Christen in Dhaka Christen in Dhaka  (AFP or licensors)

Bangladesch: Christen fordern Vertreter in Regierung

Katholische Bischöfe in Bangladesch haben Professor Muhammad Yunus, den Chef der Übergangsregierung, dringend aufgefordert, die Vertretung der christlichen Gemeinschaft in seiner Regierung und in dem wichtigen Reformprozess sicherzustellen.

Vertreter der Katholischen Bischofskonferenz von Bangladesch (CBCB) übergaben Yunus am 7. November ein Schreiben, in dem sie ihre Besorgnis über die mangelnde Vertretung der Christen in der am 8. August nach dem Sturz von Sheikh Hasina gebildeten Übergangsregierung zum Ausdruck brachten, wie die Agentur Ucanews berichtet. Die Delegation von acht Bischöfen führte Erzbischof Bejoy N D’Cruze aus Dhaka an.  Er betonte beim ersten Treffen mit dem Chef der Übergangsregierung, dass der Aufstand vom August, der die Awami-Liga der ehemaligen Premierministerin Hasina aus der Macht drängte, „einen noch nie dagewesenen Spielraum für die Reformierung des Staates" geschaffen habe. Nun müssten alle Gemeinschaften zusammenarbeiten, um die Reformen zu einem Erfolg zu machen. „Die christliche Gemeinschaft in Bangladesch liebt dieses Land. Dies sollte ein Land sein, in dem Rechtsstaatlichkeit, Menschenwürde und Gleichheit in allen Lebensbereichen herrschen“, sagte D'Cruze. Er sagte weiter, dass neben der bengalischen Mehrheitsbevölkerung 45 weitere ethnische Gemeinschaften in Bangladesch lebten, deren Anerkennung als indigene Völker in der Verfassung wichtig sei. „Der Chefberater hörte uns zu und sagte, er werde sich um die von uns vorgebrachten Bedenken kümmern“, sagte D'Cruze.

Nur zwei Minderheiten-Vertreter in Übergangsregierung

Die Interimsregierung besteht aus 21 Mitgliedern, aber abgesehen von Supradip Chakma, einem ehemaligen Diplomaten, der der ethnischen Chakma-Gemeinschaft angehört, und Bidhan Ranjan Roy von der Hindu-Gemeinschaft, sind die ethnischen und religiösen Minderheiten nicht vertreten. Die Übergangsregierung hat zehn Kommissionen gebildet, die Änderungen an der Verfassung des Landes von 1972 empfehlen und Wege aufzeigen sollen, wie die Regierungsführung integrativer und demokratischer gestaltet werden kann. Die Kommissionen sollen Vorschläge zur Reform der öffentlichen Verwaltung, der Wahlen, des Justizwesens, der Polizei, der Korruptionsbekämpfung, der Frauenpolitik, der Massenmedien, des Gesundheitswesens und der Arbeitnehmerrechte unterbreiten. Die Reformen wurden eingeleitet, nachdem Hasina am 5. August nach einem blutigen Volksaufstand gegen ihre 15-jährige despotische Herrschaft, die von Korruption und Rechtsverletzungen geprägt war, aus dem Land geflohen war. Die derzeitige Verfassung von Bangladesch verpflichtet sich, den „Säkularismus“ zu bewahren und gleichzeitig den Islam zur Staatsreligion zu erklären, was nach Ansicht des Erzbischofs von Dhaka widersprüchlich ist und einer Überarbeitung bedarf.

Über katholische Kirche informiert

„Wir haben gesagt, dass wir mit unseren Institutionen den Menschen aller Glaubensrichtungen und Ethnien in Bangladesch dienen“, sagte D'Cruze gegenüber UCA News. Die Delegationsmitglieder informierten Yunus über die Präsenz der katholischen Kirche in Bangladesch durch ihre acht Diözesen und rund 1.000 von der katholischen Kirche betriebenen Schulen, Hochschulen, Universitäten, technischen Bildungseinrichtungen, Krankenhäuser und Waisenhäuser. Die Delegation wies auch auf die besonderen Herausforderungen hin, die sich bei der Verwaltung von kirchlich geführten Schulen aufgrund der Einmischung der Regierungsbehörden ergeben. Die Bischöfe überreichten Yunus auch einen Scheck über 2,5 Millionen Taka (21.000 US-Dollar), um den Opfern der jüngsten Überschwemmungen zu helfen.

Hintergrund

In dem mehrheitlich muslimischen Land mit mehr als 170 Millionen Einwohnern gibt es 17 Millionen religiöse Minderheiten, wie eine Volkszählung im Jahr 2022 ergab. Hindus machen demnach fast 14 Millionen aus; etwa 1 Million Buddhisten bilden die zweitgrößte Minderheit und rund 500.000 Christen sind die nächste dominante Gruppe - darunter 400.000 Katholiken. 

(ucanews - sst)

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11. November 2024, 13:56