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Myanmar Myanmar  (AFP or licensors)

Myanmar: Hoffnung auf Frieden im Bürgerkrieg

Inmitten des brutalen Bürgerkriegs in Myanmar wächst der Druck, einen Dialog zur Friedensvermittlung zu starten. Joseph Kung Za Hmung, christlicher Vertreter in der neu besetzten Menschenrechtskommission des Landes, betont die Dringlichkeit, die Gewalt zu beenden und einen Weg zur Versöhnung zu finden.

Myanmar steht am Abgrund. Der Bürgerkrieg, der seit dem Militärputsch von 2021 das Land in Chaos stürzt, fordert täglich Opfer und vertreibt Hunderttausende aus ihren Heimatorten. Inmitten dieses blutigen Konflikts ruft Joseph Kung Za Hmung, ein angesehener Pädagoge und Gründer der ersten privaten katholischen Universität des Landes, zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. „Ein Dialog- und Vermittlungsprozess ist dringend notwendig, um die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung zu stoppen“, sagt der Katholik und Menschenrechtler. Er wurde kürzlich in die Myanmar National Human Rights Commission berufen, die als unabhängiges Gremium die Menschenrechtslage überwacht und Empfehlungen an die Regierung ausspricht.

Die Kommission besteht aus 11 Mitgliedern, die im September erneut ernannt wurden – eine ungewöhnliche Geste der Militärregierung, die dabei bewusst auf Vertreter der Zivilgesellschaft statt auf militärnahe Personen setzte. Diese Besetzung könnte sich als wichtiger Schritt herausstellen, um einen Dialog zwischen den Volksverteidigungskräften, den ethnischen Milizen und der Militärjunta zu fördern. Joseph Kung sieht hierin eine entscheidende Chance, Brücken zu bauen: „Die Mitglieder haben Kontakte zu den kämpfenden Gruppen und können dazu beitragen, einen Dialog einzuleiten“, betont er. Eine Lösung des Konflikts könne nur gelingen, wenn alle Akteure – auch die Junta – an den Verhandlungstisch kommen.

Ein Hoffnungsschimmer im Dunkel

Die Lage in Myanmar bleibt erschreckend: Schätzungsweise 75 Prozent des Landes befinden sich unter der Kontrolle von Volksverteidigungskräften und ethnischen Milizen, während die Hauptstadt und größere Städte von der Armee gehalten werden, die weiterhin über eine erhebliche militärische Stärke verfügt. Trotz dieser düsteren Aussichten sieht Kung einen Silberstreif am Horizont: Die jüngste ASEAN-Tagung sprach sich ebenfalls für Friedensgespräche aus, wobei insbesondere Indonesien und Thailand als Vermittler in Erscheinung treten könnten. Auch Kardinal Charles Maung Bo, der Erzbischof von Yangon, machte im Vatikan bei der Synode deutlich, wie dringend ein Versöhnungsprozess notwendig sei. „Wir müssen einen Dialogtisch für den Frieden finden“, so der Kardinal.

„Wir müssen einen Dialogtisch für den Frieden finden.“

General Min Aung Hlaing, der Anführer der Militärjunta, hat wiederholt Friedensgespräche gefordert, zuletzt anlässlich des neunten Jahrestages des nationalen Waffenstillstandsabkommens von 2015. Doch Worte allein reichen nicht aus, wenn die brutalen Kämpfe weitergehen. Der anhaltende Konflikt, der sowohl die städtischen Zentren als auch ländliche Regionen heimsucht, verschärft die humanitäre Notlage in Myanmar. Viele der Binnenvertriebenen haben weder Zugang zu medizinischer Versorgung noch zu lebenswichtigen Hilfsgütern. Das Land ist ausgezehrt, und die Hoffnungen auf eine baldige Rückkehr zur Normalität schwinden.

Die Rolle der Menschenrechtskommission

Joseph Kung und seine Mitstreiter in der Menschenrechtskommission sind sich der Herausforderungen bewusst, denen sie gegenüberstehen. „Die Nation liegt am Boden, und die Zahl der Binnenflüchtlinge steigt weiter“, sagt Kung. Die Kommission sehe ihre Aufgabe darin, die Brücken zwischen den verfeindeten Gruppen zu schlagen und konkrete Empfehlungen zur Verbesserung der Menschenrechtslage auszusprechen. „Ein Waffenstillstand liegt im Interesse aller, besonders der leidenden Zivilbevölkerung“, fügt er hinzu.

Die Mitglieder der Kommission stammen aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft, darunter Bildung, ländliche Entwicklung und Medien. Diese Vielfalt könnte sich als Vorteil erweisen, um die unterschiedlichen Interessen im Land zu verstehen und miteinander zu verknüpfen. Mit der Ernennung Kungs zum christlichen Vertreter hat die Regierung zudem einen Schritt unternommen, um religiöse Minderheiten stärker einzubeziehen.

Dialog statt Gewalt: Die einzige Hoffnung für Myanmar

Der Aufruf zur Friedensvermittlung sei nicht neu, aber selten sei er so dringend wie jetzt, sagt der Katholik. Die Möglichkeit, dass die Volksverteidigungskräfte und die ethnischen Milizen gemeinsam am Verhandlungstisch Platz nehmen, könnte eine entscheidende Wende in dem Konflikt bedeuten. Bisherige Bemühungen um eine friedliche Lösung scheiterten immer wieder an der Uneinigkeit der Parteien und dem mangelnden Willen zur Kompromissbereitschaft. Doch die Hoffnung stirbt nicht, und für viele Menschen in Myanmar bleibt der Dialog die einzige Option, um die Spirale der Gewalt zu durchbrechen.

Joseph Kung bleibt optimistisch. „Wir müssen mit der Junta sprechen, denn ohne Dialog gibt es keinen Frieden“, sagt er. Die Menschenrechtskommission steht vor der schwierigen Aufgabe, Vertrauen in einem Land zu schaffen, das von Misstrauen und Leid geprägt ist. Die nächsten Monate werden zeigen, ob die Appelle von Kung und anderen Stimmen der Vernunft auf fruchtbaren Boden fallen und tatsächlich ein Weg zu Frieden und Versöhnung gefunden werden kann.

(fides - mg)

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25. Oktober 2024, 11:12