Spanien: Streit um Verhöhnung von Herz-Jesu-Bild
Der Vorsitzende der spanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Luis Argüello von Valladolid, reagierte darauf auf dem Social-Media-Kanal X: „Es macht mich traurig, dass TVE unter dem Alibi der Meinungsfreiheit das Symbol des Herzens, das allen Katholiken so teuer ist, zum Gespött macht“. Es sei traurig, „dass die Verantwortlichen sich nicht bewusst sind, was sie da tun“. Und wörtlich: „Wieder einmal umgibt uns die Banalität.“
Allerdings solle man jetzt nicht auf die Beleidigung mit gleicher Münze antworten. „Es ist keine gute Verteidigung des Symbols der barmherzigen Liebe Gottes, Menschen zu beleidigen“, so der Erzbischof in einem weiteren X-Post Anfang Januar.
Im katholischen Radiosender Cope ging auch der Erzbischof von San Sebastián, Fernando Prado Ayuso, auf den Ärger ein. „Das Vorgefallene ist zunächst mal ein Fehler – einer Person oder einer Institution. Und diejenigen, die ihn rechtfertigen, sollten sich das einmal genau ansehen. Letztendlich wollen wir doch alle eine bessere Gesellschaft, und eine Gesellschaft, in der Menschen beleidigt werden, ist nicht besser, sondern schlechter. Wir müssen also nach Wegen suchen, um einander besser zu verstehen, um das Leben für alle angenehmer zu machen. Also: Ich protestiere dagegen, aber zugleich denke ich ein wenig wie der Herr am Kreuz: Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“
Der derzeitige Präsident von TVE, José Pablo López, war zuvor Generaldirektor von TRECE, dem Fernsehsender der spanischen Bischofskonferenz. Er hat sich bisher noch nicht zu dem Skandal geäußert. Hingegen erklärte Rafa Vázquez, der Verantwortliche der Bischofskonferenz für interreligiöse Beziehungen, dass der Vorfall eine „rote Linie überschritten“ habe. Und der Erzbischof von Sevilla, José Ángel Saiz Meneses, ließ auf X wissen, er fühle sich an den berühmten lateinischen Satz von Cicero erinnert: „Quo usque tandem abutere, Catilina, patientia nostra?“ (Wann, o Catilina, wirst du endlich damit aufhören, unsere Geduld zu missbrauchen?).
„Ich denke, dass einige Leute einfach nicht kalkulieren, in welche Richtung sie da schießen. Dass sie nicht erkennen, wie sehr das viele gute Menschen beleidigt, gutherzige Menschen. So ein vermeintlicher Witz kann einem den Jahresanfang vergällen. All dies trägt nicht zu einer besseren Gesellschaft bei; wir müssen das überwinden und etwas dafür tun, unsere öffentlichen Einrichtungen, darunter das öffentliche Fernsehen, zu verbessern. Und eine Möglichkeit, sie zu verbessern, ist auch, zu protestieren und ihnen zu sagen: Das ist verletzend, das ist nicht richtig, also ändert euch! Sonst wechseln wir nächstes Jahr den Kanal. Wir sollten den angerichteten Schaden nicht übertreiben, aber manchmal ist so etwas ein Anzeichen dafür, dass etwas nicht gut funktioniert.“
Die Kontroverse kam zum Abschluss eines Jahres, in dem die spanische Regierung ihre Absicht ankündigte, den Straftatbestand der Beleidigung religiöser Gefühle aus dem Strafgesetzbuch zu streichen. Eine Maßnahme, gegen die ein neugegründeter Rat für interreligiösen Dialog in Spanien postwendend protestierte. Die erste öffentliche Stellungnahme des Rates warnt, die Streichung des Paragraphen würde „das Recht auf Religionsfreiheit erheblich verletzen“, und beklagt fehlende Gesprächsbereitschaft auf Seiten der sozialistischen Regierung. Justizminister Félix Bolaños bekräftigte hingegen auf X, dass die Regierung nicht auf Reformen verzichten werde; es gehe darum, „die freie Meinungsäußerung zu garantieren“.
Zwist mit der sozialistischen Regierung
„Ich halte es für einen Fehler, dass ein Minister sich auf diese Weise in den sozialen Netzwerken äußert“, so der Erzbischof von San Sebastián. „Wir sollten uns vielmehr um einen Konsens bemühen; wir leben doch nicht in einer Gesellschaft, in der man der Mehrheit etwas aufzwingt, oder? Und wenn wir unser Land betrachten, dann ist die Mehrheit der Bevölkerung nun einmal katholisch. Sicher ist diese Mehrheit nicht mehr so groß wie vielleicht vor fünfzig Jahren, aber wir Christen sind heute immer noch eine große Mehrheit, und in unserer Gesellschaft gibt es viele Menschen, die getauft sind oder deren Eltern und Großeltern getauft sind – und wir müssen anerkennen, dass es so etwas wie religiöse Gefühle gibt. Darum sollte die Regierung ihre Haltung gegenüber der katholischen Kirche ändern. Man achtet doch sonst immer so genau darauf, was eine Mehrheit in der Gesellschaft denkt…“
Die Mehrheit der Gesellschaft in Spanien wisse Meinungsfreiheit durchaus zu schätzen, so der Erzbischof, und könne auch einen Witz verstehen. „Aber sie merkt auch, wann eine Beleidigung vorliegt, und das muss geändert werden!“
(cope/ucanews/vatican news – sk)
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