D: Friedensethik durch Krieg herausgefordert
In manchen Situationen sei es ultima ratio, „dem Bösen unter Umständen mit Gewalt“ entgegenzutreten. Dies gelte für das Selbstverteidigungsrecht, das die Ukrainer „im Moment völlig legitim in Anspruch nehmen“.
Mit Waffen allein sei Frieden „nicht wirklich zu schaffen und zu sichern“, fügte der Leiter der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hinzu. Es brauche eine neue Sicherheitsarchitektur, und die Frage sei, wie eine künftige Friedensordnung aussehen könne, wenn Vereinbarungen in der Vergangenheit nicht getragen hätten. „Das ist eine riesige politische Aufgabe, die aber am Ziel Frieden ausgerichtet sein muss“, so Jung.
Sorge um Flüchtlingsfrage
Die Unterstützung für Geflüchtete sei „ganz großartig und vielfältig“, sagte der Kirchenpräsident weiter. „Wir sind aber auch in Sorge, dass es Flüchtlinge erster und zweiter Klasse gibt.“ Zudem seien manche politischen Prozesse zu kritisieren: „Ist es wirklich richtig, Flüchtlinge gerade jetzt nach dem Dublin-Verfahren nach Polen zu überführen? Wo Polen sich derzeit sehr in der Flüchtlingsaufnahme engagiert.“ Nach der Dublin-Verordnung ist stets das Erstaufnahmeland für das Asylverfahren verantwortlich.
Die Kirche erreichten derzeit viele Anfragen von Helfenden, die stark belastet seien, ergänzte Jung. „Auch Hilfe kostet Energie und Kraft, das gerät in der Öffentlichkeit manchmal aus dem Blick.“ Betroffen seien insbesondere Menschen, die Geflüchtete aus der Ukraine bei sich aufgenommen hätten. „Wir versuchen im Hintergrund, durch unsere Beratungsleistungen und Seelsorge, Unterstützung zu leisten.“
(faz/kna – mg)
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