Bischof klagt an: „Die Welt hat den Sudan vergessen“
Der seit April 2023 andauernde Konflikt wird zwischen General Abdel Fattah Al Burhan, Chef der Regierung und der Streitkräfte (SAF), und Mohamed Hamdan Dagalo, genannt Hemedti, Chef der Miliz "Rapid Support Forces" (RSF), ausgetragen. Die Kampfhandlungen hätten bereits viele Millionen Vertriebene, unzählige Tote und Verwundete gefordert, „doch die Welt schaut weg“, so der Bischof im Kathpress-Interview am Donnerstag.
El-Obeid ist die Hauptstadt des Bundesstaates Nord-Kordofan im Sudan. Die Millionenstadt werde belagert, die Infrastruktur sei völlig zusammengebrochen, so Bischof Tombe Trille: „Es gibt kein Wasser, fast keinen Strom, keine Nahrungsmittel und keine medizinische Versorgung.“ Die staatlichen Strukturen seien zusammengebrochen, wer für den Staat arbeitet, habe seit 19 Monaten kein Gehalt mehr bekommen.
Zwischen Leben und Tod...
Die Wirtschaft oder etwa auch das Bildungssystem würden völlig darnieder liegen. Die Menschen in El-Obeid wie auch in vielen anderen Teilen des Landes befänden sich in einem Zustand zwischen Leben und Tod. Es gebe in der Stadt auch schon Hungertote. Auch die Kommunikationsstrukturen seien weitgehend zusammengebrochen, berichtete der Bischof. Oft sei er für viele Tage völlig von der Außenwelt abgeschnitten.
Immer wieder hat Bischof Tombe Trille die beiden Konfliktparteien zu Verhandlungen aufgerufen, bislang ohne Erfolg. Die Anführer setzten das Kämpfen und Töten fort und seien überzeugt, dass sie die Oberhand gewinnen würden. Er vermisse aber auch ein entsprechendes Engagement der Internationalen Staatengemeinschaft, so der Bischof. Dabei sei der Sudan sowieso schon ein gebeuteltes Land, das immer wieder von Kriegen gemartert wurde. „70 Jahre Unabhängigkeit des Sudan sind 70 Jahre Krieg“, resümierte der Bischof.
In El-Obeid würden noch rund 300 katholische Familien leben, berichtete der Bischof. Ein Priester stehe ihm noch für die Seelsorge zur Seite, alle anderen mussten fliehen. Um aus der Stadt zu kommen, brauche es besondere Wege, so der Bischof, ohne Details nennen zu können. Es habe Tage gedauert, bis er von El-Obeid aus im Südsudan ankam, von wo er dann nach Europa weiterreisen konnte. Die Milizen schrecken auch nicht vor Gewalt gegenüber Geistlichen zurück.
Seelsorge in Not
Der Bischof berichtet von den eingeschränkten Möglichkeiten, überhaupt noch Seelsorge leisten zu können, Messen zu feiern und die Sakramente zu spenden. „Ich bewege mich für meine pastorale Arbeit auf eigenes Risiko, manchmal durch die Wüste“, erzählte Tombe Trille. „Für eine Strecke von nur zwei Stunden brauche ich jetzt zwei Wochen oder mindestens zehn Tage“. Es sei nirgendwo wirklich sicher, nicht einmal im Bischofshaus. Schon im April 2023 schlugen Raketen in der Kathedrale und in angeschlossenen Räumlichkeiten ein. Dennoch werde er wieder nach El-Obeid zurückkehren, betonte der Bischof: „Die Menschen vor Ort brauchen mich.“
Die Diözese El-Obeid erstreckt sich über fast 900.000 Quadratkilometer. Die Zahl der Katholiken in der größtenteils muslimischen Region gab der Bischof mit 130.000 bis 150.000 an.
Caritas-Hilfe im Sudan
Bischof Tombe Trille war in Wien Gast der Caritas. Bei der Lage im Sudan handelt es sich laut Caritas um die größte humanitäre Krise seit 1980. 25 Millionen Menschen (mehr als die Hälfte der Bevölkerung) leidet unter akutem Hunger. 10,8 Millionen Menschen wurden vertrieben (8,1 Millionen innerhalb des Landes, 2,3 Millionen sind über Grenzen in andere Länder geflohen). Die heimische Caritas ist im Südsudan präsent und leistet dort u.a. Hilfe für Geflüchtete aus dem Sudan. Im Sudan selbst hilft die Caritas über die US-amerikanische Caritas „Catholic Relief Services“ (CRS).
Trotz erheblicher operativer Herausforderungen würden CRS und ihre lokalen Partner weiterhin Notfall- und Resilienzprogramme für 1,1 Millionen Menschen anbieten, darunter viele Kinder, teilte die Caritas mit. Das gelinge, weil Hilfsmittel über lokale diözesane Strukturen verteilt werden, wie es hieß. Alleine zwischen Juli und September 2024 konnten 576.000 Menschen erreicht werden. CRS hilft im Sudan mit Nahrungsmittelhilfe, Gesundheitsversorgung, der Bereitstellung von Wasser und sanitären Einrichtungen oder auch mit psychosozialer Unterstützung. Bischof Tombe Trille bat eindringlich um mehr Hilfe für die Menschen im Sudan.
(kap-skr)
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