Syrien: Nuntius Zenari besorgt über Lage in Aleppo
Mario Galgano und Salvatore Cernuzio - Vatikanstadt
Am Wochenende fiel Aleppo, Syriens zweitgrößte Stadt, erstmals seit dem Beginn des Bürgerkriegs unter die Kontrolle dschihadistischer Gruppen. Die humanitäre Bilanz ist erschreckend: Über 350 Tote und Tausende Vertriebene, eine Zahl, die laut Kardinal Mario Zenari, dem päpstlichen Nuntius in Damaskus, weiter steigen werde. Der Kardinal beschreibt die Situation als „eine neue Notlage“ und spricht von „Unruhe und Angst“ unter der Bevölkerung. Viele Menschen flöhen, doch für viele gebe es keinen sicheren Zufluchtsort.
Bombenangriff auf Franziskanerkloster
Am Sonntag, dem 1. Dezember, wurde das Terra-Sancta-Kolleg der Franziskaner in Aleppo von einer Bombe getroffen. Glücklicherweise blieben Opfer aus, aber das Gebäude wurde beschädigt. Pater Francesco Patton, Kustos des Heiligen Landes, berichtet von „wachsender Spannung und Angst“ in der Stadt. Gleichzeitig ruft er die Weltkirche zum Gebet für den Frieden auf.
„Die Hoffnung ist tot“
Kardinal Zenari beschreibt ein Land, dessen Bevölkerung jegliche Zukunftsperspektive verloren habe: „Die Hoffnung ist tot, in manchen Fällen schon begraben.“ Besonders die Jugend sehe keinen Ausweg mehr und versuche, das Land zu verlassen. Laut Zenari hält Syrien einen traurigen Rekord: Über die Hälfte der Bevölkerung – etwa 13 Millionen Menschen – seien entweder Binnenvertriebene oder Flüchtlinge in Nachbarländern.
Ungewisse Zukunft
Die Situation in Aleppo sei unübersichtlich. Bewaffnete Gruppen hätten versprochen, die Zivilbevölkerung zu verschonen, doch die Angst bleibe. Regierungsstrukturen und das Militär seien aus der Stadt verschwunden. Beobachter befürchten, dass die Gewalt auf weitere Regionen Syriens übergreifen könnte. „Der Nahe Osten steht in Flammen, und die geopolitischen Karten werden neu gemischt“, warnt Zenari.
Appell an die Weltgemeinschaft
Zenari und Pater Patton rufen die internationale Gemeinschaft auf, sich stärker für Frieden und Prävention einzusetzen. „Bestimmte Konflikte waren vorhersehbar, man hätte früher eingreifen müssen“, so Zenari.
Advent inmitten von Leid
Trotz der dramatischen Lage hoffe die Weltkirche, dass das Heilige Jahr 2025 ein wenig Trost bringen könne. Der Advent beginne in Syrien jedoch unter denkbar schweren Bedingungen. „Die Menschen wollen nur noch fliehen“, so Zenari. Doch für viele bleibe selbst diese letzte Hoffnung unerreichbar.
Die Franziskaner und die christlichen Gemeinden vor Ort hielten dennoch an ihrer Präsenz fest. Br. Massimo Fusarelli, Generalminister der Franziskaner, stärkte seinen Mitbrüdern mit einem Brief den Rücken: „Der Frieden bleibt ein Geschenk Gottes, kostbar und zerbrechlich. Lasst uns für den Frieden eintreten, auch inmitten dieser dunklen Nacht.“
Ein Funken Hoffnung?
Die Worte der Kirchenführer rufen zur Solidarität und zum Gebet auf. „Wir sind Pilger der Hoffnung“, erinnert Pater Patton – auch wenn diese Hoffnung in Syrien heute oft wie ein ferner Traum erscheine, so der Kustos abschließend.
(vatican news)
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