An den Strand geschwemmter Plastikmüll in Somalia An den Strand geschwemmter Plastikmüll in Somalia  (AFP or licensors)

Forscher: Weltplastikabkommen muss Produzenten verpflichten

Das von den Vereinten Nationen geplante Abkommen gegen Plastikmüll muss aus Forschersicht vor allem die Kunststoffproduzenten stärker in die Pflicht nehmen. Mindestziel des Vertrags müssten verbindliche globale Produktionsstandards für Kunststoffe sowie eine festgeschrieben Verantwortung der Hersteller für ihre Produkte sein, erklärte der Wuppertaler Umweltforscher Henning Wilts am Donnerstag.

Der Textentwurf für das globale Plastikabkommen soll ab Montag, 25. November 2024, in der fünften Verhandlungsrunde im südkoreanischen Busan abgeschlossen werden. Eine endgültige Verabschiedung des Abkommens ist für das kommende Jahr vorgesehen.

Zentrale Frage in der kommenden Verhandlungsrunde wird laut Wilts die Finanzierung sein. Diese sei nur aus staatlichen Budgets nicht zu leisten, weswegen auch die Industrie bei der Kostenverteilung einzubeziehen sei. „Nur wenn das in einem Ansatz geschieht, wo alle das Gefühl haben, dass Chancen und Risiken fair verteilt sind, wird man es hinbekommen, das Abkommen erfolgreich abzuschließen“, betonte der Wissenschaftler.

Plastiksteuer unrealistisch

Wünschenswert wäre aus seiner Sicht zudem die Einführung von Maßnahmen, die die Plastikproduktion weniger günstig machten. Vorstöße wie eine Steuer auf Plastikprodukte seien dabei zwar wünschenswert, ließen sich in der Verhandlung jedoch kaum erreichen.

Positiv auf die Verhandlungen kann sich nach Ansicht der Schweizer Forscherin Catharina Bening auswirken, dass das Thema Plastikabfall und die dadurch entstehenden Umweltschäden deutlich weniger abstrakt als etwa der Klimawandel und das Artensterben seien. Das Problem mit Kunststoffmüll sei global bekannt. „Jeder hat das in der Hand gehabt, jeder kennt das, jeder sieht die Umweltbelastung.“

Ein Problem bei den Verhandlungen könne nun die Gewichtung sein, so Bening. Es müsse geklärt sein, ob es um die Verminderung der Produktion, die Klimabilanz von Kunststoff oder den Ausbau des Recyclingkreislaufs gehe. Das gesamte Wirtschaftsparadigma um Plastik mit dem Vertrag beantworten zu wollen, könne am Ende ins Leere führen, warnte die Forscherin.

Konsens- oder Mehrheitsentscheidung?

Die Meeresökologin Melanie Bergmann sprach sich für Produktionsbegrenzungen mit zeitlich überprüfbaren Zielen als Vertragsziel aus. „Das ist der größte Hebel“, erklärte die Forscherin am Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Unklar sei jedoch noch, ob das Abkommen als Konsensentscheidung aller Vertragspartner oder auch nur mit einfacher Mehrheit beschlossen werden könne. Auch deswegen blicke sie mit Skepsis auf die anstehende Verhandlungsrunde. „Ich fürchte, dass wir nicht so weit kommen, wie wir uns das vorgenommen haben."

(kna - cs)

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22. November 2024, 09:02