D: Ordensleute veröffentlichen Bericht zu Missbrauchsvorwürfen
Die Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) , Katharina Kluitmann, sprach zudem von einer nicht näher bestimmbaren Dunkelziffer.
„Ja, Brüder und Schwestern unserer Gemeinschaften haben sexuellen Missbrauch in verschiedenen Formen verübt“, sagte die Franziskanerin. Zudem habe der Umgang von Leitungsverantwortlichen und anderen Ordensmitgliedern mit Betroffenen diese noch einmal verletzt: „Wir bedauern das sehr und erkennen unser Versagen erneut an", sagte sie laut Pressemitteilung der DOK (Mittwoch).
Die DOK hatte 2019 einen in Eigenregie verfassten Fragebogen an die Leitungen der Gemeinschaften verschickt. Etwa drei Viertel - 291 von 392 - antworteten. 100 Gemeinschaften gaben an, mit Vorwürfen zu verschiedenen Missbrauchsformen konfrontiert worden zu sein. Während einige Gemeinschaften von mehr als 100 Meldungen berichteten, waren es bei den meisten anderen weniger als 10. Vorwürfe verzeichneten 53 von 77 Männerorden und 47 von 214 Frauenorden. 80 Prozent der Beschuldigten sind verstorben. Zusätzlich zu 654 Ordensleuten wurden 58 Angestellte von Orden belastet.
Kein wissenschaftlicher Anspruch der Studie
Laut Kluitmann erhebt die Befragung keinen wissenschaftlichen Anspruch; für ein solches Vorhaben fehlten der DOK die finanziellen Ressourcen. Somit könne die Erhebung auch nicht mit der MHG-Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz verglichen werden. Nach dieser im Herbst 2018 vorgelegten Untersuchung eines Forscherkonsortiums fanden sich in den 38.156 ausgewerteten Akten der 27 deutschen Bistümer Hinweise auf 3.677 Missbrauchsbetroffene und 1.670 beschuldigte Kleriker im Zeitraum von 1946 bis 2014. Die Ordensobernkonferenz machte bei ihrer Befragung keine zeitlichen Vorgaben.
Mit Blick auf die Zahlungen an Betroffene in Anerkennung ihres Leids streben die Orden laut DOK-Generalsekretärin Agnesita Dobler ein einheitliches System zusammen mit der Bischofskonferenz an. Allerdings benötigten die Gemeinschaften Unterstützung bei der Finanzierung. Das Konzept der Bischöfe sieht Summen zwischen 5.000 und 50.000 Euro pro Fall vor.
Kluitmann kündigte weitere Anstrengungen bei Aufarbeitung und Prävention an. So stelle die DOK eine Fachkraft für Prävention ein, die Ordensgemeinschaften berät.
(pm/kna – mg)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.