D: Passauer Bischof will queeren Kirchenmitarbeitern Angst nehme
Die Videobotschaft wurde nach Angaben der Bischöflichen Pressesprecherin vergangene Woche an alle Mitarbeitenden im Bistum und beim Diözesan-Caritasverband per Mail verschickt.
Zuerst berichtete die „Passauer Neue Presse“ darüber. In dem etwa dreiminütigen Video zeigt sich der Passauer Bischof sehr bewegt von der Aktion „Out in Church“ und der ARD-Dokumentation „Wie Gott uns schuf“. Darin gaben sich im Januar 125 Kirchenmitarbeitende öffentlich als queer - also als Teil einer sexuellen Minderheit - zu erkennen. Seitdem mehren sich die Stimmen, die für eine Liberalisierung des kirchlichen Arbeitsrechts werben. Auch im Rahmen des katholischen Reformprojekts Synodaler Weg wurde der Ruf nach Veränderungen lauter.
Der Passauer Bischof betonte, er wolle keine Denunziationen und auch keine „Kultur der Angst“ in der Kirche. Sicher gebe es Menschen im Bistum, die in Angst lebten, weil sie gegen Loyalitätspflichten verstoßen hätten, die mit ihrem kirchlichen Arbeitsverhältnis verbunden seien. „Ich denke an alle, die sich queer empfinden, auch an homosexuelle Priester, die es sicher auch gibt, an Menschen, die verheiratet sind und in einer neuen Partnerschaft leben“, so Oster. Die Betroffenen wüssten, dass er versuche, treu zur Lehre der Kirche zu stehen, fügte er hinzu. Aber sie wüssten auch, dass das kirchliche Arbeitsrecht in Passau schon lange nicht mehr buchstäblich ausgelegt und dass nach Kompromissen gesucht werde. Nach seinem Wissen habe es in seiner achtjährigen Amtszeit im Bistum aus diesem Grund keine Kündigungen gegeben. Seinen Wunsch nach einem persönlichen Gespräch begründete Oster wie folgt: „Dann kann niemand Ihnen sagen: Ich sag's aber dem Bischof."
Diskreten Kontakt
Zugleich äußerte der Bischof Verständnis dafür, sollte einem Betroffenen dieser „direkte Zugang zu mir zu steil“ sein. In diesem Fall böten sich die Ehe-Familie-und Lebensberatungsstellen im Bistum für einen diskreten Kontakt an. „Ich möchte, dass Sie gehört werden, dass verstanden wird, wie es Ihnen geht.“
Am Montag hatten elf Generalvikare, also Verwaltungschefs katholischer Bistümer, einen sofortigen Verzicht auf arbeitsrechtliche Konsequenzen für queere und wiederverheiratete Mitarbeitende gefordert. Die Bistümer Osnabrück und Essen kündigten an, dass die sexuelle Orientierung oder das Beziehungsleben ihrer Mitarbeitenden kein Kündigungsgrund mehr sein soll. Eine erste Garantieerklärung dieser Art hatte vergangene Woche der Würzburger Bischof Franz Jung abgegeben. Eine entsprechende Überarbeitung des kirchlichen Arbeitsrechts wurde für den Sommer in Aussicht gestellt.
(kna – mg)
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