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Autoschlange Richtung Südlibanon: Vertriebene kehren nach Hause zurück - nicht ohne Risiken Autoschlange Richtung Südlibanon: Vertriebene kehren nach Hause zurück - nicht ohne Risiken  (AFP or licensors)

Libanon: Waffenstillstand ist Zeichen der Hoffnung

Ein neuer Waffenstillstand zwischen Israel und der Hisbollah gibt den Menschen im Libanon Hoffnung. Doch die Situation bleibt angespannt. Michel Abboud, Priester und Präsident von Caritas Libanon, beschreibt die aktuelle Lage im Gespräch mit uns als zwiespältig.

„Die Ausrufung des Waffenstillstands war für die Libanesen ein Seufzer der Erleichterung und ein Zeichen der Hoffnung“, sagt Abboud. Nach zwei Monaten intensiver Kämpfe sei die Freude über das Ende der Gewalt spürbar, dennoch bleibe die Angst vor einer baldigen Rückkehr zum Krieg.

Freude und Angst

 „Wir wissen aus der Vergangenheit, dass ein Waffenstillstand nicht unbedingt das Ende des Krieges bedeutet“, so der Ordensmann. Der derzeitige Waffenstillstand sei nicht dauerhaft, sondern an Bedingungen geknüpft. Der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah könnte jederzeit wieder aufflammen. Abboud betont: „Wir haben immer noch Angst, dass der Krieg zurückkehrt.“

Karmeliterpater Michel Abboud, Präsident von Caritas Libanon
Karmeliterpater Michel Abboud, Präsident von Caritas Libanon
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Zugleich stellt sich die Frage, ob der Waffenstillstand vielleicht auch eine Chance für politische Stabilität im Land bieten kann. Libanons Premier Najib Mikati hatte den Waffenstillstand als Gelegenheit bezeichnet, die Souveränität des Landes wiederherzustellen und die präsidiale Lähmung zu beenden. Doch Abboud bleibt skeptisch: „Die Entscheidung liegt nicht bei den Libanesen, sie wird von außen getroffen.“

„Die Entscheidung liegt nicht bei den Libanesen, sie wird von außen getroffen“

Caritas denkt an Krise nach der Krise

Trotz der unsicheren Lage fahren derzeit viele Menschen in ihre Heimatdörfer im Süden des Libanon zurück, schildert der Caritas-Chef. Problematisch sei, dass von israelischen Soldaten zurückgelassene Sprengkörper eine Gefahr für die Zurückkehrenden darstellen. Die libanesische Armee habe deshalb davor gewarnt, in bestimmte Gebiete zurückzukehren, und nicht wenige Vertriebene hielten sich daran.

Die Caritas im Libanon denkt Abboud zufolge schon an morgen. „Sie wissen ja, dass es eine Krise nach der Krise gibt. All diese Menschen, deren Häuser zerstört wurden, wie können sie weiterleben? Die Auffanglager sind offizielle Schulen, die für die Schüler wieder geöffnet werden müssen. Wo können all diese Menschen untergebracht werden? Und viele haben ihre Jobs verloren. Wie können wir ihnen weiterhin helfen?“ Derzeit gebe es noch keine Hilfszusagen aus dem Ausland. „Aber immerhin haben wir derzeit wieder Frieden“, so Abboud.

Bitte um Hilfen

„Unsere Priorität ist es, den Menschen zu helfen, am Leben zu bleiben“

Eines macht der Caritaspräsident direkt klar: Die wirtschaftliche Notlage im Libanon erschwert die Situation sehr. Die Wirtschaft in dem Land, das früher als „Schweiz des Orient“ galt, liegt schon lange am Boden, und viele Menschen kämpfen ums Überleben. „Es gibt Menschen, die nicht einmal in Krankenhäuser eingeliefert werden können, weil sie die Kosten nicht bezahlen können“, erklärt Abboud. Caritas konzentriere sich darauf, diese Menschen zu unterstützen. „Unsere Priorität ist es, den Menschen zu helfen, am Leben zu bleiben“, betont der Priester. In dieser Lage weist Abboud auf die Bedeutung internationaler Hilfe hin: „Wir schreiben an alle unsere Spender und rufen die internationale Gemeinschaft dazu auf, uns zu unterstützen. Die Krise ist noch lange nicht überwunden.“

(vatican news – gs)

 

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28. November 2024, 10:11