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Synodaler Weg: Mehrheit für grundlegende Reformen

Bei der Zweiten Synodalversammlung in Frankfurt hat sich eine breite Mehrheit für grundlegende Reformen abgezeichnet, wenn auch viele Änderungsvorschläge einer Zustimmung des Vatikans bedürften. Verbindliche Beschlüsse sollen erst beim nächsten Treffen Anfang kommenden Jahres getroffen werden. Die Synodalversammlung endet am Samstagnachmittag.

Am Freitagabend beriet die in Frankfurt tagende Vollversammlung der Initiative in Erster Lesung über drei Papiere, die das Leben in den knapp 10.000 Pfarreien zwischen Flensburg und Passau maßgeblich verändern könnten.

Frauen-Beteiligung: Spielraum besser ausschöpfen

Für mehr Beteiligung von Frauen in der Kirche sprach sich am Freitag in Frankfurt eine Mehrheit der Synodalen aus. Für eine Weiterarbeit an dem entsprechenden Text des Frauen-Forums stimmten 168 Teilnehmer. Kirchenrechtliche Möglichkeiten müssten ausgeschöpft werden, um Laien, vor allem aber Frauen, stärker als bisher an der Leitung der Gemeinden zu beteiligen.

Weiter wurde der Aufruf an die Bischöfe formuliert, in Rom eine Erlaubnis zu erwirken, dass auch in Eucharistiefeiern von ihnen beauftragte Laien eine Predigt halten dürfen. Offiziell ist dies ausschließlich einem Diakon, Priester oder Bischof vorbehalten. Nur in sogenannten Wortgottesdiensten ohne Kommunionfeier erlaubt die Deutsche Bischofskonferenz die Laien-Predigt. Die Beratungen dazu sollten am Samstag, dem letzten Tag des Treffens, fortgesetzt werden.

Rolle der Priester auf dem Prüfstand

Zuvor hatten die in Frankfurt versammelten Bischöfe und Laienvertreter über ein drittes Papier mit dem Titel „Priesterliche Existenz heute“ beraten. Trotz grundsätzlicher Kritik wurde der Text wie die übrigen Papiere bislang auch zur weiteren Bearbeitung in die zuständige Arbeitsgruppe zurückverwiesen und nicht komplett verworfen. Mit knapper Mehrheit gaben die Synodalen den Autoren zudem den Auftrag, über die Frage nachzudenken, ob es Priester in der katholischen Kirche braucht. Die Autoren empfehlen unter anderem, die verpflichtende Ehelosigkeit von Priestern, den Zölibat, auf den Prüfstand zu stellen. Zugleich gab es Beifall für die Forderung nach einer Zulassung von Frauen zum Priesteramt. Einer Änderung in diesem Bereich müsste allerdings der Vatikan zustimmen.

Neuakzentuierungen bei Sexuallehre

Die Vollversammlung des Synodaler Weges verständigte sich am Freitag zudem auf Grundzüge für Veränderungen in der katholischen Sexuallehre. Nach einer umfangreichen Diskussion stimmten am Freitag in Frankfurt eine Mehrheit in Erster Lesung für die Grundtext-Vorlage, die eine Neuakzentuierung der katholischen Moraltheologie vorsieht und dabei über die bestehenden Lehren der Kirche hinausgeht. Reformbedarf wird etwa formuliert bei der Frage der Verhütung. In der christlichen Ehe müsse nicht bei jedem Geschlechtsverkehr die Offenheit für Nachwuchs „biologisch realisiert“ werden.

Ferner rückt das Papier von einer radikalen Verurteilung von Masturbation ab. Es erteilt sogenannten Konversionstherapien für Homosexuelle eine deutliche Absage und plädiert dafür, dass sich homosexuelle Partnerschaften sowie wiederverheiratete Geschiedene „unter dem ausdrücklich von der Kirche zugesprochenen Segen Gottes gestellt sehen können“.  Dafür, die sakramentale Ehe weiterhin auf eine Verbindung von Mann und Frau zu beschränken, votierten 136 Synodale, 57 sprachen sich dagegen aus, 8 enthielten sich. Keine Mehrheit fand ein alternativ vorgelegter Text von einer konservativen Gruppe um den Passauer Bischof Stefan Oster.

Die Forderung nach einer Sexualmoral, die der Lebenswirklichkeit im 21. Jahrhundert entspricht, war von Anfang an eine treibende Kraft im Reformprojekt des Synodalen Wegs. Viele der vorgeschlagenen Änderungen können allerdings nur vom Papst entschieden werden.

Synodaler Weg wird vermutlich verlängert

Der Reformdialog der katholischen Kirche Deutschlands wird voraussichtlich verlängert. Das Präsidium des Synodalen Wegs schlug den 212 Teilnehmenden am Samstag auf der Vollversammlung in Frankfurt vor, eine zusätzliche fünfte Versammlung Anfang 2023 anzusetzen. „Wir haben gemerkt, dass es mehr Zeit und Möglichkeit geben muss, über die Änderungsvorschläge zu diskutieren und zu beraten“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. Er betonte, der Vorschlag diene der Entzerrung und solle einen Arbeitsstil befördern, „der uns hoffentlich zu verantwortungsvollen und ruhigen Entscheidungen kommen lässt“. Am Samstagnachmittag soll die Versammlung darüber abstimmen. Ursprünglich sollte die auf zwei Jahre angelegte Initiative 2021 enden. Durch die Corona-Pandemie hatte sich der Verlauf bereits um ein Jahr verzögert.

Ende am Samstagnachmittag

Am Samstagnachmittag endet in Frankfurt die zweite Vollversammlung des katholischen Reformvorhabens Synodaler Weg. Seit Donnerstagnachmittag berieten insgesamt 2021 Bischöfe und Laien in der zweiten Synodalversammlung über Machtaufteilung, die priesterliche Lebensform, die kirchliche Sexualmoral und die Rolle der Frauen in ihrer Kirche. Dabei zeichnete sich in ersten Abstimmungen eine breite Mehrheit für grundlegende Reformen ab. Bei zentralen Punkten müsste allerdings der Vatikan zustimmen. Die aktuellen Beratungen führen nicht zu Beschlüssen. Sie sind lediglich eine Richtungsanzeige.

(kna – pr)
 

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02. Oktober 2021, 11:42