Ökumene-Treffen in Ottmaring: Ein dreifaches Jubiläum
Am Nachmittag desselben Tages im Jahr 1999 kam in Ottmaring bei Augsburg die erste Gruppe von Verantwortlichen verschiedener katholischer, evangelischer und freikirchlicher Gruppierungen zusammen – die Geburtsstunde des Netzwerkes „Miteinander für Europa“. Und keinesfalls aus Zufall fand das Treffen auch am 30. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer statt, erläutert gegenüber Radio Vatikan Beatriz Lauenroth, die Medienverantwortliche des ökumenischen Netzwerkes:
„Die drei Ereignisse waren für die Anwesenden eng miteinander verknüpft und prägen den ,Gründergeist‘ der Initiative. ,Ihr seid Botschafter der Versöhnung‘, ermutigte bei der Feier der evangelische Bischof Christian Krause die Anwesenden. Er hatte 1999 als damaliger Präsident des Lutherischen Weltbundes die ,Gemeinsame Erklärung‘ mit unterzeichnet und erinnerte als einer der Zeitzeugen an die vielen ermutigenden Schritte, die in der Ökumene dadurch und seitdem getan wurden.“
Im aktuellen Klima zunehmender Europa-Skepsis und politischer Polarisierung, so mahnte der Bischof die Anwesenden, brauche es gerade die Erfahrung der Bewegungen und geistlichen Gemeinschaften von versöhnter Verschiedenheit. Zahlreiche Initiativen stellten sich in kurzen Beiträgen vor, um die Vielfalt der Beziehungen deutlich zu machen, die das gemeinsame Ökumene-Netzwerk prägen, betont Lauenroth:
„In Ungarn bewegt sie Christen verschiedener Konfessionen dazu, sich miteinander Menschen in Not und Isolation zuzuwenden, auch in den Transitlagern für Geflüchtete. In Österreich drängt es Mitglieder verschiedener Gemeinschaften dazu, ihre eigenen Grenzen zu überschreiten, die Kontakt zu Christen in Slowenien und Italien zu suchen und sich miteinander für die aktuellen Bedürfnisse in ihren Regionen einzusetzen. Ein Blick in die Schweiz zeigte, wie regionale Gruppen des Miteinander-Netzwerkes gemeinsam für eine neue Leidenschaft für ein aktives Engagement in Europa werben.“
Der Moderator des Ökumene-Netzwerkes, Gerhard Proß, hatte während des Treffens allerdings nicht nur Erreichtes gewürdigt, sondern auch Perspektiven für die Zukunft skizziert: Es gelte, der Versuchung zu widerstehen, neue organisatorische Strukturen zu entwickeln. Stattdessen müsse das Thema Versöhnung vertieft werden, unterstrich Proß. Im derzeitigen „Klima der Enttäuschung, des Verlusts an Glaubwürdigkeit der Kirchen und der ausbleibenden Aufbruchsstimmung“ liege eine große Chance darin, die positiven Erfahrungen zwischen Amt und Charisma, zwischen Kirchenleitung und charismatisch geprägten Ausdrucksformen von Glaubensleben in den Bewegungen zu bezeugen: „In Zeiten des Auseinanderdriftens und der Tendenzen zur Abgrenzung wollen wir ein prophetisches Zeichen für ein glaubwürdiges Miteinander in Europa sein“.
Am Abend machte sich die Gruppe aus dem Rathaus auf den Weg in die evangelische Kirche St. Anna, in der 1999 die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre unterzeichnet worden war. Dort endete der Tag mit einem ökumenischen Gebet und einer Lichterprozession. Auf dem Platz vor der Kirche fand das Jubiläum mit Gesängen und einem Segen seinen feierlichen Abschluss.
(pm - cs)
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