D: Kirchen rufen an Ostern zu Zusammenhalt in der Pandemie auf
Unzählige Frauen bezeugten das Licht der Auferstehung, indem sie täglich für andere da seien und Licht in deren Leben brächten, sagte er in Landshut. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx rief dazu auf, trotz der Krisen in Gesellschaft und Kirche die Botschaft der Hoffnung nicht aus den Augen zu verlieren. „Wir werden uns in dieser Krise nicht bewähren, wenn jeder sein Leben gewinnen will, sondern nur, wenn wir das 'österliche Gesetz' im Blick behalten: Leben geben und so Leben gewinnen, das heißt eben, sein Leben teilen und einsetzen im Geist der Solidarität und so Zukunft ermöglichen", mahnte der Erzbischof. Für die Kirche hofft er auf einen Wendepunkt: Manchmal komme es ihm so vor, dass an Traditionen festgehalten werde aus Angst vor dem Neuen. Für den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki ist die Liebe das deutlichste Erkennungszeichen von Ostern. Das Fest zeige zudem einen Ausweg aus einer sich immer weiterverbreitenden Orientierungslosigkeit.
Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst sieht in der christlichen Osterbotschaft ein Signal der Hoffnung. „Ostern ermutigt uns, dem Leben zu trauen, weil Gott es mit uns lebt." Es falle in der aktuellen Pandemie außerordentlich schwer, hoffnungsvoll zu bleiben. „Aus Angst vor dem Virus laufen wir Gefahr, uns voneinander abzuschotten und uns hinter unseren Ängsten zu verbarrikadieren." Auch der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer rief dazu auf, in der Pandemie nicht die Hoffnung zu verlieren. „Ostern bedeutet: Corona hat uns nicht in den Klauen. Auch der Tod besiegt uns nicht".
Ostern bedeutet: Corona hat uns nicht in den Klauen
Die Menschheit erlebt nach den Worten des Osnabrücker Bischofs Franz-Josef Bode derzeit, wie quälend lang die drei Tage werden können, an denen Jesus im Grab gelegen habe. Nach einem Pandemie-Jahr voller Dunkelheit und Leid brauche es ein Ziel und ein Danach - also eine Art Auferstehung, wie sie die Christen an Ostern feiern. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick bezeichnete Ostern als „dynamisches Fest". „Lassen wir uns auferwecken und stehen wir auf, gerade jetzt im Lockdown der Corona-Pandemie." Gott wolle die Menschen aufwecken zur Achtsamkeit, zum Respekt, zum Wohlwollen, zur Rücksichtnahme und zur Hilfsbereitschaft. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch betonte, dass in Zeiten der Unsicherheit und des Zweifels der Glaube wachsen könne. Er könne „zu einem reifen, tragfähigen, belastbaren Glauben reifen, der uns dann in schweren Stunden trägt und Hoffnung gibt über allen leichten Optimismus hinaus". Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr rief zu einer nachhaltigen Solidarität in der Corona-Krise auf. Die Corona-Krise kann nach Einschätzung der Bischöfe in Sachsen zu einem tieferen Verständnis der Osterbotschaft führen. Christen könnten die Enttäuschung der Jünger nachempfinden, „wie wahrscheinlich in wenigen anderen Jahren", sagte der Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, und fragte: „Wo ist der Gott der Rettung in der Pandemie?" Auch der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt erinnerte daran, dass die Verletzlichkeit des Lebens während der Corona-Krise neu bewusst geworden sei. Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker beklagte, dass viele Menschen in ihrem Leben nur wenig mit dem Eingreifen Gottes rechneten. Beispielsweise hofften die Menschen auf die Möglichkeiten der Medizin und Wissenschaft, die aber in letzter Konsequenz auch an ihre Grenzen kämen. Zu konkreten Hilfen für leidende Menschen rief der Freiburger Erzbischof Stephan Burger auf. Er erinnerte an das Leid der Menschen in Syrien, Myanmar, im äthiopischen Bürgerkrieg oder an die Situation von Flüchtlingen an den EU-Grenzen.
