D: „Zeigen, dass diese Diskussion lebendig ist“
Kohlgraf sprach bei einem Diskussionsabend in Mainz von einer sachlichen Atmosphäre in Frankfurt, die durchaus „Türen öffnen könne“. Als Beispiel nannte er die Diskussion zum Thema „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“.
Es sei beeindruckend gewesen, mit wieviel Zustimmung der Text verabschiedet worden sei. „Ich selbst habe für den Text gestimmt, auch wenn ich nicht in jedem Detail zustimme“, bekannte Kohlgraf. „Aber ich glaube, dass es wichtig ist, zu zeigen, dass diese Diskussion lebendig ist, und, dass ich als Bischof nicht mehr in der Situation sein will, zu sagen, wir beenden jetzt diese Debatte.“
Er glaube, es gehöre zu seinen Aufgaben als Bischof, „Stimmungen in der Diözese bei meinen Gläubigen wahrzunehmen“. Außerdem habe der Papst aus seiner Sicht ein Recht darauf, „zu erfahren, was unsere Gläubigen umtreibt“. Dem dien auch dieser Text, „um die Diskussion weiterzuführen“.
Es gehe darum, die Zeichen der Zeit zu verstehen, so der Mainzer Bischof weiter. Gleichzeitig nehme er große Erwartungen wahr, dass jetzt schnell etwas passieren müsse: „Da wäre ich etwas zurückhaltender, weil immer auch die Einbindung in die Weltkirche wichtig ist. Es ist schon viel gewonnen, wenn die Tür zu einem Gespräch mit der Weltkirche geöffnet wird.“
Keine überzogenen Erwartungen hegen
Ausdrücklich warnte Bischof Kohlgraf vor überzogenen Erwartungen an den Reformprozess. „Sich aus den Ergebnissen einen großen Befreiungsschlag für den derzeit durchaus desaströsen Zustand der Kirche zu erwarten, ist vielleicht etwas zu optimistisch, aber es sind erste Schritte.“
Bischof Meier blickt zurück
„Einen Tag nach meiner Ernennung zum Bischof von Augsburg war es meine erste Pflicht, nach Frankfurt zum Auftakt des Synodalen Weges zu fahren. Das war Ende Januar 2020. Damals nannte ich den Synodalen Weg „ein geistliches Experiment“ - wie im Chemiesaal, so auch im spirituellen Laboratorium“, so der Augsburger Bischof Betram Meier. Nach zwei Jahren intensiven, z.T. auch steinigen Weges zeigte die Erfahrung der dritten Vollversammlung, dass das Projekt des Synodalen Weges durchaus Risiken berge. „Zwar war die Atmosphäre freundlich und weitgehend respektvoll, doch ich meinte zu spüren, dass im Untergrund der Versammlung unterschiedliche Kirchenwelten aufeinanderprallen“, so der Augsburger Bischof. Während die einen das System Kirche so schnell und so grundlegend wie möglich transformieren wollten, hätten andere mehr den geistlich-pastoralen Aspekt der Erneuerung betont. „Bei den Beschlüssen und Voten hätte ich mir noch mehr Differenzierung gewünscht. Erst aus guter Unterscheidung erwächst verantwortete Entscheidung. Als Bischof sehe ich mich in einer doppelten Pflicht: die Gläubigen, ja möglichst viele Menschen in der mir anvertrauten Diözese mit Jesus in Verbindung zu bringen; und gleichzeitig im Netz der Weltkirche zu bleiben und daran zu knüpfen, dass dieses globale Netz noch fester wird“, so Bischof Meier. Der Papst in Rom, der ihn zum Bischof ernannt habe, sei ihm dabei ein wichtiger Orientierungspunkt.
Auch der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, äußerte sich nach der Versammlung von Frankfurt positiv. Angesichts des großen Arbeitspensums und eines qualifizierten Austausches sprach er von einem „unerwartet großen Erfolg“.
Allerdings seien auch sehr viele konträre Positionen zutage getreten. Da werde, um Einigungen auf Texte zu erzielen, noch „sehr viel Überzeugungsarbeit in den Foren und auch bei uns in der Bischofskonferenz“ zu leisten sein.
(vatican news – sk)
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