Nahost: Patriarch lenkt Blick auf Zeit nach dem Krieg
„Wir werden, besonders nach dem Krieg, den emotionalen Raum brauchen, um über die Zukunft zu sprechen. Jetzt ist jeder so sehr vom Krieg betroffen, dass es keinen emotionalen Raum gibt, um über etwas anderes nachzudenken. Aber irgendwann wird das ein Ende haben“, sagte der Kirchenvertreter bei einer Predigt in der Kathedrale von Westminster in London. „Und wenn das der Fall ist, müssen wir Menschen finden, die uns helfen, über den Krieg hinauszublicken und unsere Herzen zu öffnen, um wieder aufzubauen, was dieser Krieg zerstört hat.“
Über den Krieg hinausblicken
Es müsse dann darum gehen, Beziehungen zwischen Palästinensern und Israelis und auch insgesamt das Vertrauen zwischen Juden, Christen und Muslimen wiederherzustellen, so der Kardinal. Das Reich Gottes wachse trotz allem weiter, so Patriarch Pizzaballa. „Vielleicht nicht in den großen Institutionen - den politischen, sozialen und religiösen - aber an der Basis gibt es immer noch viele Menschen aller Glaubensrichtungen, die keine Angst haben, etwas füreinander zu tun“, zeigte er sich zuversichtlich.
Als Beispiel nannte er die Christen in Gaza: „Ich sehe, wie sie leiden. Sie haben fast alles verloren, vor allem in Gaza, sie haben ihre Häuser verloren, ihre Möglichkeiten. Sie haben nichts mehr. Aber sie sind nicht in der Lage, ein Wort der Wut zu sagen. Trotz allem sind sie nicht in der Lage, ihren Hass zu äußern. Sie sagen dies: ,Wir sind Christen. Wir haben Jesus.‘ Sie sagen es auf eine sehr einfache Art und Weise. Sie sind keine Professoren. Sie sind einfache Menschen, aber sie halten an dem fest, was in ihrem Leben wesentlich ist. Trotz allem bleiben sie ihrer Liebe zu Jesus treu“.
Alles zerstört
In humanitärer Hinsicht sei die Lage in Gaza verheerend. Es gebe kein Haus, das nicht vom Krieg beeinträchtigt oder von Bomben getroffen worden sei, so der Lateinische Patriarch von Jerusalem. Mehr als zwei Millionen Menschen seien vertrieben worden. Auch im Westjordanland sei die Situation „sehr problematisch“. Zu den materiellen und physischen Auswirkungen des Krieges kämen „Hass, Misstrauen und Angst“.
Er appellierte dazu, „dass wir nicht zulassen, dass die dramatischen Situationen der Welt unsere Entscheidungen und unsere Sichtweise bestimmen“. Stattdessen gelte es Beziehungen der Freundschaft, Geschwisterlichkeit und Menschlichkeit zu entwickeln. Die Messe in der Kathedrale von Westminster wurde von Kardinal Vincent Nichols, dem Erzbischof von Westminster, geleitet. Pizzaballa hält sich in diesen Tagen in London auf.
(sir – pr)
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