Mittelalterliches Manuskript über Heilige Mittelalterliches Manuskript über Heilige  (BAV Vat.sir. 559, f. 93v)

Schweiz: Ökumenisches Buch über Heilige

Ökumenischer Dialog muss heikle Themen wie die Heiligenverehrung nicht ausklammern: Das zeigt die Kommission für den evangelisch/römisch-katholischen Dialog der Schweiz mit einem Buchprojekt. Das gemeinsame Gremium der katholischen und evangelischen Kirche hat ein gemeinsames Buch herausgegeben, das sechs Biographien von Heiligen oder Menschen enthält, die beispielhaft für die Ökumene sind.

Das derzeit nur auf Deutsch erhältliche Buch soll zeigen, dass „gerade durch die Untersuchung der Unterschiede ein gemeinsamer, für beide Seiten akzeptabler Standpunkt mit Blick auf die gegenseitige Bereicherung erreicht werden kann“., wie die Nachrichtenagent cath.ch berichtet. Die Autoren des Buchen fügen in einer Mitteilung hinzu: „Je mehr wir uns mit dem Thema befassten, desto mehr wurde uns bewusst, dass die Heiligen die Kirchen nicht spalten, sondern sie vielmehr einander näher bringen“, obwohl sie unter den christlichen Konfessionen immer noch „Gegenstand von Diskussionen“ seien.

„Je mehr wir uns mit dem Thema befassten, desto mehr wurde uns bewusst, dass die Heiligen die Kirchen nicht spalten, sondern sie vielmehr einander näher bringen“

Jedes Mitglied der Kommission habe daher eine Biografie verfasst und dazu Persönlichkeiten gewählt, die Schwierigkeiten und Widersprüche erlebt hätten, sich aber immer in den Dienst der anderen gestellt hätten: von Madeleine Delbrêl, einer französischen katholischen Mystikerin, die für ihr soziales Engagement bekannt ist, bis Etty Hillesum, einer niederländisch-jüdischen Schriftstellerin, die dem Holocaust zum Opfer fiel; von der Karmeliterin Teresa von Lisieux bis zum deutschen Theologen und protestantischen Schriftsteller Jochen Klepper; von der Gründerin der katholischen Fokolar-Bewegung, Chiara Lubich, bis zum Generalsekretär der Vereinten Nationen und Friedensnobelpreisträger Dag Hammarskjöld.

Größere Gemeinschaft im Glauben 

Im Gegensatz zu den Katholiken praktizieren die Reformierten keine Heiligenverehrung. Wenn man sich jedoch „diese sechs Menschen ansieht, die ihr Leben bewusst vor Gott gelebt haben, entdeckt man das Potenzial für eine gemeinsame Art und Weise, Christ und Kirche zu sein, man spürt eine größere Gemeinschaft im Glauben und versteht, wie sie Menschen tief greifend verändern kann“. In dieser Perspektive erinnern die Autoren daran, dass „Heiligkeit nicht etwas Besonderes und Abstraktes ist, das nur wenigen vorbehalten ist, sondern die normale Berufung eines jeden Menschen ist, die im täglichen Leben als Abbild Gottes gelebt wird“.

(vatican news - mg)

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09. September 2020, 12:46