Kardinal Bustillo: Korsika, ein Labor des Friedens
Jean-Charles Putzolu und Christine Seuss - Vatikanstadt
„Ein schönes Weihnachtsgeschenk“. So definiert Kardinal François-Xavier Bustillo, Bischof von Ajaccio, den angekündigten Besuch von Papst Franziskus auf Korsika am 15. Dezember. Am Samstag hatte der Heilige Stuhl den Besuch, der schon seit längerem im Gespräch war, offiziell bestätigt. „Der Herr ist gut, wir empfangen dieses Geschenk nicht als Privileg, sondern als Verantwortung, um die Erinnerung zu bewahren und Impulse für die Zukunft zu geben“, kommentierte der Kardinal nun gegenüber den vatikanischen Medien.
„Wir haben einen Kongress über die Volksfrömmigkeit im Mittelmeerraum organisiert, an dem auch Bischöfe aus Sizilien, Sardinien, Spanien und Frankreich teilnehmen werden“, erläutert der Ordensgeistliche den Anlass des Besuchs. „Es ist eine Gelegenheit, sich darüber auszutauschen, was wir sind, was wir leben und welche Traditionen der Volksfrömmigkeit es in unseren Ländern gibt. Darüber hinaus wird es auch eine theologische Dimension geben, um nicht nur die Folklore bestimmter Traditionen zu sehen, sondern auch durch das, was unsere Väter uns weitergegeben haben, zu evangelisieren.“
Möglichkeiten der Mission sehen
Die Tatsache, dass der Papst persönlich komme, um diese Volkstraditionen zu würdigen, bedeute auch die Möglichkeit, die „Mission durch diese Methoden zu fördern“, bemerkt der spanische Franziskaner, den Franziskus 2021 zum Bischof auf der Mittelmeerinsel gemacht hatte und der mittlerweile die französische Staatsbürgerschaft hat: „Wenn wir an Mission denken, denken wir manchmal an Taktik, an Strategien; daran, dass man es auf diese Weise machen muss, dass man ein gewisses Marketing betreiben muss und so weiter. Und dann haben wir sehr einfache Traditionen, die keine besonderen Anstrengungen erfordern. Es reicht aus, auf die Straße zu gehen, die Verehrung der Muttergottes oder eines Heiligen zu zeigen, zu singen, gemeinsam zu gehen... Und wir sagen, dass wir in großer Einfachheit gläubig sind. In der Mission gibt es also diese beiden Aspekte.“
Eng mit den Traditionen verbunden
Die Kirche auf Korsika sei „eng mit den Traditionen“ und dem Katholizismus verbunden, auch aus dem Grund, dass es sich um eine Insel handele, wo, wie in vielen kleinen Gemeinschaften, Traditionen bewahrt worden seien, „die mit einem Heiligen, einem Märtyrer und der Jungfrau Maria verbunden sind“, meint Bustillo. „Es ist also eine Kirche, die die traditionelle und spirituelle religiöse Dimension bewahrt hat. Mir scheint es wichtig, nicht nur auf der Ebene der äußeren Tradition zu bleiben, sondern zu betonen, wie diese Traditionen uns anregen, unseren Glauben voll und ganz und mit Leidenschaft zu leben. Die Botschaft ist immer das Evangelium.“
Jesus habe die Menschen eingeladen, bei der Begegnung mit anderen „Risiken einzugehen“, so Bustillo mit Blick auf Ereignisse der Volksfrömmigkeit, bei denen man sich - verbunden im Glauben – mit anderen treffe: „Das ist meiner Meinung nach wichtig. In meinem Land und in meiner Diözese gibt es diese Traditionen. Die Menschen hängen an diesen Traditionen und legen Wert darauf, dass auf dem Land der Priester, der Pfarrer oder der Bischof auch auf die Straßen der Städte geht, um ein Fest zu feiern.“
Gelassen und verantwortungsvoll
Seiner Meinung nach gebe es unter den korsischen Katholiken „mehr Gelassenheit“ als unter den französischen „Festlandkatholiken“: „Auch mit den Behörden, den Abgeordneten, den Senatoren, den Bürgermeistern, gibt es nicht viele Schwierigkeiten in den gegenseitigen Beziehungen. Es gibt eine Säkularität, jeder hat seine Verantwortung in der Stadt, aber wir leben sie auf eine gelassene und auch verantwortungsvolle Art und Weise: jeder an seinem Platz, aber immer mit dem Wunsch nach dem Wohl aller Menschen.“
Gleichzeitig befinde sich Korsika an einem „sehr strategischen Ort“, in der Nähe zu Sardinien und an einem Kreuzweg der Kulturen, wie ihn Franziskus so oft heraufbeschwört. An praktisch allen Mittelmeerraumtreffen, die auf Anregung des Papstes organisiert wurden, hat auch Korsika teilgenommen. In diesem Zusammenhang sei es schön, vom Mittelmeerraum und auch von Korsika als einem „Labor des Friedens“ zu sprechen:
„Wir sehen, dass es selbst hier im Mittelmeerraum viele Kriege gibt, also können wir durch unsere Traditionen ein geschwisterliches Leben vorleben. Und deshalb wollen wir auch, dass die zivilen und kirchlichen Autoritäten in der Lage sind, einen Dialog zu führen. Wir können heute keine institutionellen Feinde sein. Wir brauchen auch eine Verantwortung für das Wohl der Menschen, denn wenn wir unter uns bleiben, vergessen wir letztlich die Menschen. Die Menschen brauchen Autoritäten, die sich für ihr Wohl einsetzen, und geistliche Autoritäten, die an ihre Seele denken und nicht vergessen, dass es Werte, Ideale gibt. Und dort können wir uns wiederfinden.“
(vatican news)
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