Südkorea: Kirche kritisiert Schließung von Behinderten-Hilfen
Die Schließung der Einrichtungen fördere das Wohlergehen von Menschen mit Behinderungen keineswegs. Im Gegenteil, die Lage der Betroffenen verschlechtere sich. Das erklärte die katholische Kirche Koreas in einem Dokument mit dem Titel „Gott ist Liebe“ an, das jüngst von Caritas und Bischofskonferenz veröffentlicht wurde und über das die Agentur „Asianews" berichtet.
Die Politik lehnt gemäß Asianews die Idee der großen Behindertenheime, die in den 1970er und 1980er Jahren im Land gebaut wurden und in denen noch immer mehr als 20.000 Menschen leben, ab. Die Familien der Behinderten fürchten allerdings, dass dieser Weg - anstatt eine echte Form der Achtung der Würde der Schwächsten zu sein - sich als ideologisches Rezept entpuppt, das ohne adäquate Alternativen dazu führt, dass die Schwächsten im Stich gelassen werden, anstatt ihnen bestmöglich zu helfen. Die Katholische Kirche im Land sieht das ähnlich. Darum gehe es bei den Pilotprojekten, die in den letzten drei Jahren in diesem Bereich gestartet wurden.
Laut einer von der Stadtverwaltung von Seoul durchgeführte Umfrage konnten nach der Schließung von Einrichtungen nur 700 von etwa 1.200 Personen einen neuen Wohnsitz bestätigen. Von 487 befragten Personen befanden sich nur 281 in ihren Wohnungen. Und 24 behinderte Menschen wurden sogar tot aufgefunden.
„Die katholische Kirche in Korea hat in den letzten drei Jahren die stummen Schreie des Leidens gehört und sogar vom Verlust von Menschenleben, der aufgrund dieser Politik in Kauf genommen wird, und eine Reihe von Vorschlägen unterbreitet, die gemeinsam mit Menschen mit Behinderungen, ihren Eltern, Inländern und Ausländern im Bereich der sozialen Wohlfahrt erarbeitet wurden", erklären Bischöfe und Caritas nun. Sie erinnern auch daran, dass Präsident Yoon im Wahlkampf versprochen hatte, diese Politik abzuschaffen. „Das Ministerium für Gesundheit und Wohlfahrt weigerte sich jedoch, das Pilotprojekt zu evaluieren und eine landesweite Umfrage durchzuführen. Trotz der erfolglosen Ergebnisse dehnte es das Projekt auf die nationale Ebene aus und änderte nur den Namen“, kritisiert die katholische Kirche. Sie äußert auch ihre besondere Sorge um Menschen mit schweren Behinderungen, die gewaltsam aus den Einrichtungen vertrieben wurden. „Wir sollten uns fragen: Wer genau sind sie und wo und wie leben sie heute? Sie sind in Südkorea zu anonymen Behinderten geworden, die von den Behörden im Stich gelassen werden", lautet das bittere Fazit der Kirche.
Konkrete Forderungen
Sie verweist auch auf Artikel 10 der UN-Konvention über Menschen mit Behinderungen. Dort heißt es, dass Staaten verpflichtet sind, dafür zu sorgen, dass Menschen mit Behinderungen ihre Rechte tatsächlich und gleichberechtigt mit anderen genießen können. Konkret formulieren die Kirchenvertreter konkrete Forderungen: „Die Politik der Schließung von Instituten sofort zu stoppen und eine umfassende landesweite Untersuchung einzuleiten, die von einer glaubwürdigen staatlichen Behörde und dem privaten Sektor durchgeführt wird und deren Ergebnisse öffentlich gemacht werden“. Auch wollen sie „Schutzmaßnahmen und Entschädigung“ für geschädigte behinderte Menschen. Weiter müsse sichergestellt werden, dass Einzelpersonen und Organisationen, die in diese „verfehlte Politik verwickelt sind, dauerhaft von Menschenrechtsprojekten und -hilfe ausgeschlossen werden“.
(asianews - sst)
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