Eine Menschenmenge versammelte sich am 25. Dezember 2024 um einen Weihnachtsbaum in Damaskus. Eine Menschenmenge versammelte sich am 25. Dezember 2024 um einen Weihnachtsbaum in Damaskus.  (AFP or licensors)

Syrien: Erstmals freie Demonstration von Christen

Dass friedliche Proteste von Christen in Damaskus an Heiligabend ohne Zwischenfälle möglich waren, hat der apostolische Vikar von Aleppo, Hanna Jallouf, als positiv bewertet.

Es sei „das erste Mal, dass Christen auf dem Platz demonstrieren, ohne unterdrückt zu werden, um Respekt, Rechte und Religionsfreiheit zu fordern“, zitierte der Nachrichtendienst Sir den apostolischen Vikar für die Katholiken des lateinischen Ritus in ganz Syrien.

Der Protest in Damaskus fand am 24. Dezember als Reaktion der dortigen Christen auf das Verbrennen eines Weihnachtsbaumes nahe der Stadt Hama in Zentralsyrien statt. Hunderte Menschen aus den christlichen Vierteln zogen mit Kreuzen und Sprechchören, in denen sie die Rechte der Christen forderten, in Richtung des Sitzes des orthodoxen Patriarchats im Stadtteil Bab Sharqi.

Übergangsregierung habe eingegriffen

„Vielleicht bekommen wir langsam Geschmack an der Gedankenfreiheit”, kommentierte Hanna Jallouf weiter. „Die Freiheit, seine Ideen zu verkünden, könnte ein weiterer Grund zur Hoffnung für die Zukunft der syrischen Bürger christlichen Glaubens sein“, so der Vikar. Die Übergangsregierung habe den Weihnachtsbaum übrigens wieder aufgestellt und die Urheber der Gewalt aufgehalten, informierte er weiter. Laut Angaben von Jallouf handelte es sich bei den Brandstiftern um eine „nicht-syrische“ islamistische Gruppe namens Ansar Al-Tawhid.

Beteiligung und Achtung der Christen?

Die Lage der Christen und anderer religiöser Minderheiten in Syrien ist nach dem Sturz des Regimes von Bashar al-Assad unübersichtlich, viele schauen verunsichert in die Zukunft. Die neue islamistische Führung versicherte, sie werde die Rechte der Minderheiten achten und alle Bevölkerungsgruppen an der Ausarbeitung der neuen Verfassung beteiligen.

Am 24. Dezember fand in Damaskus ein Treffen zwischen dem griechisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien, Johannes X., und einer Delegation der neuen Regierung in Syrien statt, berichtete Sir unter Verweis auf die Webseite abouna.org. Dabei sei es unter anderem um „den Status der Christen als vollwertige Bürger Syriens“ gegangen.

missio-Präsident: Ohne Christen in Syrien keinen Frieden und Wohlstand

Wenn es in Syrien tatsächlich gelingen sollte, eine neue Wertegemeinschaft in Politik und Gesellschaft zu installieren, die sich der Toleranz und dem friedlichen Miteinander verschreibe, könne das eine Blaupause sein für weitere Krisenregionen. Davon zeigte sich der Präsident des katholischen Hilfswerk missio München, Wolfgang Huber, überzeugt.

Vielen Christinnen und Christen, die derzeit unter Druck und in der Diaspora lebten, könnte dies neue Hoffnung geben, so Huber anlässlich des Gebetstags für bedrängte Christen am 26. Dezember. Jetzt sei es an der Zeit, neue Zeichen zu setzen für deninterreligiösen Dialog und damit auch für das Menschenrecht auf Religionsfreiheit, so der missio-Präsident. „Die Machthaber in Syrien müssen erkennen, dass es ohne die Christinnen und Christen keinen Frieden und auch keinen Wohlstand für das Land geben wird."

 

(sir/pm – pr)
 

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26. Dezember 2024, 14:15