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Menschen auf einem zentralen Platz in Kiew Menschen auf einem zentralen Platz in Kiew 

Österreich: Menschen in der Ukraine nicht alleine lassen

Für die Ausweitung der humanitären Hilfe in der Ukraine durch die österreichische Bundesregierung hat Caritas-Präsident Michael Landau appelliert. „Die Ukraine ist ein Nachbarland. Und unsere Nachbarn brauchen jetzt dringend unsere Hilfe“, so Landau, der sich am Freitag in Wien, auch in seiner Funktion als Caritas-Europa-Präsident, gemeinsam mit der aus der Ukraine stammenden Schriftstellerin und Bachmann-Preisträgerin Tanja Maljartschuk an die Öffentlichkeit wandte.

Der gemeinsame Tenor: Die Lage sei dramatisch, es sei dringend geboten, die Menschen in der Ukraine nicht alleine zu lassen. Die Ukraine gerate in Folge von Krieg und Pandemie ins Wanken. Die humanitäre Lage spitze sich zu. „Bereits jetzt sind 2,9 Millionen Menschen in der Ostukraine auf humanitäre Hilfe angewiesen. Es mangelt an Trinkwasser, an medizinischer Versorgung und vielerorts auch an Lebensmitteln“, so Landau. Der seit acht Jahren andauernde Krieg habe bisher bereits mehr als 13.000 Menschen das Leben gekostet. „Knapp 1,5 Millionen Menschen wurden zu Flüchtlingen im eigenen Land. Und derzeit ist völlig offen, ob und wann der Krieg in eine neue heiße Phase tritt“, betonte Landau.

Zum Nachhören - was Caritas-Chef Landau zur Ukraine sagt

Die Caritas, die seit nunmehr 30 Jahren in dem osteuropäischen Land aktiv ist, werde ihre Hilfe ausbauen, so Landau, der das Land gut kennt und in Kürze zu einem Lokalaugenschein dorthin reisen wird. Die Hilfe der Caritas beruhe auf der Versorgung mit Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs, psychosozialer Unterstützung, häuslicher Pflege in schwer zugänglichen Gebieten, sauberem Wasser, Hilfe beim Lebensunterhalt und Schutzräumen in Tageszentren für Kinder. „Es geht um basale und ganz elementare Hilfe im täglichen Überlebenskampf, dem sich viele Ukrainer ausgesetzt sehen“, so Landau. Die Caritas bitte dringend um Spenden, gleichzeitig brauche es eine Erhöhung des Auslandskatastrophenfonds und eine Erhöhung der bilateralen Mittel, forderte Landau.

Fluchtkoffer sind gepackt

„Die politische Situation in meinem Heimatland ist sehr ernst. Ich denke da in erster Linie an die Bevölkerung, an meine Familie und Freunde, die seit mittlerweile vielen Jahren unter schwersten Umständen leben müssen“, betonte die seit nunmehr zehn Jahren in Wien lebende ukrainische Schriftstellerin Tanja Maljartschuk. Viele ihrer Freunde hätten die Fluchtkoffer bereits gepackt, falls der Konflikt tatsächlich eskaliere, berichtete sie. Die Menschen vor Ort wollten ein Leben in Frieden, „sie haben Hoffnungen, Wünsche und Träume und ein Recht darauf, diese - auch wenn es noch dauern mag – auszuleben“, so Maljartschuk. Es gehe um das Recht, nicht herumgeschoben und dann vergessen zu werden.

Von der prekären Situation der Menschen berichtete die Präsidentin der Caritas Ukraine, Tetiana Stawnychy, via Zuschaltung aus Kiew. „Die Kinderarmut hat sich im ganzen Land, aber vor allem im Donbas, seit Ausbruch der Covid-Pandemie weiter verschärft.“ Zugleich setze Corona dem Land immer stärker zu. „Überfüllte Spitäler, schlechte medizinische Versorgung und verheerende soziale Folgen sind die Konsequenz.“ Generell lebe mehr als ein Drittel der Bevölkerung in extremer Armut. „Vor allem im Winter bleiben viele Wohnungen ungeheizt. Tausende alte Menschen und armutsbetroffene Familien leben in Wohnungen ohne Strom, Gas und Heizung, weil sie die Rechnungen nicht begleichen können.“

Krieg ist schreckliche Normalität

Acht Jahre nach Ausbruch des Krieges gehe den Menschen die Kraft aus, berichtete Caritas-Projektleiterin Tetiana Maltseva über den Alltag der Menschen in der Krisenregion - zuletzt haben sich wieder mehr als 100.000 russische Soldaten entlang der Grenze des Landes in Stellung gebracht. „Besonders Kinder sind von diesem Krieg betroffen. 510.000 Kinder leben allein in den Gebieten Donezk und Luhansk“, berichtete Maltseva.

Vor allem für jene Kinder, die in der Pufferzone leben, sei das Aufwachsen inmitten von Krieg zur schrecklichen Normalität geworden. „In den Schulklassen hängen etwa Schilder, die vor nicht entschärften Minen warnen“, schilderte Maltseva. Tausende Kinder müssten regelmäßig in improvisierte Schutzbunker flüchten. „Psychosozialer Stress, Alpträume, Aggressionen und Panikattacken machen ihnen schwer zu schaffen.“

Die Ukraine darf nicht in Vergessenheit geraten, so der Appell der Caritas. Mit 25 Euro könne etwa die Notversorgung von einem Haushalt mit Lebensmitteln sichergestellt werden, mit 50 Euro könne man die Schulbildung für Kinder im Konfliktgebiet in der Ostukraine unterstützen und für 180 Euro sei ein Haushalt drei Monate lang mit Heizmaterialien versorgt.

(kap – mg)

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05. Februar 2022, 12:10