D: Bischof Oster dämpft Erwartungen an Synodalen Weg
Tiefe Besinnung über Macht
Der Synodale Weg sei vor dem Hintergrund der von der Bischofskonferenz in Auftrag gegeben sogenannten MHG Studie eingeschlagen worden, erinnert Oster in dem Gespräch, das vor der Ersten Synodalversammlung aufgezeichnet wurde. Der Passauer Bischof plädiert für eine „tiefe Besinnung über die Frage, was Macht in der Kirche bedeutet“ und warnt zugleich vor zu hohen Erwartungen an den deutschen Reformweg. Große Fragen, die dort zur Sprache kämen, seien eher Inhalt eines Konzils und beträfen die Weltkirche, gibt er zu bedenken.
„Ich glaube, wenn wir es verkürzen und sagen: Wir wollen jetzt das Frauenpriestertum einführen, und wir wollen jetzt eine neue Sexualmoral, und wir wollen den Zölibat aufheben - das ist eine sehr deutliche Verkürzung, die stark kirchenpolitisch medial gespielt wird, die natürlich auch Druck erzeugt auf die synodale Versammlung. Ich glaube, was wir wirklich brauchen, ist eine intensive tiefe Besinnung über die Frage, was Macht in der Kirche bedeutet.“ Dieses Thema habe bereits Jesus angesprochen, der auf die Unterdrückung durch Mächtige verwies und zugleich unterstrichen habe: :„Bei euch aber soll es nicht so sein.“
Eine Kultur, die sexuellen Missbrauch begünstigt
Oster stellt die Frage, ob Bischöfe und Kleriker dieses Nachdenken tatsächlich so verinnerlicht hätten. Und er schließt daran selbstkritisch an: „Oder ist in der Kirche nicht immer wieder auch eine Kultur lebendig, wo Kleriker sich abschließen und sagen: ,Wir regeln das selber, wir sichern uns unsere Vorteile…'? Ja, diese Kultur gibt es. Und ja, diese Kultur ist natürlich sündig und sehr problematisch. Wenn so eine Kultur um sich greift, vielleicht sogar als selbstverständlich erachtet wird, weil man sie nicht mehr reflektiert, fördert sie dann Bedingungen, unter denen sexueller Missbrauch leichter geschieht und geschehen kann. Dann schützt sich eine Institution selbst.“
Sexueller Missbrauch sei immer auch ein Missbrauch von klerikaler Macht, so Oster. Dabei sollte es hingegen um echte Freundschaft gehen, gerade jungen Menschen gegenüber, und zwar nicht zuerst, um diese zu „rekrutieren“, sondern um ihnen zu helfen, unter dem Blick Gottes sie selbst zu werden, wie es der Bischof formuliert. „Dann ist das eine Liebe, die selbstlos ist. Und sexueller Missbrauch ist deswegen diabolisch, weil er ganz oft, unter dem Schein von Liebe, nur Benutzen und Gebrauchen des anderen für die eigene Triebbefriedigung ist.“
Eine Synode ist kein Parlament
Mit Rückblick auf die Jugendsynode im Vatikan bekennt der Bischof, dass er zunächst gelernt habe, was Synode für den Papst eigentlich bedeute. Dabei gehe es nicht um Mehrheitsentscheidungen, sondern um die Suche nach der Wahrheit, die Christus sei. Der Bischof fasst die Meinung von Papst Franziskus so in Worte:
„Wir sind hier Synode, wir sind kein Parlament, wir machen nicht einfach Mehrheitsentscheidungen. Wir sind ein geschützter Raum, in dem jeder frei und offen sagen kann, was er denkt und was er meint.“
Damit könne der Heilige Geist wirken, denn er wirke nicht, wenn man vorher schon seine politischen Interessen einbrächte, gibt Oster zu bedenken. Und der Papst habe auch deutlich gemacht: „Am Ende gehen wir ,cum Petro et sub Petro', also: ,Ich bin der Chef, der auch das Amt hat zu unterscheiden und zu entscheiden'.“
Schutz der Schöpfung bedeutet mehr
Ausgehend vom Thema der Amazonas-Synode merkt Oster weiter an, dass es einen tiefen Zusammenhang zwischen dem Umgang mit der Schöpfung und dem Umgang mit sich selbst gebe. Der Schutz der Natur und der Schutz des Lebens gehörten elementar zusammen. Der Bischof stellt hier einen Bezug her, um das zu verdeutlichen: „Es kann nicht sein, dass auf Umweltsünden massive Strafen folgen und für Abtreibung geradezu Werbung gemacht wird. Da passt etwas nicht zusammen.“
Mit Blick auf den Klimawandel bekräftigt Oster: „Ich glaube, dass der Mensch die Natur in einem Maße schädigt, dass wir tatsächlich der ökologischen Umkehr bedürfen, von der Franziskus spricht.“ Das sollte man aber nicht auf das scheinbare „Super-Dogma“ Co2 reduzieren, so der Bischof. Und er verweist auch auf die Vermüllung der Meere, die Ausrottung der Arten, landwirtschaftliche Großindustrien, Massentierhaltung und - mit Blick auf die Nahrungsmittelproduktion - auf Tierquälerei. Diesen Umgang mit der Schöpfung müsse der Mensch irgendwann vor seinem Schöpfer verantworten.
Jugendliche wahrnehmen und anhören
Das Engagement der Jugendlichen für den Klimaschutz befürwortet der Bischof, aber er sieht auch: „Wo wir anfangen müssen, die Geister zu unterscheiden, ist, wenn wir sehen, dass das zu einer Art Ersatzreligion wird... Oder wenn das jetzt irgendwie über allem steht“, gibt er kritisch zu bedenken. Er selbst geht mit gutem Beispiel in seinem persönlichen Leben voran: „Ich fahre ein Hybrid-Auto. Ich esse relativ wenig Fleisch und bin kein großer Konsument. Und ich versuche, mit den Menschen so umzugehen, dass sie merken: das wichtigste ist nicht der Konsum.“
Besonders mit Blick auf Jugendliche gelte es, hinzuhören, so Oster grundsätzlich. Er zeigt sich überzeugt davon, dass „wir durch die Qualität unserer Beziehungen evangelisieren“: „Ich will das junge Menschen erst einmal wissen, dass sie wahrgenommen sind, dass sie angenommen sind. Und dann kann ich hoffentlich die Liebe des Herrn, die ja schon da ist, irgendwie in ihnen verstehbar, hörbar machen, mit wecken. Und dann wünsche ich mir natürlich, dass sie in den Gottesdienst kommen, weil der Herr da gegenwärtig ist!“ Oster ist seit September 2016 Vorsitzender der Jugendkommission in der Deutschen Bischofskonferenz. 2018 nahm er an der Bischofssynode im Vatikan zum Thema „Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsunterscheidung" teil.
Oster über den eigenen Glaubensweg
Oster verrät in dem Gespräch auch, dass es mit dem Glauben für ihn selbst nicht immer leicht war: „Ich war wie viele junge Männer, die die Kirche von außen wahrnehmen, von manchem befremdet. Ich habe eine zeitlang keine guten Antworten bekommen auf meine Fragen. Und da dachte ich mir, was ich vom Buddhismus wusste – das war natürlich auch eher oberflächlich – war vielleicht ehrlicher und auch tiefer, als das, was ich in meinem Kinderglauben überliefert bekommen habe... Gott sei Dank habe ich dann noch Menschen getroffen, die mir die Tiefe des katholischen Glaubens erschlossen haben.“
Die Fragen stellte Pfarrer Thomas Maria Rimmel, K-TV.
(k-tv/vatican news – ck)
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