe würden ignoriert. Der Erzbischof wörtlich: „Wer wacht eigentlich über die Bevölkerung?“ Trotz der verschiedenen internationalen Treffen und der Präsenz einer von Kenia geleiteten multinationalen Unterstützungsmission in Haiti, so Mésidor, „sind die Dinge noch schlimmer geworden“.

Allein seit der Ankunft des ersten Kontingents kenianischer Polizisten am 25. Juni seien vier Städte, darunter Pont-Sondé, unter die Kontrolle der Banden geraten. „Worauf warten Sie noch, um der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, zu Hause in Frieden zu leben? Wie viele Gemeinden wollen wir noch fallen lassen?“

(miami herald – sk)
 

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07. Oktober 2024, 11:46