Papstreise nach Mosambik: „Er ist bei den Armen“
Christine Ringkamp - Vatikanstadt
Pfarrer Paul Stapel ist Mitbegründer der „Fazendas da Esperança“ („Höfe der Hoffnung“). Dies ist eine Einrichtung, in der Süchtige jeglicher Art zusammen leben, um sich gegenseitig zu unterstützen und sich ein neues Leben zu ermöglichen. Pfarrer Stapel besuchte vor wenigen Wochen die Fazendas in Mosambik, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen.
Die Bevölkerung leide immer noch sehr stark unter den Folgen der Naturkatastrophe, meint er im Gespräch mit uns. Der Pfarrer kann von vielen Einzelschicksalen berichten. Viele Menschen seien umgekommen und einige werden bis heute noch vermisst. Kindergärten, Grundschulen, Internate und Krankenhäuser standen bis zu den Dächern unter Wasser oder wurden komplett zerstört. Die Erzählungen, die Paul Stapel von den Einwohnern dort hörte, berühren ihn immer noch noch zutiefst. Viele Bewohner der Fazendas halfen bei dem Unglück von morgens bis abends „bis zum Umkippen“. Der Wille, zu helfen, sei sei groß gewesen.
Eine große Anzahl von Menschen verlor durch die Sturm- und Flutkatastrophen ihre Familienmitglieder und Angehörige. „Zum Beispiel war im Kindergarten ein Kind sehr traurig. Ich fragte das Mädchen, warum es traurig sei. Darauf antwortete sie: ,Ich habe Mama, Papa und drei Geschwister verloren. Ich bin ganz alleine.‘ ,Da kann man auch traurig sein‘, erwiderte ich“, so Pfarrer Paul Stapel.
Neue Hoffnungen
Neben dem Leid und der Trauer mache sich aber auch wieder Hoffnung im Land breit. Die Hilfe der Menschen und die Nähe des Bischofs seien ein großer positiver Beitrag. „Aber die Menschen, wie sie anpacken, wie sie wieder neu anfangen, wie sie Hoffnung haben. Der Bischof, der eineinhalb Tage da war, ist sehr nah bei den Leuten. Er war sofort nach der Katastrophe mit dem Hubschrauber gekommen und wollte sehen, was los ist. Er gibt sich sehr viel Mühe und ist sehr nah bei den Leuten. Das ist schön. Es ist viel Hoffnung da, aber auch viel Leid, viel Schmerz, keine Frage“, erklärt der Pfarrer.
Das Land müsse wieder komplett neu aufgebaut werden. Die Ernte bleibe aus und die Einwohner müssen versorgt werden. Deshalb haben sich die Fazendas weltweit zusammengeschlossen und Aktionen durchgeführt, um Geld für Mosambik zu sammeln. Dafür empfanden die Menschen große Dankbarkeit, betont der „Fazendas da Esperança“-Mitbegründer: „Die Leute waren sowas von dankbar und haben sich immer wieder bedankt. Das war wirklich sehr toll.“
Nun reist Papst Franziskus im September nach Mosambik. Grund dafür sind die Sturm- und Flutkatastrophen der Zyklone. Die Menschen können es gar nicht glauben, dass die Reise wirklich bevorsteht. Stapel berichtet: „Immer wieder wurde ich von den Leuten gefragt: ,Stimmt das? Kommt der Papst wirklich zu uns?‘ Sie können es gar nicht fassen. Aber sie sind so glücklich.“
Die Bewohner Mosambiks hätten jedoch kaum eine Möglichkeit, ihn zu sehen - entweder, weil sie kein Geld haben, um an die Orte des Papstbesuches zu kommen, oder weil sie keinen Fernseher besitzen, mit dem sie Übertragungen des Papstbesuches verfolgen könnten: „Aber trotzdem macht es sie unheimlich froh und das ist wieder typisch für unseren Papst. Er ist einfach sympathisch. Er ist bei den Armen. Er nimmt an ihrem Leid teil. Das spüren die Leute. Da sind sie unheimlich dankbar.“
Der Besuch in Mosambik steht unter dem Motto: „Hoffnung, Frieden und Versöhnung“. Die Worte des Papstes geben den Einwohnern Hoffnung, beobachtet der Geistliche. Denn so hätten sie das Gefühl, nicht vergessen zu werden. Der Frieden sei „brüchig“ und nach einer langen Zeit des Krieges und der Armut stehe jetzt Versöhnung an, mit Gott und mit sich selbst, meint der Pfarrer, der viel mit den Menschen über den kommenden Papstbesuch gesprochen hatte. Dabei komme es auch vor, dass die Menschen sich fragten: „Warum hat Gott uns das geschickt? Und sind wir böse oder woran liegt das?“ In dieser Situation sei der Papst wirklich ein Zeichen der Hoffnung, Frieden und auch Versöhnung für die Menschen.
Unterzeichnung eines endgültigen Friedensabkommens – „Ein Schritt in die richtige Richtung“
Die Regierung und die ehemaligen Renamo-Rebellen hatten in Mosambik an diesem Donnerstag ein endgültiges Friedensabkommen unterzeichnet. Der Bürgerkrieg ist zwar bereits seit 1992 offiziell beendet, aber nicht alle Rebellen legten die Waffen nieder. Das Abkommen ist aus Sicht von Pfarrer Paul Stapel demnach sehr bedeutend. In Mosambik herrsche zwar Frieden, aber in vielen Gegenden merke man immer wieder, dass noch das alte System herrsche. Als Bespiel nannte Stapel, dass viele Menschen kein Land hätten, große Flächen seien hingegen im Besitz der Regierung.
Indirekt beeinflusse wohl auch der Papstbesuch die politische Situation, tippt Pfarrer Stapel. „Aber ich denke, indirekt hat es Auswirkungen und es ist wirklich ein Zeichen der Hoffnung, dass der Frieden sich langsam stabilisiert. Dass der Papst dahinkommt, das hat für die Leute und, ich denke auch, für die Politiker, für alle, Auswirkungen positiver Art.“
Die Unterzeichnung des Friedensabkommen sei „sicher ein Schritt in die richtige Richtung“.
(vaticannews - cr)
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