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1.000 Tage Krieg in der Ukraine 1.000 Tage Krieg in der Ukraine 

Ukraine: 1.000 Tage Krieg - Kirche gibt Hoffnung im Dunkel

Die humanitäre Lage in der Ukraine bleibt nach 1.000 Tagen Krieg dramatisch. Erzbischof Visvaldas Kulbokas, der Apostolische Nuntius in Kyiv, spricht im Interview mit uns über die Herausforderungen wie auch über Zeichen der Hoffnung. Das Gespräch fand am Vorabend eines massiven russischen Raketenangriffs auf ukrainisches Gebiet statt, bei dem mehr als 200 Raketen und Drohnen vor allem gegen die Infrastruktur eingesetzt wurden; es gab viele Tote und Verletzte unter Zivilisten.

Am kommenden Mittwoch sind es 1.000 Tage, die der Krieg in der Ukraine andauert, und die Opferzahlen steigen weiter. „Wenn wir die 1.000 Tage seit Beginn des Krieges im großen Stil betrachten, können wir feststellen, dass es mit dem Krieg nicht zu Ende geht, im Gegenteil", erklärt der Nuntius in Kyiv, Erzbischof Visvaldas Kulbokas: „2023 gab es mehr Tote als 2022 und in diesem Jahr, 2024, gibt es mehr Tote als 2023. Das Leid nimmt zu, und deshalb ist es sehr wichtig, dem Ganzen einen Sinn zu geben: einen christlichen Sinn angesichts von Unsicherheit und Angst.“

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Aus diesem Grund stünden die Priester dicht an der Seite der Gläubigen in den Gemeinden, hält der Nuntius fest. „In einigen Gebieten, wie etwa in Cherson, sind sie die einzigen Anlaufstellen für die Menschen, die ihnen dafür sehr dankbar sind“, erklärt Kulbokas. Besonders Militärseelsorger spielten eine wichtige Rolle, da sie Soldaten Hoffnung und Orientierung geben. „Die Kapläne erinnern die Soldaten daran: ‚Auch wenn ihr eure Gesundheit, euer Leben oder eure Familie verliert, ist das nicht das Ende. Gott liebt euch trotz allem‘“, so der Diplomat.

Vertrauen in internationale Organisationen erschüttert

Enttäuschend findet die Bevölkerung der Ukraine oft die Rolle internationaler Institutionen wie der Vereinten Nationen und speziell des UN-Sicherheitsrats, erklärt der aus Litauen stammende Papstbotschafter. „Familien von Kriegsgefangenen fragen: ‚Was bewirken die Genfer Konventionen? Kann irgendjemand unsere Gefangenen besuchen?‘ Die Antwort ist leider oft Nein“, schildert er die Frustration. Kulbokas selbst bezeichnet im Interview die UNO und den Sicherheitsrat als „nicht geeignet“ und „unfähig, etwas zu lösen, auch weil im Sicherheitsrat jemand sitzt, der direkt beteiligt ist.“ Russland, das die Ukraine am 24. Februar 2022 überfiel, gehört zu den fünf Ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrates und hat deshalb ein Vetorecht bei der Verabschiedung von Entschlüssen.

Viele Ukrainer haben dem Diplomaten zufolge aufgehört, die Kriegstage zu zählen, da die Herausforderungen des Alltags überwältigend seien. „Der andauernde Krieg lehrt uns die Zerbrechlichkeit menschlicher Illusionen“, sagt Kulbokas. „Aber aus menschlicher Sicht hat dieser Krieg keinen Sinn.“

Dringender Bedarf an humanitärer Hilfe

Auch die humanitäre Lage verschlechtert sich. Laut dem Papstbotschafter sind die Hilfsgüter im Jahr 2024 dramatisch zurückgegangen. „In Regionen wie Charkiw oder Cherson fehlt es an allem – von Brennholz über Hygieneartikel bis hin zu Wasser und Nahrung“, berichtet er. Besonders ehemalige Kriegsgefangene und zurückkehrende Kinder bräuchten dringend Unterkünfte und Unterstützung. Die Kirche bemühe sich, den Betroffenen zu helfen, doch die Herausforderungen sind gewaltig. Es fehle an ausreichend Fachkräften, um traumatisierte Menschen psychologisch zu begleiten. „Manchmal reicht es, einfach nur bei den Angehörigen von Gefangenen zu sein und zuzuhören“, sagt Kulbokas. Die Kirche springe hier in die Bresche, indem sie Priester und Caritas-Helfer ausbilde, die diese Aufgabe übernehmen sollen.

Kirche als „Stimme des Gewissens“

Eine besondere Rolle der Kirche sieht Kulbokas darin, die Stimme des Gewissens zu sein – sowohl in der Ukraine als auch weltweit. „Die Kapläne ermahnen die Militärführer, die Kriegshandlungen auf menschliche Weise durchzuführen“, erklärt er. Auch gegenüber den Kriegsverantwortlichen suche die Kirche Wege, diese an ihre moralische Verantwortung zu erinnern.

In der Zusammenarbeit mit anderen Konfessionen liege ein weiterer Schwerpunkt. „Im Kontext des Krieges ist es wichtig, nach Wegen der Einheit zu suchen und das Gemeinsame hervorzuheben“, betont Kulbokas.

Zeichen der Menschlichkeit bringen Hoffnung

Besonders hoffnungsvoll stimmen den Papstbotschafter die Besuche internationaler Freiwilliger. „Oft bringen sie nur kleine Hilfsgüter mit, aber ihre Anwesenheit zeigt Herz und Menschlichkeit“, sagt er. Diese Gesten stünden im Kontrast zu den oft kühlen statistischen Diskussionen über den Krieg in den Medien. „Die Zeugnisse der Freiwilligen zeigen, dass die Menschlichkeit nicht verloren ist“, fügt er hinzu.

Abschließend dankt Kulbokas allen, die die Ukraine in dieser schweren Zeit unterstützen. „Die Nähe der Freiwilligen macht den Unterschied – sie bringt Licht in das Dunkel des Krieges.“

Das Interview mit dem Nuntius, das diesem Beitrag zugrunde liegt, führte Svitlana Dukhovych aus der ukrainischen Abteilung von Vatican News.

(vatican news – gs)

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18. November 2024, 09:34