Weihbischof Rolf Lohmann (Münster), bischöflicher Beauftragter für das Heilige Jahr 2025 der Deutschen Bischofskonferenz DBK (Bild: Bistum Münster) Weihbischof Rolf Lohmann (Münster), bischöflicher Beauftragter für das Heilige Jahr 2025 der Deutschen Bischofskonferenz DBK (Bild: Bistum Münster) 

Deutsche Bischöfe zum Heiligen Jahr: Zuversicht ausstrahlen

An Heiligabend eröffnet Papst Franziskus das Heilige Jahr 2025. Es steht unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“. Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hat dazu diesen Mittwoch eine Arbeitshilfe vorgestellt und einen Überblick zum Planungsstand des Heiligen Jahres sowie zu den Erwartungen gegeben. Der Heilig-Jahr-Beauftragte der DBK ist Weihbischof Rolf Lohmann. Er sagt uns mehr.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Als Beauftragter der DBK für das Heilige Jahr 2025 will Weihbischof Rolf Lohmann die Inhalte vermitteln, die Papst Franziskus für das Heilige Jahr vorgesehen hat. Neben der inhaltlichen Vermittlung hat er zahlreiche organisatorische Aufgaben: „Ich übernehme auf der Ebene der Deutschen Bischofskonferenz die Koordinierung der verschiedenen Fragen, die mit dem Heiligen Jahr organisatorisch verbunden sind. Dazu gehört eine Internetseite mit vielen Informationen zum Heiligen Jahr; ebenso laden wir Gruppen zu bestimmten Jubiläen ein, wie etwa die Missionare der Barmherzigkeit oder die Bischöfe unseres Landes. Solche Treffen müssen organisiert werden. Ich habe zudem einen Brief zum Heiligen Jahr verfasst, in dem ich alle Interessierten zur Teilnahme einlade. Ein Gebetszettel mit dem offiziellen Gebet zum Heiligen Jahr für das Gotteslob wird ebenfalls bereitgestellt. Darüber hinaus gibt es verschiedene Materialien und Informationen für die vielen Gemeinden in Deutschland, für die ich verantwortlich bin.“

Hören: Der Heilig-Jahr-Beauftragte der DBK, Weihbischof Rolf Lohmann, zum Planungsstand des Heiligen Jahres sowie zu den Erwartungen (Audio-Beitrag von Radio Vatikan)

Neue Arbeitshilfe der DBK zum Thema Pilgern

Ein Beispiel für diese Materialien ist die Arbeitshilfe „Du zeigst mir den Weg ins Weite. Zur Zukunft des Pilgerns und Wallfahrens“, die die Deutsche Bischofskonferenz anlässlich des Heiligen Jahres erstellt hat. Sie wurde diesen Mittwoch von Weihbischof Lohmann vorgestellt. Die Broschüre, die gedruckt sowie digital als PDF verfügbar ist, gibt Impulse von Experten zur Entwicklung von Wallfahrtsorten und zur Seelsorge für Pilgernde. Wallfahrtsorte könnten, so die DBK, „wichtige Lernorte der Pastoral sein und zu Orten werden, an denen die Kirche neue Formen der Verkündigung, Seelsorge und geistlichen Begleitung erproben kann, auch in Kooperation mit nichtkirchlichen Akteuren“.

„Unsere Wallfahrtsorte sind ja schon lange Experimentierfelder“

Mit Blick auf den Wandel bei den Pilgern betont Lohmann, dass es für die unterschiedlichen Menschen, die teils auch als Nichtgläubige zu Wallfahrtsorten kommen, jeweils passende Angebote geben müsse: „Unsere Wallfahrtsorte sind ja schon lange Experimentierfelder, aber es wird einfach auch wichtig sein, zu sehen, wie wir Menschen ansprechen können, die zu einem Pilgerort als Einzelpilger oder in einer kleineren Gruppe  kommen, die dort etwas suchen. Entweder ein gutes Gesprächsangebot oder Leute die, ich sage mal, dort spirituell auftanken wollen, aber mit unserem Traditionellen nicht umgehen können, weil sie da auch nie reingekommen sind."

Es brauche dazu gut ausgebildetes Personal vor Ort, Beicht-Gelegenheiten und Möglichkeit für Seelsorge-Gespräche, gute Vernetzung und Zusammenarbeit vor Ort und auch angemessene personelle wie finanzielle Möglichkeiten, um angemessen auf die steigenden Pilgerzahlen und die Veränderungen reagieren zu können. 

