Caritas: Christen haben trotz Nahost-Konflikt Hoffnung
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
„Ich glaube, eines der wichtigsten Dinge, die ich bei den Palästinensern, insbesondere bei den christlichen Palästinensern im Westjordanland, beobachtet habe, ist das echte Bedürfnis und der innige Wunsch, durchzuhalten, zu hoffen und einen Sinn für ihr Leben in ihrem eigenen Land zu behalten. Ich sehe, dass sie große Kraft aus ihrem Glauben und der Bibel schöpfen. Eines der großen Dinge, die sie haben, ist natürlich, dass ihr Land das Land ist, in dem das alles passiert ist“, berichtet Dutton über die Menschen, die inmitten des anhaltenden Konflikts, der Vertreibung und einer schweren humanitären Krise Halt und Hoffnung im Glauben und ihrer engen Verbindung zum Heiligen Land finden:
„Die Caritas hat ein Team in Bethlehem. Dort, wo Christus geboren wurde, befindet sich also eines unserer größten Teams. Ich glaube, sie schöpfen enorme Kraft aus der räumlichen Nähe, aus den Bibel-Erzählungen selbst und dem Evangelium der Hoffnung, und sie sprechen immer wieder darüber."
Unterdessen kommen in Gaza nach wie vor kaum Hilfsgüter an, viele Menschen müssen ohne das Nötigste auskommen, berichtet der Generalsekretär von Caritas Internationalis. Die Caritas sei unermüdlich im Einsatz, um den verwüsteten Gemeinden wichtige Hilfe zukommen zu lassen - etwa Lebensmittel, medizinische Versorgung und auch psychologische Unterstützung:
„Unsere Teams von Caritas Jerusalem und weitere katholische Hilfsdienste leisten harte Arbeit. Aber trotz all ihrer Bemühungen war es ihnen in dem Monat, bevor ich dort war, nur gelungen, sechs Lastwagen hineinzubekommen, und das in sehr enger Zusammenarbeit mit dem amerikanischen und dem israelischen Militär. Wir dürfen nicht vergessen, dass vor den Anschlägen (vom 7. Oktober 2023) jeden Tag 500 Lastwagen benötigt wurden. Und im letzten Monat haben es nur sechs Lastwagen hinein geschafft. Damit wurde etwas Grundausstattung in die Familien gebracht, damit sie nachts schlafen und ihre Mahlzeiten kochen können."
Jeder, der Nachrichten hört, wisse, dass die Situation weiter eskaliert und es so im Gazastreifen und auch im Westjordanland natürlich „unglaublich schwierig", ja, „fast unmöglich" sei, zu helfen. Trotzdem ist die Caritas weiter vor Ort und tut, was sie kann. Gesundheitsteams sind unterwegs und versuchen, den Menschen zu helfen - und riskieren dafür ihr Leben:
„Denen, die versuchen, Hilfe zu leisten, ist das fast unmöglich und es ist auch alles andere als sicher. In diesem Jahr sind bereits zwei unserer Mitarbeiter und viele ihrer Familienangehörigen ums Leben gekommen. Gerade in der Woche vor meinem Besuch waren zwei unserer Ärzte im Krankenhaus, die kürzlich verletzt worden waren, zusammen mit all ihren Familien. Ich glaube, dass etwa ein Dutzend Menschen bei einem Bombenangriff auf eine Kirche getötet wurden. Das sind Menschen, die versuchen, humanitäre Hilfe zu leisten, und die in diesem Krieg zur Zielscheibe werden."
Er mahnt daher dringend, humanitäre Gesetze einzuhalten:
„Die Umstände erschweren den Zugang für humanitäre Hilfe ungemein, und hier muss die internationale Gemeinschaft wirklich aktiv werden. Sie ist verantwortlich. Nach dem Völkerrecht muss die internationale Gemeinschaft ernsthaft Druck ausüben, damit die Menschen nicht so ungeheuerlich leiden müssen. Wir müssen unbedingt einen Waffenstillstand haben. Der Krieg schadet einfach allen. Er legt auch die israelische Wirtschaft lahm, es sind nicht nur die Palästinenser, die leiden. Der Krieg führt zu einer psychologischen Störung über Generationen hinweg, die wiederum Kämpfer für die nächsten Generationen hervorbringen wird. Wir müssen die Waffen-Lieferungen stoppen, die nur zu mehr Toten führen."
Waffenstillstand nötig - der im Libanon macht etwas Hoffnung
Der jüngst zwischen Israel und der Hisbollah vereinbarte Waffenstillstand im Libanon mache etwas Hoffnung: „Ich habe mit unseren Kollegen im Libanon gesprochen, und ich teile ihre Hoffnung und die Hoffnung, die Papst Franziskus geäußert hat, dass dies in gewisser Weise ein Signal für den Frieden im Nahen Osten sein könnte. Aber ich muss auch sagen, dass dieser Waffenstillstand heute sehr, sehr prekär ist. Es gab weitere Attacken und Tote im Südlibanon während der Waffenruhe, und man muss sich fragen, wie lange sie halten wird. Ich hoffe aufrichtig, dass die Feuerpause weiterhin Bestand hat. Es ist nicht so einfach, einen Schlusspfiff zu machen, und der Krieg ist dann von einem Moment auf den anderen vorbei. Ich hoffe also, dass der Waffenstillstand halten kann."
Eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas sieht Dutton derzeit nicht:
„Ich sehe aktuell keine Möglichkeit, dass dies direkt zu einem Frieden für Gaza führt. Wir haben jetzt auch die Angriffe in Syrien, und ich kann mir nicht helfen, aber ich denke, dass der Zeitpunkt alles andere als ein Zufall war. An dem Tag, an dem der Waffenstillstand (im Libanon) verkündet wurde, begann der Angriff auf Aleppo. Das heutige Syrien hat 14 Jahre Krieg hinter sich und dann noch das Erdbeben vor kurzem. Jetzt fliehen die Menschen aus Aleppo und Hama und versuchen, sich in Sicherheit zu bringen...."
Hoffnung schöpfen
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