D: „Es ist kurzsichtig, nur auf Kardinal Woelki einzuhacken“
Mario Galgano - Vatikanstadt
Bischof Bätzing sieht andererseits Fortschritte beim Synodalen Weg, warnt aber zugleich vor zu großem öffentlichen Druck. Zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe bekräftigte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Donnerstag, dass die nächste Zusammenkunft des Dialogs zur Zukunft kirchlichen Lebens eine Synodalversammlung sein werde.
Die Synodalversammlung ist das höchste beschlussfassende Gremium der von den Bischöfen und katholischen Laienvertretern 2019 gestarteten Initiative. Ausgangspunkt ist eine jahrelange Kirchenkrise, die der Missbrauchs-Skandal verschärft hat. In der Debatte geht es vor allem um die Themen Macht, Priestertum und Sexualmoral sowie um die Rolle der Frauen in der Kirche.
Rolle der Frau
Auf der Vollversammlung diskutierten die Bischöfe laut Bätzing vor allem über die Rolle der Frau und den Umgang mit Homosexualität. Es wurde „offen gestritten“, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz bei der Pressekonferenz. „Besonders angesprochen wurde in diesem Zusammenhang das Zueinander von Lehre und Praxis“, so der Bischofskonferenz-Vorsitzende. „Wir haben uns darauf verständigt, dass wir theologische Grundfragen dieser Art auch in unseren kommenden Vollversammlungen weiter vertiefen wollen.“
Nach seinem Eindruck ist beim Synodalen Weg „auf gute Weise gestritten“ und um Lösungen gerungen worden, bilanzierte Bätzing. Er warb zugleich um Geduld. „Einige meinen, nur durch lauten öffentlichen Protest ließen sich die notwendigen oder von ihnen für notwendig erachteten Veränderungen voranbringen. Ich möchte das gar nicht bewerten, wohl aber klarstellen: Der Synodale Weg ist ein geistlicher Prozess, und die Klärung hoch komplexer Fragen und die damit verbundene geistliche Unterscheidung lassen sich nicht beliebig beschleunigen.“
Bätzing betonte: „Die Bischöfe bleiben auf Kurs. Aber wir können und werden uns gerade um des Erfolgs des ganzen Projekts willen weder drängen noch bedrängen lassen.“
Aufklärung und Aufarbeitung
Beim Missbrauchsthema ging es um die Bereiche Aufklärung und Aufarbeitung. Es wurde vor allem das Thema der Verantwortung behandelt, so Bätzing. Es gelte nun, die Prävention auszubauen. „Das wurde ausführlich behandelt“, betonte Bätzing. In der öffentlichen Wahrnehmung scheine es so, als ob nichts geschehe und die katholische Kirche in Deutschland nichts dafür tue. Das stimme nicht, betonte der Limburger Bischof. Seit vielen Jahren werde daran gearbeitet. Die MHG-Studie von 2018 sei ein Ausgangspunkt, der die Richtung weise. Mit der Aufarbeitung, die die Studie gemacht habe, sei es allen ersichtlich geworden, weshalb es zu Missbrauch kommen konnte. Dies führe dazu, dass für die Selbstverpflichtungen der Bischöfe und der Verantwortlichen in der Kirche ein größerer Raum anberaumt werden soll. Der für das Missbrauchsthema zuständige Trierer Bischof Stephan Ackermann informierte seine Amtsbrüder über die Beteiligung von Betroffenen. Erstmals habe er den Betroffenen-Beirat getroffen, so Bätzing.
Aufarbeitung müsse auf vorbehaltlose Weise geschehen, damit dies transparent für die Öffentlichkeit verständlich werde. „Das ist uns bewusst“, hob der Limburger Bischof hervor. Alle Bistümer verpflichteten sich dazu. Damit verbunden sei auch eine neue Standardisierung von Personalführung, die ähnlich sein soll, wie bei weltlichen Institutionen. Es gehe konkret um die Rahmenordnung für Personalaktenführung. „Das soll deutlich verbessert werden“, stellte Bätzing klar. Die Strafprozessordnung in der Kirche solle auch geändert werden. Die Verwaltungsberichtsbarkeit solle dementsprechend geändert werden, damit Beschwerdeführer eine Antwort bekommen. „Das muss noch mit Rom abgestimmt werden“, kommentierte Bätzing diesen Beschluss.
Vieles konzentriere sich derzeit auf die Lage im Erzbistum Köln. Protestaktionen und Rücktrittszahlen seien dramatisch für ganz Deutschland. Bätzing sagte wörtlich dazu: „Wir nehmen das sehr ernst und nehmen das als skandalöse Entwicklung wahr. Es ist zu kurzsichtig, nur auf Kardinal Woelki zu schauen. Im Schatten von Köln ist erfolgreiche Aufarbeitungsarbeit geleistet worden. Das Leid werden wir nie rückgängig machen können.“
Weitere Themen waren auch der Umgang und die politische Debatte um den assistierten Suizid. Da wolle die Bischofskonferenz auf die Bedeutung der Palliativmedizin hervorheben und weiter fördern. Auch besprochen wurde die Migrationspolitik. Dazu hat man sich mit dem bosnischen Bischof von Banja Luca, Franjo Komarica, ausgetauscht und daran erinnert, dass die sogenannte Balkan-Route weiterhin existiere und für menschliches Leid sorge.
(vatican news/kna/pm)
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