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann ermunterte zu mehr Tatkraft. „Mutlosigkeit und Resignation sind die eigentlichen Steine, die uns blockieren und aus Lebensräumen Grabhöhlen machen", sagte er. Oft ließen sich vernünftig klingende Argumente finden, etwas nicht zu tun. Das verhindere aber, neue, überraschende Erfahrungen zu machen. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf sagte, so wie am Ende des Winters die Natur im Frühling neu aufblüht und neues Leben schafft, habe die Auferstehung Jesu die ganze Welt zum Leuchten gebracht. „Unsere verwundeten Seelen brauchen gerade in diesen Wochen und Monaten diese Sonne, das Aufblühen, den Glauben an neues Leben und eine Zukunft im Licht." Zu Hilfen für Menschen am Rand der Gesellschaft rief der Speyerer Weihbischof Otto Georgens als Vertretung für den erkrankten Bischof Karl-Heinz Wiesemann auf. So wie Jesus ohne Angst auf alle Menschen zugegangen sei, sollten Christen solidarisch mit „den Gebeugten, mit den Unterdrückten, mit den Fremden, mit den Arbeitslosen, mit den Gefangenen" sein. Ostern lädt nach Worten des Fuldaer Bischofs Michael Gerber ein, aufzubrechen und neue Wege zu entdecken. Gerade in schweren und spannungsvollen Zeiten brauche es dazu mutige Menschen, sagte Gerber im Fuldaer Dom. Die Osterbotschaft ermuntere, im Vertrauen auf Gott mutig neue Horizonte zu erschließen, denn Jesus gehe den Weg mit. Als Beispiele nannte Gerber etwa den NS-Widerstandskämpfer Pater Alfred Delp und den US-Bürgerrechtler Martin Luther King. In Regensburg sagte Bischof Rudolf Voderholzer: „Wir wollen nicht klagen, sondern dankbar sein, dass wir die Sakramente feiern dürfen." Gott habe keine Berührungsangst. „Er führt uns im Heiligen Geist zu einer Gemeinschaft zusammen." Das Zusammensein gehöre wesentlich zum Menschsein und gerade auch zum Christsein. Zu hoffen und zu beten sei, dass es bald wieder möglich sein werde, in der großen Gemeinschaft zu feiern.
„Verkrustungen" und Missbrauch überwinden
Das Reich Gottes beginnt nach den Worten des Passauer Bischofs Stefan Oster dort, wo der gekreuzigte und auferstandene Herr in „unserer Mitte" sein darf. Doch der Mensch sei immerfort dabei, mit Macht und Gewalt sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Dabei räumte der Bischof ein, dass auch in der Kirche, Bischöfe, Priester und andere Verantwortliche Macht im schlechten Sinne ausgeübt hätten und ausübten. Deswegen sei es immer wieder aufs Neue nötig, umzukehren und sich am Herrn zu orientieren. In Würzburg stellte Bischof Franz Jung den „Sonnengesang" des heiligen Franziskus in den Mittelpunkt seiner Predigt. Der heilige Franziskus habe an die Macht der Auferstehung geglaubt, an das Gute und Schöne. Die Menschen bräuchten solche Lieder, um aus der Osterhoffnung die Welt zum Positiven zu verändern. Für den Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke ist die Auferstehung Grund zu gelebter Hoffnung. Gottes Liebe gehe durch Leiden und Krankheiten, durch die eigenen Grenzen und Fähigkeiten und erst recht durch den Tod hindurch. Auch der Augsburger Bischof Bertram Meier sprach von Ostern als „kollektivem Hoffnungszeichen". Dieses sei „trotzig und frech" zu feiern, in der Gemeinschaft und auch zu Hause, um auch in Corona-Zeiten mit Zuversicht das Leben zu begrüßen. Denn dieses sei durch Christi Auferstehung stärker als der Tod. Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige sieht in der Corona-Krise einen Ansporn zur Kritik an „Verkrustungen" in der Kirche. „Wie viele verschanzen sich doch hinter Lehrsätzen und Gewohnheiten", sagte Feige. „Manchmal regt uns das Evangelium als das eigentliche Gewissen unserer Kirche viel zu wenig auf oder an", so der Bischof.
Christen müssten ihre „gewohnten Bahnen und Überzeugungen verlassen, um Gott auch außerhalb davon zu suchen". Den aktuellen Zustand seiner Kirche kritisierte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck. „Was wir heute von der Kirche und im Glauben oft erleben, hat viel mit Entsetzen und Schrecken, mit Flucht und mit Furcht zu tun", sagte er. Stattdessen müsse die Kirche Zeichen der Liebe und Zuneigung setzen und Segen schenken. Der Aachener Bischof Helmut Dieser bescheinigte seiner Kirche „schlechte Presse, massenhafte Kirchenaustritte, Ärgernisse im Inneren bis auf die Ebene der Chefetage und eine dunkle Geschichte von Machtmissbrauch und Verbrechen an Kindern". Er fragte, ob Ostern dabei helfen könne, in der Kirche eine neue Blickrichtung zu gewinnen, von der eine Aussicht auf Versöhnung und Neuwerden kommen könne. Der Münsteraner Bischof Felix Genn rechnet mit langfristigen Folgen aus dem Missbrauchsskandal in der Kirche. „Die Schatten, die der Missbrauch geworfen hat, werden immer bleiben, auch wenn wir noch so viel aufarbeiten, noch so viel tun, um den Schaden und die Verwundungen wieder gutzumachen und zu heilen", sagte er.
(kna - sst)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.