Russland: Katholiken feiern ihre Kathedrale
„In diesen Jahren haben wir gezeigt, dass diese Kirche ein Zeichen des Auferstandenen und eine Wohnstätte für alle ist“, sagte der emeritierte Erzbischof von Minsk, Tadeusz Kondrusiewicz, bei dem Festgottesdienst. An der Feier nahmen auch Diplomaten und Vertreter der Stadtverwaltung und der russisch-orthodoxen Kirche sowie mehrere katholische Bischöfe und Priester teil.
Erzbischof Kondrusiewicz spielte bei den Ereignissen vor 25 Jahren eine Schlüsselrolle. 1991 wurde er von Johannes Paul II. zum Apostolischen Administrator von Moskau ernannt. Daraufhin unternahm er zusammen mit dem Amt des russischen Präsidenten und der Hauptstadtverwaltung die notwendigen Schritte, um das Gotteshaus an die örtlichen Katholiken zurückzugeben. Heute ist die Kathedrale Bischofssitz und auch ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens der russischen Hauptstadt, vor allem wegen ihrer Konzerte.
Zur Zarenzeit durch Spenden entstanden
Die Geschichte des Bauwerks ist eng mit der polnischen katholischen Auslandsgemeinde verbunden. Die polnischen Katholiken waren hauptsächlich beim Bau der Eisenbahnlinien der Stadt beschäftigt. Sie wandten sich 1894 an die Stadtverwaltung mit der Bitte, eine neue Kirche zu errichten, da die beiden anderen katholischen Kirchen in Moskau nicht ausreichten, um den pastoralen Bedürfnissen der Gemeinde gerecht zu werden. Das Projekt wurde genehmigt, und 1899 begannen die Bauarbeiten für die Kirche im neugotischen Stil. Sie wurde vollständig mit Spenden von einheimischen und ausländischen Katholiken finanziert und am 8. Dezember 1911, dem Fest der Unbefleckten Empfängnis, der sie gewidmet ist, eingeweiht.
Stalin ließ den Pfarrer erschießen
Im Jahr 1919 wurde sie zu einer eigenständigen Pfarrei. Im August 1937 wurde im Rahmen der stalinistischen Säuberungen der Pfarrer Michał Cakul erschossen. Elf Monate später wurde die Kirche offiziell geschlossen, und viele Gemeindemitglieder wurden verfolgt. Das verunstaltete und geplünderte Gebäude wurde außerdem während des Zweiten Weltkriegs schwer beschädigt. In der Folgezeit gestalteten die Behörden die Innenräume um: zunächst zu Schlafsälen für Arbeiter und Studenten technischer Institute, dann zu einem Lebensmittellager und schließlich zum Sitz eines Unternehmens.
Jelzin gab den Weg frei
Ende der 1980er Jahre bat die polnische Auslandsgemeinde um die Wiedereröffnung der Kirche, und am 8. Dezember 1990 wurde nach mehr als 50 Jahren wieder eine Messe auf dem Hof vor der Eingangstreppe gefeiert. Mit der Bulle „Providi quae Decessores“ von Johannes Paul II. wurden am 13. April 1991 die Apostolischen Administrationen des europäischen und asiatischen Russlands errichtet und Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz zum Apostolischen Administrator von Moskau ernannt. Er brachte die Wiedererrichtung der Pfarrei der Unbefleckten Empfängnis auf den Weg.
Zunächst fanden fünf Jahre lang auf dem Hof vor der Kirche liturgische Feiern, Beichten, Katechismus und Treffen mit Jugendlichen statt. 1996 stellte dann der damalige russische Präsident Boris Jelzin das Gebäude wieder der katholischen Gemeinde zur Verfügung. Am 12. Dezember 1999 wurde die renovierte Kathedrale dann mit einer Messfeier des damaliges Kardinalstaatssekretärs Angelo Sodano wieder für die Liturgie in Gebrauch genommen.
(fides – sk)
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