Schweiz: SRF kürzt Religionssendungen im Radio
Kritik an Kürzungen
„Die beliebten Sendungen Zwischenhalt und Blickpunkt Religion dürfen nicht ersatzlos gestrichen werden“, erklärte die Präsidentin der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ), Renata Asal-Steger. Es gehöre zum Auftrag über den Beitrag der Kirchen und Religionsgemeinschaften zum gesellschaftlichen Zusammenhalt zu berichten: „Denn Glaubens- und Sinnfragen sind für viele Menschen wichtig“, so Asal-Steger.
„Aktuelle Themen zu Religion werden im Tagesprogramm behandelt“, erklärte SRF-Direktorin Wappler. Es sei außerdem so, dass Religion nicht der Hauptfokus von SRF sei. Neben Religionssendungen fielen auch andere Formate, wie beispielsweise die Literatursendung „52 beste Bücher“, den Sparmaßnahmen zum Opfer. „Ich hoffe, die Kirchen mit der Streichung dieser Religionssendungen nicht zu vergraulen“, so Wappler weiter.
Neue Angebote für Junge
Im Zuge der Transformationsprojekte plant SRF in Zukunft auch neue Angebote im Bereich Religion. Dabei soll vor allem das jüngere Publikum angesprochen werden: „Im Moment haben wir im Bereich Religion noch kein spezifisches Angebot für junge Menschen. Das wollen wir ändern“, so Wappler. Auch in Online-Formate soll investiert werden.
Nischenprodukte geopfert
Der Präsident der Medienkommission der Schweizer Bischofskonferenz, Mariano Tschuor, zeigt sich verärgert. Von Sparmaßnahmen seien „immer die Falschen betroffen", sagte er kath.ch. Das religiöse Angebot werde stark eingeschränkt, obwohl es im Gesamtprogramm des SRF ohnehin schon ein „kleines Nischenprodukt" sei. Gemäss Tschuor müssen sich die „Kirchen und die religiösen Gemeinschaften überlegen, ob für sie ein medialer Service public gemäss Verfassung und Gesetz noch Sinn macht“.
Orientierung aktuell besonders wichtig
SRF hat die Sendungen mit Predigten und Gottesdiensten weitgehend belassen. „Es hat aber die Axt an jene Sendungen angelegt, die Religion journalistisch und reflexiv begleiten“, stellt der Präsident des Vereins Katholisches Medienzentrum, Odilo Noti, fest. In Zeiten gestiegener Unübersichtlichkeit und Ungewissheit – Noti nennt das Stichwort Corona – sei dies auch ein äußerst fragwürdiger Entscheid. „Er leistet religiösem Irrationalismus und einem reflektionsfreien Bekenntnis Vorschub“, erklärte Noti auf Nachfrage.
Hintergrund
Das privatrechtlich als Verein organisierte Non-Profit-Unternehmen SRG SSR wird nach den Grundsätzen des Aktienrechts geführt. Der Verein betreibt laut eigener Aussage das größte Medienunternehmen der Schweiz mit öffentlichem Auftrag und gewährleistet so einen wirtschaftlich und politisch unabhängigen audiovisuellen Service public in allen Landesteilen. Die SRG betreibt unter anderem das „Schweizer Radio und Fernsehen“ (SRF) . In der Vergangenheit haben die Kirchen die SRG beispielsweise bei der No-Billag-Abstimmung unterstützt.
Knappe Kasse
Die aktuelle finanzielle Situation zwingt SRF zu Sparmaßnahmen. Stellen werden abgebaut und Sendungen gestrichen. Betroffen davon sind auch drei Religions-Radiosendungen. SRF-Direktorin Nathalie Wappler bedauerte die Entscheidung bei einer Online-Pressekonferenz (Dienstag). Zu den bereits angekündigten 50 Millionen Franken (46,4 Millionen Euro) seien bis 2024 noch 16 Millionen Franken (14,8 Millionen Euro) Einsparungen bis 2022 hinzugekommen. Auch wegen rückläufiger Werbeeinnahmen streiche der SRF Sendungen.
(kath.ch/kap - sst)
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