„Traditionelle Wallfahrten auf der Ebene von Gemeinden und Pfarreien werden eher weniger. Auf der anderen Seite verzeichnen wir eine große Popularität des Pilgerns“

„Traditionelle Wallfahrten auf der Ebene von Gemeinden und Pfarreien werden eher weniger. Auf der anderen Seite verzeichnen wir eine große Popularität des Pilgerns, sei es in Büchern, die es bis auf die Bestsellerlisten schaffen, in Filmen, Fernsehdokus, Ausstellungen oder einschlägigen wissenschaftlichen Studien. Das Interesse am Jakobs-Pilgerweg ist weiterhin ungebrochen. Die Pilgerzahlen gehen nach der Corona-Unterbrechung wieder deutlich nach oben und die Pilger werden immer internationaler", so Weihbischof Lohmann. Der Pilgerboom sei oft Segen und Fluch zugleich: „Segen für die Wirtschaft einer ganzen Region, die von den Pilgerinnen und Pilgern lebt; Fluch für die Einheimischen, die unter den Folgen eines Overtourism leiden.“

Heiliges Jahr 2025: Chance, neu über Glauben nachzudenken - über Grenzen hinweg

Aus Deutschland werden laut der DBK im Heiligen Jahr 2025 allein 15 Diözesanwallfahrten nach Rom pilgern. Außerdem gibt es zahlreiche Anlässe für besondere Pilgergruppen, von denen Weihbischof Lohmann einige aufzählt: „Es gibt die Wallfahrt der Menschen mit Behinderung und der Soldaten, der Wissenschaftler und wie der Vatikan unlängst angekündigte, auch der LGBTQ-Community. Diese Vielfalt zeichnet das Heilige Jahr aus. Wir sind nicht in unseren eigenen engen Mauern, sondern wollen mit Pilgern und Wallfahrt ein Zeichen der Hoffnung vermitteln, und zwar über Konfessions- und Religionsgrenzen hinweg. Pilger der Hoffnung zu sein, ist zugleich ein Auftrag. Wir sollen diese Hoffnung vermitteln, sagt das Evangelium. Somit gehört das Motto des Heiligen Jahres zutiefst zur Identität für uns Christen. Wir tragen als Christen diese Hoffnung in die Kirche und in die Welt, und zwar länger, als das Heilige Jahr dauert", betont Weihbischof Lohmann beim Pressegespräch.

„Diese Vielfalt zeichnet das Heilige Jahr aus. Es macht deutlich Wir sind nicht in unseren eigenen engen Mauern, sondern wollen mit Pilgern und Wallfahrt ein Zeichen der Hoffnung vermitteln, und zwar über Konfessions- und Religionsgrenzen hinweg“

Für die Kirche in Deutschland und ihre Gemeinden hofft Weihbischof Lohmann, „dass das Heilige Jahr als eine Einladung verstanden wird, über unseren christlichen Glauben neu nachzudenken. In vielen Bereichen sehe ich, dass die Bemühungen der Kirche, Gott in der Welt präsent zu halten, oft scheitern. Die Gottesfrage scheint häufig keine Rolle mehr zu spielen. Es gibt viele Gründe dafür, aber ich denke, dass wir in einer Zeit leben, in der wir die Gottesfrage neu stellen müssen.“ Zugleich betonte Lohmann die Notwendigkeit eines Dialogs zwischen Rom und Deutschland:

„Hoffe sehr, dass vom Heiligen Jahr Impulse ausgehen, die zu einem Dialog zwischen Rom und Deutschland führen – gerade, was die weitere Fortsetzung von synodalen Prozessen angeht“

Es geht laut Lohmann darum, wie der irische Philosoph Richard Kearney sagt, Gott nach Gott kennenzulernen. „Dazu muss sich vor allem die Haltung der Kirche in vielen Punkten ändern. Dazu zählt für mich z. B. die stärkere Beteiligung von Laien in der Kirche. Ich hoffe, dass vom Heiligen Jahr Impulse ausgehen, die zu einem Dialog zwischen Rom und Deutschland führen – gerade, was die weitere Fortsetzung von synodalen Prozessen angeht. Wir sind auf unserem Synodalen Weg; in Rom ist die große Weltsynode gewesen. Viele Themen sind ganz ähnlich gestellt worden und natürlich warten die Menschen hier auch auf Antworten, die wir zu geben haben."

