Bischof Hinder: Erklärung von Abu Dhabi hat weitreichende Konsequenzen
Der katholische Bischof für Südarabien, der Schweizer Bischof Paul Hinder, forderte Christen und Muslime zu einem vertieften Verständnis der jeweils anderen Glaubenspraxis auf: „Dialog zwischen den Religionen läuft nicht nach dem Prinzip der Konsumgesellschaft: Alles sofort möglichst billig!“ Vielmehr gehe es darum, sich anderen in Ehrfurcht und ohne Überheblichkeit geduldig zu nähern und so gegenseitiges Vertrauen zu schaffen.
Erklärung von Papst und Großimam „nicht perfekt“
Anfang Februar hatte Papst Franziskus als erster Papst die Arabische Halbinsel besucht. Die vom Papst und dem Großimam der Kairoer Al-Azhar Universität, Ahmad Al-Tayyeb, unterzeichnete islamisch-katholische Erklärung über „Menschliche Geschwisterlichkeit" war teils auf Kritik gestoßen. Hinder verteidigte das Dokument, auch wenn es „nicht perfekt" sei. Zwischen Christentum und Islam gebe es Unterschiede. Was uns aber verbindet, so betont er, ist „der Glaube, dass wir Geschöpfe des einen Gottes sind.“
Die Theorie muss Praxis werden
Nun müssten den Worten des Papstes Taten folgen: „Das Dokument macht bemerkenswerte Aussagen, die - sofern sie nicht toter Buchstabe bleiben - weitreichende Konsequenzen haben." Der Bischof mit Sitz in Abu Dhabi hofft, dass „echte Fortschritte" erzielt werden, zumal gegenwärtig Menschen unter mangelndem Verständnis und Intoleranz litten. „Solange es hüben und drüben Menschen gibt, die sich ohne Angst gewaltlos in den Dienst der anderen stellen, behalten Worte wie ,Toleranz und Liebe' ihre Kraft", so Hinder. Nur so sei Dialog keine „akademische Alibi-Übung“, sondern könne „gelebte Realität vor Ort“ werden.
Seit 2005 ist der 76-jährige Kapuzinerpater Bischof des Apostolischen Vikariats Arabien, das derzeit sechs Länder mit rund 2,1 Millionen Katholiken umfasst: die Vereinigten Arabischen Emirate, Jemen, Oman, Katar, Bahrain und Saudi-Arabien.
(kna - ap)
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