Venezuela: Hoffnung durch Arbeit
Roberto Paglialonga und Mario Galgano - Vatikanstadt
Venezuela befindet sich in einer tiefen Krise: Seit den umstrittenen Präsidentschaftswahlen im Juli, bei denen Nicolás Maduro den Angaben der Wahlbehörde zufolge erneut zum Staatschef gewählt wurde, herrscht politische Unsicherheit. Proteste drohten in einen Bürgerkrieg zu eskalieren. Die wirtschaftlichen Bedingungen bleiben desolat, trotz eines leichten Aufschwungs: Die Inflation liegt bei 150 Prozent, etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt in extremer Armut, und Millionen Menschen haben das Land verlassen, darunter zwei Millionen allein in Richtung Kolumbien.
„Was die Menschen am meisten wollen, ist Arbeit, die es ihnen ermöglicht, ihre Familien zu ernähren“, erklärt der Aktivist Alejandro Marius. Doch der monatliche Mindestlohn beträgt oft nur vier US-Dollar – ein Betrag, der kaum für das Nötigste reicht.
Arbeit als Weg zur Würde
Vor diesem Hintergrund gründete Marius im Jahr 2009 die Organisation „Trabajo y Persona“. Inspiriert von den Prinzipien des Heiligen Benedikt und unterstützt durch die geistliche Begleitung von Mutter Cristiana Piccardo, machte Marius die Arbeit zur zentralen Mission.
„Arbeit verleiht Würde“, betont Marius. „Sie ist therapeutisch, sie gibt den Menschen das Gefühl, Protagonisten des Gemeinwohls zu sein.“ Die Organisation bildet Menschen in Berufen wie Konditorei, Friseurhandwerk, Altenpflege, Klempnerei und Mechanik aus. Besonders Frauen, die oft aus Not in die Prostitution abrutschten, erhalten durch „Trabajo y Persona“ eine neue Perspektive.
Wirkung über Grenzen hinaus
Die Initiative ist mittlerweile in 15 Regionen Venezuelas aktiv, arbeitet mit Diözesen, Gemeinden und internationalen Partnern zusammen und hat mehrere kleine Unternehmen hervorgebracht. Ein besonderes Beispiel für die transformative Kraft dieser Arbeit ist eine Gruppe venezolanischer Friseure, die nach einer Ausbildung in Italien 2016 in ihre Heimat zurückkehrte. Als 2023 Überschwemmungen die italienische Region Romagna heimsuchten, sammelten diese Friseure spontan Geld, um ihren ehemaligen Gastgebern zu helfen – ein Symbol für grenzüberschreitende Solidarität.
Eine Botschaft der Hoffnung
Trotz der Herausforderungen ist Marius überzeugt, dass Gott auch in der dunkelsten Stunde Hoffnung schenke. „In einem so intensiven Leben ist es unmöglich, nicht daran zu denken, dass Gott alles geschehen lässt“, sagt er. Er betont, dass die Bedürftigsten oft selbst die größte Lektion der Liebe lehren könnten.
(vatican news)
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