Ö: Weitere Reaktionen auf „Querida Amazonia“
In „Querida Amazonia“ gehe es vor allem um die konkreten Menschen, um die Schöpfung und um die Frage, ob die Botschaft des Evangeliums die Menschen in Amazonien nähren, befreien und aufbauen könne, so der Bischof bei der Pressekonferenz in Linz. Die europäischen Fragestellungen seien „nicht die ersten, die das Dokument bewegt“, zitiert die österreichische Nachrichtenagentur Kathpress Bischof Scheuer. Zugleich seien viele Themen auch für Österreich zentral, etwa Fragen der kulturellen Identität, der Entwurzelung, der Landflucht, der Migration, Fragen des Menschenhandels und der Zerstörung von Ressourcen.
Spielraum bei einigen kirchlichen Strukturen
Das zentrale Interesse der Europäer und vieler Österreicher richte sich bezüglich der Amazonas-Synode und bei „Querida Amazonia“ auf die kirchlichen Strukturen, so der Linzer Bischof. Einerseits werde auf die zentrale Bedeutung der Eucharistie für den kirchlichen Lebensvollzug hingewiesen, andererseits auf die Tatsache, dass in vielen Regionen nur einmal im Jahr Eucharistie gefeiert werde. „Was das bedeutet, dazu äußert sich der Papst viel vager, viel offener als das Abschlussdokument der Synode. Das kann man unterschiedlich deuten: als große Enttäuschung, dass hier nichts konkret verändert wird, oder auch dahingehend, dass der Papst hier zumindest einmal keine Türen zugemacht hat." Er selbst bevorzuge Zweiteres, so der Bischof. „Das letzte Wort ist hier noch nicht gesprochen. Es wird sich auf jeden Fall viel verändern.“
Absage für Weihe von Frauen
Der Weihe von Frauen werde vom Papst hingegen eine klare Absage erteilt. Er selbst hätte sich aber gewünscht, sagte Scheuer, „dass die Argumentation etwas zurückhaltender ist bzw. dass sie nicht in Widersprüchlichkeiten führt“. Er verstehe die Verwundung, die dadurch entstehe, betonte der Bischof. „Ich wünsche mir ein Aufeinanderschauen, die Wertschätzung von gegenteiligen Positionen, ein Verstehenwollen. Ich bitte einfach darum, dass wir dranbleiben, zusammenhalten und den Respekt voreinander nicht verlieren - mehr kann ich in dieser Situation nicht tun.“
Die Linzer Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl zeigte sich bei der Pressekonferenz zu „Querida Amazonia“ sehr enttäuscht über die päpstlichen Passagen zum Thema Frauen und Amt. „Wir haben alles schon einmal diskutiert. Es heißt immer, wir sollen die Dinge noch reifen lassen - aber vor lauter Reifen-Lassen, scheint mir, werden wir schon ganz runzelig. Und wir verlieren die Geduld“, so Eder-Cakl. Sie wünsche sich, dass die bestehenden Forschungen ernst genommen würden.
Im Papstschreiben werde ausführlich und gut beschrieben, wie wichtig die Frauen für die Gemeinden seien - dies gelte auch für Oberösterreich. Aber, so Eder-Cakl: „Wir müssen im Bereich Weiheamt für Frauen neue Schritte setzen, weil die Frauen die jetzige Situation nicht mehr verstehen. Es sind nicht nur vereinzelte Feministinnen in Österreich und Deutschland, die diese Forderung stellen, sondern es ist eine weltweite Forderung von Frauen in Lateinamerika, Afrika, Asien." Es gebe bei dem Thema kein Vorbeikommen mehr. „Wenn ich sage, ich höre die Leute und nehme sie ernst, wird sich auch die Kirche verändern.“ Dies sei ihre Hoffnung.
Die Apostolische Exhortation
Der Vatikan hatte das Schreiben von Papst Franziskus zur Amazonas-Synode am Mittwoch vorgestellt. Es trägt den Titel „Querida Amazonia“ (Geliebtes Amazonien). In dem Dokument fasst das Kirchenoberhaupt die Ergebnisse der Bischofssynode vom vergangenen Oktober zusammen. Mit seiner sogenannten „Postsynodalen Exhortation“ ruft der Papst zu Umweltschutz, neuem missionarischem Schwung und mehr Verantwortung für Laien in kirchlichen Gemeinden auf.
(kap - sst)
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