Nuntius in Südsudan: Volk voller Widerstandskraft und Glaubensstärke
Francesca Sabatinelli - Vatikanstadt
Es war ergreifend, die Bevölkerung während der Weihnachtsfeierlichkeiten zu begleiten, um das Wort des Papstes und die Nähe der Weltkirche in das Land zu bringen, das als das ärmste der Welt gilt. Das berichtet Erzbischof Séamus Patrick Horgan, Nuntius im Südsudan, mit Blick auf seine Reise im vergangenen Dezember.
Vom 23. bis 27. Dezember hatte er die Diözese Malakal im Norden des Landes bereist, an der Grenze zum Sudan. Die Region leidet noch immer unter den Zerstörungen des Bürgerkriegs, der 2020 zu Ende ging, ist zusätzlich nun aber mit der Ankunft von Hunderttausenden von Flüchtlingen konfrontiert, die vor dem Konflikt im Sudan geflohen sind. Diese Menschen kommen zu den Zehntausenden von Binnenvertriebenen hinzu, die seit Jahren unter prekären Bedingungen leben. Die Region wird außerdem häufig von Überschwemmungen heimgesucht.
Einladung des Ortsbischofs
„Weil der Upper Nile State, in dem die Diözese liegt, am nächsten am Sudan liegt, ist gerade die Diözese Malakal jetzt auch der Ort, an dem in gewissem Sinn das Drama und die Tragödie des Sudans am meisten Auswirkungen zeitigt,“ so der Erzbischof gegenüber den Vatikanmedien. „Ich habe daher sofort die Einladung des Bischofs (Stephen Nyodho Ador Majwok, Anm. d. Red.) angenommen, um auch die Nähe von Franziskus zu vermitteln.“
Der Nuntius nahm an der Weihnachtsmesse teil, die in einer Kapelle des von den Vereinten Nationen verwalteten Flüchtlingslagers fünf Kilometer außerhalb der Stadt gefeiert wurde. „Ein sehr schöner Moment, den etwa 500 Menschen miterlebten“, bevor es dann zur Feier in der Kathedrale von Malakal ging, die ebenfalls von zahlreichen Gläubigen besucht wurde. „Dort haben wir als erste Weihnachtslesung die Prophezeiung des Propheten Jesaja genommen, der vom Wiederaufbau der Stadt Jerusalem spricht, um auch für den Wiederaufbau von Malakal zu hoffen und zu beten“. Die letzte Feier, die der Nuntius begleitete, fand dann am 26. Dezember, dem Stephanstag, in der Gemeinde Kodok am Westufer des Weißen Nils statt.
Schmerz und Glaube
„Der Südsudan ist ein Land, das herzzerreißende Dramen bietet“, sagt Horgan, „aber auch großartige Beispiele für Glauben und Beharrlichkeit, für Vertrauen trotz der Tragödie.“ Ein Beweis dafür ist auch das intensive Engagement der Kirche vor Ort, vor allem durch die Caritas, die von der italienischen Schwester Elena Balatti geleitet wird. Sie sei ein Beispiel für die vielen Missionare, die „selbst während des Krieges an ihrem Platz geblieben sind und immer noch dort sind“, würdigt der Nuntius die Arbeit der Kirche, die neben Nichtregierungsorganisationen und den Vereinten Nationen der Bevölkerung beisteht, vor allem mit der Verteilung von Nahrungsmitteln.
Die Weihnachtsbotschaft
Die Einwohner Südsudans stellen ein junges Volk, das „jüngste“ der Welt, in einem Land, das offiziell erst 2011 nach der Abspaltung von Sudan gegründet wurde. Ein Volk, das, wie der Nuntius erzählt, „große Resilienz und Widerstandsfähigkeit gezeigt hat und immer noch zeigt, obwohl es so viele Jahre lang Prüfungen ausgesetzt war. Inmitten aller Herausforderungen ist in ihnen immer ein Geist der Freude lebendig, den sie alle während der Feierlichkeiten zeigen. Selbst unter schwierigen Umständen bleiben die Freude und die Loyalität dieser Menschen erhalten."
Neben der dramatischen Lage gebe es auch „großen Trost, trotz der sehr schweren Wirtschaftskrise, die dieses Volk tötet, erschöpft durch den Krieg im Sudan, der den Ölexport gestoppt hat. Es gibt kein Geld, es gibt kein Einkommen. Wir sind uns bewusst, dass dieses Volk niedergeschlagen ist“, so der Nuntius, der sich allerdings davon überzeugt zeigt, dass es weiterhin von einem großen Glauben beseelt sei, der besonders in Zeiten wie Weihnachten sichtbar werde, „dessen Botschaft stark ist, selbst inmitten so vieler Schwierigkeiten“.
Nuntius Horgan ist besorgt darüber, dass auch wegen der vielen Konflikte in der heutigen Welt die internationale Aufmerksamkeit für die Situation im Südsudan fehlt. In diesem Zusammenhang seien die Bemühungen der lokalen Kirche besonders wichtig, so der päpstliche Vertreter. Auch in der Bildung sind die Ordensmänner und -frauen, Missionare und Missionarinnen besonders aktiv, unter anderem leiten sie viele Schulen in dem Land.
Das Engagement des Heiligen Stuhls
Vor knapp zwei Jahren war Papst Franziskus in den Südsudan gereist, ein zuvor lange gehegtes Vorhaben, das dann endlich umgesetzt werden konnte. Auch der Staatssekretär des Vatikans, Kardinal Pietro Parolin, und der Präfekt des Dikasteriums für den Dienst der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung, Kardinal Michael Czerny, waren in den letzten Jahren zu Besuch in dem Land, um den Friedensprozess zu fördern und Zeichen der Nähe des Papstes zu vermitteln.
Die Erinnerung an den Besuch und die Worte des Papstes sind in dem Land noch immer lebendig, ein grundlegender Faktor für die Arbeit der Nuntiatur, „die so auf der Wirkung aufbauen kann, die der Besuch des Papstes hatte und immer noch hat: sein Beitrag zur Friedenssicherung zuallererst, und dann zu einem Entwicklungsschub für die Zukunft dieses Landes und das Wachstum seiner Kirche“, so der Nuntius.
(vatican news - cs)
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