Auf die Frage, ob für das Heilige Jahr auch der Synodale Auschuss der katholischen Kirche in Deutschland eine gemeinsame Wallfahrt nach Rom geplant habe, sagt Lohmann, darüber sei bisher noch nicht gesprochen oder nachgedacht worden. Aber bei den Diözesanwallfahrten gebe es schon eine gute Mischung:

„Dann kommen da ja die Gruppierungen, ich sage mal, Vertreter der Priester, der Seelsorgenden mit Vertretern aus Räten und Gremien zusammen. Also auf jeden Fall geschieht das ja, dass wir zusammenkommen. Ob das andere auch noch eine weitere Möglichkeit ist, darüber muss dann der synodale Ausschuss auch selber entscheiden, synodal entscheiden."

Der Heilig-Jahr-Beauftragte der DBK und auch die weiteren Bischöfe aus Deutschland werden nicht zur Öffnung der Heiligen Pforte an Heiligabend vor Ort im Petersdom sein, da sie Weihnachten in ihren Bistümern sind. Die Öffnung der Heiligen Pforten, ein traditioneller Akt im Rahmen eines Heiligen Jahres, ist laut Bischof Lohmann auch symbolisch wichtig:   

Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte für das Heilige Jahr der Barmherzigkeit, 8.12.2015
Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte für das Heilige Jahr der Barmherzigkeit, 8.12.2015

„Was kann das heißen, wenn wir sagen: ,Als Kirche wollen wir unsere Türen weit öffnen?` Das ist doch ein wunderbares Bild, in die Zukunft zu gehen, in dieses Heilige Jahr zu gehen - und darüber hinaus, weil wir offene Türen für alle Menschen haben wollen“

„Das schöne Bild mit der Öffnung der Heiligen Pforten: Was bedeutet es, wenn wir sagen: ‚Als Kirche wollen wir unsere Türen weit öffnen‘? Das ist doch ein wunderbares Bild – für die Zukunft und für das Heilige Jahr und darüber hinaus, weil wir offene Türen für alle Menschen haben wollen.“

Motto des Heiligen Jahres: Pilger der Hoffnung - schön und wichtig

Das Heilige Jahr 2025 steht unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“ und beginnt mit der Öffnung der Heiligen Pforte in Rom durch den Papst am 24. Dezember 2024. Pilgern wird in diesem Jubiläumsjahr eine zentrale Rolle spielen. Bereits jetzt erfreut sich das Pilgern großer Beliebtheit in Deutschland, wo zahlreiche Pilgerwege begangen werden und neue entstehen. Auch Wallfahrtsorte ziehen viele Menschen an – von Pfarrgruppen bis zu Einzelbesuchern.

„Die Hoffnung ist der Modus des Pilgerns. Von daher bin ich froh, dass das Heilige Jahr unter diesem Vorzeichen steht.“

„Ich finde dieses Motto wirklich schön und wichtig“, erklärte Lohmann. „Zwei wesentliche Aspekte des christlichen Glaubens werden darin benannt. Zum einen wird das Leben als Pilgerweg verstanden, auf dem wir dem Herrn entgegengehen dürfen. Zum anderen steht das Wort ‚Hoffnung‘ für eine Haltung, die in der heutigen Welt unter großem Druck steht. Es gibt viele Konflikte und Kriege, die das Weltgeschehen beeinflussen. Als Christinnen und Christen können wir jedoch durch die Hoffnung, die uns in Jesus Christus geschenkt ist, gelassener und zuversichtlicher sein.“

„Es gibt so viele Konflikte, Kriege, die in unterschiedlicher Weise auf das Weltgeschehen einwirken. Als Christinnen und Christen können wir mit der Hoffnung, die uns in Jesus Christus geschenkt ist, gelassener und auch zuversichtlicher sein“

Die Hoffnung sei der „Modus des Pilgerns“ und ein zentraler Antrieb für die Kirche, so Lohmann: „Wir Christen können diese Hoffnung ausstrahlen, weil wir wissen, dass Gott mit uns geht – auch durch schwierige Zeiten. Als Pilger der Hoffnung können wir eine Zuversicht ausstrahlen, die diese Welt dringend braucht.“

„Als Pilger der Hoffnung eine Zuversicht ausstrahlen, die diese Welt dringend braucht“

Weitere Infos

Die Arbeitshilfe Nr. 343 der DBK „Du zeigst mir den Weg ins Weite. Zur Zukunft des Pilgerns und Wallfahrens" ist als PDF-Datei zum Herunterladen unter www.dbk.de in der Rubrik Publikationen verfügbar. Dort kann das Dokument auch als Broschüre bestellt werden. Über das Heilige Jahr informiert die Internetseite der Deutschen Bischofskonferenz unter www.dbk.de/themen/heiliges-jahr-2025 und der Vatikan auf www.iubilaeum2025.va/de..

(dbk/bistum münster - sst)

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11. Dezember 2024, 11:26