Syriens Übergangsleiter äußert Hochachtung für Papst Franziskus
„Seine Aufrufe und Taten zugunsten des Friedens und der notleidenden Völker haben mich tief beeindruckt“, brachte al-Golani, der sich heute lieber mit seinem bürgerlichen Namen Ahmad al-Sharaa vorstellt, seine Wertschätzung für Papst Franziskus zum Ausdruck, wie Faltas schreibt. Die Gespräche zwischen al-Golani und den Vertretern der christlichen Kirchen, darunter Faltas, fanden im Präsidentschaftspalast von Damaskus statt, aus dem der langjährige Machthaber Baschar al-Assad am 8. Dezember geflohen war.
Al-Sharaa alias al-Golani ist ein früherer Islamist, der seit seinem Antritt als Leiter der Übergangsregierung Signale der Entspannung an Minderheiten und an die Weltgemeinschaft sendet. Bei dem Treffen mit den christlichen Würdenträgern betonte er die wichtige Rolle der Christen beim Wiederaufbau des Landes. „Die syrischen Christen sind eine bedeutende und integrale Komponente der Geschichte unseres Volkes,“ so al-Golani.
Insgesamt wolle man die Rückkehr syrischer Flüchtlinge ermutigen. Die neue Regierung sei entschlossen, demokratische Strukturen aufzubauen und die Rechte aller Bevölkerungsgruppen zu achten. „Wir arbeiten für Einheit und Frieden. Es wird Zeit brauchen, aber ich bin zuversichtlich, dass wir politische und soziale Stabilität erreichen werden,“ zitierte Faltas den Leiter der syrischen Übergangsregierung.
Gastgeschenk: Medaille der Damaskus-Märtyrer
Der Vikar der Franziskaner-Kustodie des Heiligen Landes unterstrich gegenüber dem neuen Machthaber Syriens die Bereitschaft der franziskanischen Gemeinschaft, an Versöhnungsinitiativen zugunsten der syrischen Bevölkerung mitzuwirken und die Rechte aller religiösen Minderheiten zu schützen. Er überreichte al-Sharaa eine schriftliche Bitte der Kustodie, in Syrien „den Prozess der Einheit eines Volkes zu stärken, das ein Erbe der Geschichte und der alten Zivilisationen ist“ und „die friedensstiftende Präsenz der syrischen Christen zuzusichern“. Franz von Assisi selbst sei im Zeichen der Versöhnung vor 800 Jahren, mitten in den Kreuzzügen, auf verschlungenen Wegen nach Ägypten gereist, um Frieden zu suchen.
Als Gastgeschenk für al-Golani/al-Sharaa überreichte Pater Faltas dem Leiter der syrischen Übergangsregierung die Gedenkmedaille der im Oktober heiliggesprochenen Franziskanermärtyrer von Damaskus, „in der Überzeugung, dass ihre Fürsprache dazu beigetragen hat, den Weg zum Frieden in Syrien zu öffnen“, wie Faltas schreibt.
Ein Zeichen des Neuanfangs
Der Besuch in Syrien begann für Pater Faltas und seine franziskanischen Mitbrüder am 29. Dezember 2024, dem Tag der Eröffnung des Heiligen Jahres der Hoffnung in den Bistümern der Weltkirche. Als „Pilger der Hoffnung“ reisten sie von Jordanien über den Libanon nach Syrien, um in den schwer geprüften Gemeinden Solidarität und Unterstützung zu zeigen. In Damaskus feierten sie eine Heilige Messe am Altar der Franziskanermärtyrer von Damaskus, unter ihnen der Tiroler Engelbert Kolland. „Dank ihrer Fürsprache beginnt das syrische Volk, wieder in Würde und Frieden zu leben,“ sagte Faltas in seiner Predigt.
Engagement der Franziskaner
Die franziskanische Gemeinschaft hat sich während der gesamten Krise in Syrien für die Unterstützung der Menschen vor Ort eingesetzt. Pater Loai Bsharat, Pater Hanna Jallouf und weitere Franziskaner leisten seit Jahren in den Gebieten von Idlib, Aleppo und anderen Regionen unermüdliche Arbeit, um die vom Krieg geprägten Gemeinschaften zu unterstützen. Besonders in Idlib, einer Region mit großer Armut und Unsicherheit, setzen sie sich für die christliche Präsenz und den interreligiösen Dialog ein.
Kein Handshake mit der deutschen Außenministerin
Am Freitag, den 3. Januar, besuchten als erste westliche Politiker Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock und ihr französischer Amtskollege Jean-Noël Barrot al-Golani/al-Sharaa zu Gesprächen, die ebenfalls im Präsidentschaftspalast stattfanden. In einer vielbeachteten Geste vermied es der frühere Islamistenführer, der deutschen Politikerin die Hand zu reichen, begrüßte aber Barrot mit Handschlag. Baerbock unterstrich in Damaskus, alle müssten am verfassungsgebenden Prozess und an einer künftigen syrischen Regierung beteiligt werden. Die Europäische Union wolle mithelfen, dass dieses künftige Kapitel Syriens ein friedliches und freies werde.
(vatican news – gs)
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